Zweinutzungstiere: Manchmal lohnt sich die längere Mast

26 April 2023
Zweinutzungshuhn
Cream-Hahn

Annemarie Kaiser von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde hat sich mit Zweinutzungshühnern im Ökolandbau beschäftigt. Sie berichtete auf dem Fachforum für Bruderhahn und Zweinutzungshuhn 2023 über das Leistungspotenzial verschiedener Herkünfte und gab Handlungsempfehlungen für die Haltung der Tiere.

In Praxisversuchen, die man im Rahmen des Projekts Öko2Huhn durchführte, wurden 40 Mastdurchgänge mit alternativen Herkünften (Rassehühner, ÖTZ-Tiere, Zweinutzungshybriden, Gebrauchskreuzungen) in Bezug auf Leistung, Verhalten, Gesundheit und Haltung geprüft und ökonomische Kenndaten erhoben. Aktuell sind die Erhebungen zu 90 Prozent abgeschlossen. Es gab Versuchsgruppen zwischen 50 und 1.000 Tieren, die die Rassen Caramel, Coffee und Cream umfassten sowie gemischte Gruppen mit den Rassen Coffee und Cream.  

Praxisversuche im Projekt Öko2Huhn

Die Daten der täglichen Zunahmen und der Gewichte wurden mit dem Lebensalter in Relation gesetzt. Bei den Caramel-Gruppen kann sich eine längere Mast (bis zur Lebenswoche 18) lohnen, da die Tiere erst dann ihr Höchstgewicht erreichen, die Coffee-und-Cream-Gruppen nahmen nach der LW 16 nicht mehr signifikant zu. Bei der Fütterung wurden oft nährstoffreduzierte Eigenmischungen oder mit Getreide ergänzte Zukaufmischungen eingesetzt. Dieser Aspekt ist auch bei der Leistung zu beachten: Die Tiere kommen auch mit geringeren Nährstoffkonzentrationen klar.

Brustbeindeformationen bei Hähnen

Bei vielen Hähnen war der Brustbeinzustand vor der Schlachtung leicht oder stark verkrümmt; im Vorgängerproiekt ÖkoHuhn wiesen bis zu 75 Prozent der Hähne einer Gruppe Brustbeindeformationen auf, auch bei ISA757 mit Sitzstangenangebot erreichte dieser Wert bis 25 Prozent. Da aus den gesammelten Daten kein klarer Herkunftseffekt zu erkennen war, erfolgte eine Betrachtung der Haltungsbedingungen.

Beim zweiten Betriebsbesuch wurde der Anteil der Tiere mit starken Brustbeindeformationen und der Anteil der Tiere auf den Sitzstangen verglichen und es scheint, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Nutzung der Sitzstangen und den Deformationen gibt. Möglicherweise erzeugt der Druck der Sitzstangen die Brustbeindeformationen. Es sind Untersuchung geplant, ab welchem Alter Sitzstangen angeboten werden oder wie diese ausgestaltet werden sollten.

Mehr Bäume, weniger Stress

Wertet man Kammverletzungen als Indikator für sozialen Stress, fällt auf, dass in den Gruppen mit erhöhten Kammverletzungen die Sitzstangen als sicherer Rückzugsort häufiger genutzt werden. Um diese Annahme zu untermauern, sollen Auswertungen von Kameraaufnahmen folgen.

Auch die Auslaufgestaltung hat Einfluss auf die Sitzstangennutzung: Es konnte eine signifikant geringere Auslauf- und höhere Sitzstangennutzung beobachtet werden, wenn sich weder Bäume noch Sträucher im Auslauf befanden. Die Auslaufgestaltung überlagerte die Herkunftseffekte.

Magdalena Esterer
Bild: Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ)

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