"Bio-Legehennen sind zunehmend nicht mehr von konventionellen Legehennen zu unterscheiden“, sagt Vera Bavinck, Geflügeltierärztin beim niederländischen Unternehmen Fair Poultry. Nach ihrer Meinung könnte sich der Bio-Geflügelsektor mit dem Zweinutzungshuhn in Zukunft noch stärker profilieren.
„Das Zweinutzungshuhn nicht von vornherein abtun!“
"Verurteilen Sie das Zweinutzungshuhn nicht vorschnell, nur weil es sich nicht rechnet", sagt Vera Bavinck. "Unterschätzen Sie nicht die Macht einer guten Geschichte, mit deren Hilfe Sie sich einen schönen Nischenmarkt aufbauen könnten. Zweinutzungshühner, bei denen die Hennen Futter aus Restströmen verwerten und deren Hähne für den Fleischkonsum geschlachtet werden, sind eine tolle Geschichte. Eine kleine Gruppe von Verbrauchern ist bereit, über 50 Cent pro Ei und über 20 Euro pro Kilogramm Huhn von einem Zweinutzungshuhn zu zahlen. Diese Gruppe ist sicherlich noch nicht sehr groß, aber sie könnte wachsen, denn immer mehr Verbraucher ernähren sich bewusster“, sagt Bavinck.“
Die Geflügeltierärztin gründete vor zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Kollegen Roland Bronneberg das Unternehmen Fair Poultry. Bavinck und Bronneberg betreuen als Tierärzte im Auftrag von Fair Poultry Legegeflügelbetriebe, sind aber auch an Projekten wie Zweinutzungshühnern beteiligt.
297 Eier in 75 Wochen
"Fair Poultry will gemeinsam mit einer Gruppe von Geflügelzüchtern und Menschen aus der Geflügelindustrie eine Legehenne etablieren, die sowohl gut Eier legt als auch gut wächst“, erklärt Bavinck. „Ziel ist es, das Töten männlicher Eintagsküken im Legesektor zu vermeiden. Gleichzeitig wollen wir ein Huhn halten, das weniger anfällig ist als die Hochleistungshühner, zum Beispiel weniger zu Brustbeinfrakturen neigt.
Gemeinsam mit einer Gruppe von Geflügelzüchtern untersuchen Bavinck und Bronneberg, ob es möglich ist Zweinutzungsrassen in Zukunft in größerem Umfang zu halten. Dazu haben sie seit über einem Jahr mobile Hühnerställe mit 249 Zweinutzungshühner der Herkunft Sasso Silver aufgestellt. "Die Hühner legen weniger Eier als konventionelle Hühner“, fasst Bavinck zusammen. „Das Zuchtunternehmen Hendrix Genetics schreibt in seinem Managementleitfaden, dass die Sasso Silver-Henne in 75 Wochen 297 Eier legen kann", sagt Bavinck. Das ist deutlich weniger als bei herkömmlichen weißen Legehennen, die in 100 Wochen über 500 Eier legen.“ Im Hühnerwagen erhalten die Hühner zusätzlich zum Tageslicht eine moderate Zusatzbeleuchtung. Damit hofft Bavinck, die Legedauer ihre Zweinutzungshennen verlängern zu können.
Ein Huhn, das viel aushält
Die Hennen von Zweinutzungsrassen legen deutlich weniger Eier als konventionelle Legehennen und die Hähne haben eine wesentlich schlechtere Futterverwertung als herkömmliche Masthähnchen. Bavinck beziffert diese auf 1 : 5,6 oder 6 bei einem Schlachtgewicht von 2,65 Kilogramm und einem Lebendgewicht von 1,6 Kilo nach 14 bis 16 Wochen. Die Eier und das Fleisch müssen nach ihrer Ansicht daher zu deutlich höheren Preisen verkauft werden.
Dennoch sieht die Tierärztin in den Zweinutzungsrassen ein gewisses Potenzial. "Gemeinsam mit Hendrix Genetics wollen wir ein Huhn züchten, das viel aushält“, sagt sie. „Wir wollen keine Spitzensportler mehr, die in ihren Leistungen einbrechen, wenn Futter oder Klima nicht optimal sind, sondern Tiere, die auch mit minderwertigerem Futter zurechtkommen. Es wäre gut, wenn die niederländische Viehwirtschaft, weniger abhängig von teuren Rohstoffimporten wäre."
Bavinck verweist in dem Zusammenhang auf die afrikanischen Länder. Dort läuft ein Projekt von Hendrix Genetics, das so genannte SAPPSA-Projekt, bei dem Zweinutzungshühner aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit eingeführt werden. „In einigen dieser Länder scharren die Sasso-Hühner nur im Freien. Nachdem sie morgens eine Handvoll Futter bekommen haben, suchen sie sich den Rest des Tages ihr Futter zusammen. Am Abend werden sie mit einer weiteren Handvoll Reis in den Stall gelockt. Damit legen diese Tiere eine ganze Menge Eier."
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