Nach Ansicht der Albert-Schweitzer-Stiftung wäre der Umstieg auf die Haltung von Zweinutzungshühnern die beste Alternative zur Praxis des Tötens von Eintagsküken, die seit Anfang 2022 in Deutschland verboten ist. Bei allen anderen Möglichkeiten sieht die Stiftung Probleme mit dem Schutz der Tiere.
Albert-Schweitzer-Stiftung: „Zweinutzungshühner sind die beste Alternative!“
Aktuell gibt es fünf Möglichkeiten, mit der neuen Rechtslage in Deutschland umzugehen:
- Die Geschlechtsbestimmung im Ei, die je nach Verfahren derzeit nach neun bis 13 Tagen der Bebrütung erfolgt. Eier mit männlichen Embryonen werden aussortiert, zerstört und als Futtermittel verwendet; Eier mit weiblichen Embryonen werden ausgebrütet. Ab 2024 muss die Geschlechtsbestimmung im Ei spätestens bis einschließlich zum sechsten Tag der Bebrütung erfolgen. Bis zu diesem Tag ist davon auszugehen, dass die Embryonen noch kein Schmerzempfinden haben.
- Das Festhalten an den Legehybriden und das Ausbrüten aller Eier. Es wird darauf abgezielt, Legehennen zu erhalten, die möglichst viele Eier legen. Die männlichen Küken werden nach dem Schlupf aussortiert und gemästet – sie wachsen aber sehr langsam.
- Der Umstieg auf Zweinutzungshühner. Es werden Rassen/Hybridlinien eingesetzt, bei denen die weiblichen Tiere weniger Eier legen als die Legehybriden. Dafür wachsen ihre männlichen Geschwister relativ schnell und können besser für die Mast genutzt werden als die Brüder der Legehybriden.
- Der Import von Junghennen: Das Töten der männlichen Küken ist außerhalb Deutschlands nicht verboten und wird durchgeführt, solange keine anderslautenden Vereinbarungen getroffen (und kontrolliert) werden.
- Ein gentechnisches Verfahren, das dazu führt, dass männliche Embryonen im Ei absterben.
Probleme in der Praxis
Nach Auffassung Albert-Schweitzer-Stiftung sind die fünf Methoden der Vermeidung des Kükentötens sehr unterschiedlich zu bewerten:
- An der Geschlechtsbestimmung im Ei kritisiert die Stiftung, dass sie derzeit noch zu einem Zeitpunkt vorgenommen wird, an dem nicht auszuschließen ist, dass die Hühnerembryonen Schmerzen empfinden. Außerdem ist die Selektionsrate noch zu ungenau; es wird von Abweichungen von bis zu 20 Prozent berichtet.
- Am Festhalten der Aufzucht männlicher Küken moniert die Albert-Schweitzer-Stiftung, dass es hierfür keine konkreten rechtlichen Vorgaben gibt. Dies führe häufig dazu, dass lange Tiertransporte in Kauf genommen werden und die Küken von Deutschland z. B. nach Polen gebracht werden, um sie dort zu mästen, dass die Haltungsbedingungen schlecht sind, dass die Küken aus Kostengründen nur wenig Futter bekommen und hungern, dass die Mast so kurz ist (zum Teil nur 49 Tage), dass das Fleisch der Tiere nicht für den menschlichen Konsum verwendet werden kann (sondern nur als Tierfutter), dass es keine Vorgaben zu Transport, Mast und Schlachtung gibt, oder dass es zwar Vorgaben, aber keine Kontrollen gibt.
- Ein Umstieg auf Zweinutzungshühner würde diese Probleme nach Ansicht der Albert-Schweitzer-Stiftung lösen und er würde auch juristische Risiken (z. B. eine Tierschutzverbandsklage) minimieren.
- Junghennen oder Eier/Eiprodukte aus dem Ausland zu importieren, unterläuft nach Ansicht der Stiftung die deutschen Tierschutzstandards, sofern das Kükentöten dort weiterhin praktiziert wird. Sie lehnt diese Möglichkeit deshalb klar ab.
- Gentechnische Veränderungen an Tieren sehen die Albert-Schweitzer-Stiftung und auch die breite Öffentlichkeit sehr kritisch.
Vorgaben für die Mast von Bruderhähnen zwingend erforderlich
Um eine Qualhaltung zu vermeiden, müssten nach Ansicht der Albert-Schweitzer-Stiftung darüber hinaus Vorgaben für die Haltung der Hennen und die Mast ihrer männlichen Geschwister eingehalten werden. Wenn sich die Eierindustrie und ihre Großabnehmer nicht zum Umstieg auf Zweinutzungshühner entschließen könne, wäre die Geschlechtsfrüherkennung im Ei eine – wenn auch schlechtere – Alternative. Hier müsse der Fokus darauf liegen, möglichst bald Verfahren einzusetzen, die das Geschlecht zu einem Zeitpunkt feststellen, zu dem die Embryonen definitiv noch kein Schmerzempfinden haben. Solange das noch nicht so ist, sei ein eventueller, kurzer Schmerz beim Zerhäckseln der Eier und Embryonen aus Sicht der Stiftung „besser“ als Transport, Mast und Schlachtung unter schlechten Bedingungen.
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