Praxis: Fütterung von Zweinutzungshähnen mit betriebseigenen Komponenten

06 Mai 2024
Nährstoffe
Domäne Silber

Steffen Joost-Meyer zu Bakum (ÖTZ) und Jonas Dorn (Dorn & Schmidt GbR) stellten beim 3. Online-Fachforum für Zweinutzungshühner die Chancen und Grenzen bei der Nutzung von betriebseigenen Futterkomponenten in der Fütterung von Zweinutzungshähnen vor, um die Wertschöpfung auf dem eigenen Betrieb zu steigern.

Der Betrieb

Die Dorn & Schmidt GbR hält 1.500 bis 2.000 Zweinutzungshähne pro Jahr in Mobilställen, die mit 200 bis 350 Tieren belegt sind. Der Betrieb produziert keine Futterkomponenten, aber versucht, möglichst viele Komponenten von benachbarten Ackerbauern zu beziehen, um regional zu füttern. Eingesetzt werden Weizen, Gerste, Hafer, Rispenhirse und als Körner-Leguminosen Erbsen oder Ackerbohnen (je nach Verfügbarkeit); eine eigene Mahl- und Mischanlage ist vorhanden.

Einordnung des Zweinutzungshahnes

Dorn gruppiert verschiedene Rassen anhand der jeweiligen Tageszunahmen, um eine Einordnung des Zweinutzungshahnes zu ermöglichen. Von schnell wachsenden Rassen spricht man bei einer Tageszunahme von 60 bis 80 g; die Mastdauer beträgt vier bis fünf Wochen. Langsam wachsende Tiere nehmen 35 bis 45 g pro Tag zu und erreichen eine Mastdauer von acht bis zehn Wochen. Beim Zweinutzungshahn ist die Tageszunahme 20 bis 25 g und die Mastdauer 11 bis 14 Wochen. Der Bruderhahn hat eine Tageszunahme von 15 bis 20 g und eine Mastdauer von 18 bis 20 Wochen.

Möglichkeiten des Einsatzes betriebseigener Komponenten

Berater Joost-Meyer schlägt drei Futtervarianten mit betriebseigenen Komponenten vor, die unterschiedliche Technikaufwände mit sich bringen.
Die erste Variante kommt ohne zusätzliche Technik aus: 100 % Alleinfutter wird mit bis zu 30 % eigenem Weizen „verdünnt”. Alleinfutter orientieren sich an der biologischen Futtermast und können bei Zweinutzungshähnen im Proteingehalt gesenkt werden. Der Weizen wird als ganzes Korn verfüttert – bei einer langsamen Steigerung sei dies unproblematisch möglich.

Die zweite Variante baut auf 50 % Ergänzungsfutter auf, das je nach Vorgabe des Herstellers mit beispielsweise Weizen und Mais vom eigenen Betrieb supplementiert wird. Da sich auch diese Fütterungsempfehlungen auf Öko-Masthähnchen beziehen, lässt sich beispielsweise der Mais schrittweise erhöhen – Joost-Meyer unterstreicht, dass bei den vom Hersteller empfohlenen Futter-Komponenten zu bleiben ist. Da ganze Maiskörner bei der kurzen Darmpassage von Hühnern nicht verstoffwechselt werden können, sind hier eine Hammermühle, eine Quetsche oder eine Schrotmühle notwendig. Angeboten wird den Tieren entweder Ergänzer und Futterkomponenten vorgemischt in einem Trog oder als Caféteriafütterung in mehreren Trögen, die in räumlicher Nähe stehen.

Für die dritte Variante ist eine Mahl- und Mischanlage sowie eine Rationsplanung notwendig. Ein 35 % Ergänzer (nur Ölkuchen mit Vitaminen und Mineralstoffen) wird mit variablen Energie- und Proteinträgern kombiniert. Wichtig ist Joost-Meyer zufolge, dass immer Grit zur Verfügung steht.

Fütterungsbeispiel

Dorn setzt die dritte Variante auf dem eigenen Betrieb um. Joost-Meyer betont, dass es sich um ein Beispiel und keine Fütterungsempfehlung handelt.
Bis zur Lebenwoche 4 erhalten die Hähne einen Hähnchenmaststarter, der auch für Zweinutzungshähne funktioniert. Da der Betrieb nicht nur Hähnchenmast betreibt, sondern auch Legehennen hält, werden Mineralstoffe und Kalk vom Betrieb zum 35 % Ergänzer zugefügt; so lässt sich der Ergänzer für beide Zwecke einsetzen.

Von Lebenswoche 4 bis 8 verfüttert Dorn 35 % Ergänzer, dem Mineralstoffe (2 %), Kalk (2 %), Rispenhirse (10 %), Erbse (2 %), Weizen (39 %) und Hafer oder Gerste (10 %) beigefügt werden. In LW 8 bis 12 wird der Ergänzer auf 35 % gesenkt und Erbsen auf 7 % sowie Weizen auf 44 % erhöht. In LW 12 bis 20 senkt Dorn den Ergänzer auf 15 % und erhöht Rispenhirse (15 %), Erbsen (10 %) sowie Weizen (46 %). Der Rohprotein-Gehalt sinkt von 18 % auf 16,1 % auf 14,1 %, während der Netto-Energiegehalt mit 11,1 MJ, 11,3 MJ und 11,4 leicht steigt.

Dorn achtet übrigens darauf, hochwertigen Weizen mit mehr Protein zu verwenden. Der Erbsen-Anteil muss langsam gesteigert werden, da es sonst zu Verdauungsproblemen kommt. Die unterschiedlichen Futtermischungen werden nicht schlagartig eingesetzt, sondern mit dem vorigen Futter verschnitten, um die Tiere daran zu gewöhnen.

Hirse

Bei der Fütterung mit Hirse ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass Hirse im Verhältnis zu anderen Getreidearten einen hohen Proteingehalt aufweist, nicht aber im Verhältnis zu Soja. Rispenhirse und Sorghumhirse sind zwei unterschiedliche Getreide und dürfen nicht verwechselt werden: Sorghumhirse hat einen geringeren Proteingehalt als Weizen.

Magdalena Esterer
Bild: Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ), Daniel Schewe

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