Zweinutzungshühner in der Schweiz: Es ist einfach ein tolles Tier

11 Mai 2024
Zweinutzungshuhn
Hennen

Herman Lutke Schipholt von der Koordinationsstelle ÖTZ Hühnerhaltung Schweiz berichtete auf dem 3. Online-Fachforum für Zweinutzungshühner von den Fortschritten, die in der Schweiz in den letzten Jahren in Bezug auf die Zweinutzungshühner gemacht wurden.

Wie kam Schipholt zum Zweinutzungshuhn?

Schipholt war Milchbauer, bis sein Sohn vor zehn Jahren im Zuge eines Schulprojektes einen mobilen Hühnerstall baute. Dort zogen 40 Sussex Hühner des FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) ein. Diese Hühner hatte Schipholt fast vier Jahre; einmal wurden sie in die Mauser gebracht, einmal haben sie sich selbst gemausert, aber danach legten sie zu große Eier.

Später kaufte der Sohn drei Mobilställe (zwei mit 240 Plätzen, einen mit 300 Plätzen) in denen er Legehennen hielt, während Schipholt auf dem Milchviehbetrieb die Bruderhähne aufzog. Der Verkauf der Bruderhähne gestaltete sich schwierig. Ein Tag der offenen Tür bei der ÖTZ führte zu dem Wunsch, Zweinutzungshühner zu halten. Nach mehreren Jahren waren die Export-Fragen geklärt und Schipholt bekam endlich Bruteier aus Deutschland. Eine ehemalige Auszubildende Schipholts hatte zwischenzeitlich eine Brüterei aufgebaut, die mittlerweile eine Kapazität von 4.600 Eiern aufweist, 4 oder 5 kleinere Betriebe können zusätzlich jährlich etwa 400 bis 500 Eier ausbrüten.

Wie viele Betriebe halten in der Schweiz ÖTZ-Tiere?

Von den rund 60 Betrieben, die Schipholt koordiniert, handelt es sich bei 55 um Demeter-Betriebe, 5-Bio-Betriebe und 2 konventionelle. Der Hauptvertriebsweg ist die Direktvermarktung, ein geringer Teil landet im Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Die Direktvermarktungs-Kundschaft weiß, dass es sich um Zweinutzungshühner handelt, für die LEH-Kundschaft ist dies nicht sichtbar.

Was sind die größten Herausforderungen?

Schipholt hat stark mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass Zweinutzungshühner kleine Eier legen – obwohl das bei den heutigen Züchtungen nicht mehr zutrifft.

Beim Futter orientieren sich die Schweizer an den deutschen Rezepturen für die ÖTZ-Tiere. Es gibt eine Futtermühle, die extensives Futter für die ÖTZ-Tiere herstellt. Das wird auch von konventionellen Betrieben für die zweite Legeperiode gekauft, da Ressourcenschonung in der Schweiz ein großes Thema ist.

Gegen die Brütigkeit und das Glucken hat Schipholt den alten (ersten) Mobilstall ohne Nester aber mit großem Hahn neben die neuen Ställe gestellt. Die Gluckenden ziehen dorthin um und werden von dem Hahn angetrieben. Das habe sich bewährt.

Umgang mit den Hähnen

Um den Betrieben den Einstieg in die Haltung von Zweinutzungstieren und im Speziellen den Umgang mit den Hähnen zu erleichtern, hat Schipholt eine Art Rundum-Sorglos-Paket entwickelt: Henne und Hahn sind grundsätzlich verbunden, aber die Aufzucht der Hähne müssen die Betriebe nicht zwangsläufig selbst bewerkstelligen. Die Eintagsküken werden von der Brüterei für fünf Tage behalten, um sicherzustellen, dass sie gesund sind. Danach werden die hellen Küken (bei Coffee-Hühnern sind 90 % der hellen Küken männlich) den Betrieben, die aufziehen können oder wollen, übergeben.

Andernfalls gehen die männlichen Küken an Mastbetriebe. Auf Schipholts Hof ist beispielsweise Platz für 900 Küken, die dann nach 6 Wochen in separate Ställe aufgeteilt werden. Nach 14 bis 15 Wochen werden die Hähne geschlachtet – Schipholt hält das für den optimalen Zeitpunkt, da hier das Verhältnis Futterverbrauch und Fleischzuwachs am besten sei. Außerdem werden die Hähne zu diesem Zeitpunkt laut und schwierig. Die Betriebe, die sich gegen die eigene Aufzucht der männlichen Küken entschieden haben, haben dann die Wahl, ob sie die Hähne lebend oder geschlachtet, ganz oder zerlegt erhalten möchten und können auch entscheiden, ob sie selbst die Etikettierung vornehmen oder ob Schipholt das organisieren soll. Um zu verhindern, dass zuviel Fleisch in Tiefkühltruhen landet, bietet Schipholt auch an, dass die Betriebe nur die Hälfte der Hähne nehmen müssen. Schipholt ist stets unterwegs und kümmert sich um die Koordination und Organisation der Betriebe, um ein Netzwerk von Brütereien und Schlachtereien aufzubauen.

Warum sollte man Zweinutzungshühner halten?

Schipholt ist begeistert von der Schönheit der Tiere – gerade die unterschiedlichen Farben der Coffee-Hühner haben es ihm angetan. Aber auch die Größe des Magens und die damit verbundene Vielfalt an möglichen Futtermitteln. Gerade wenn verschiedene Futtersorten auf dem Betrieb vorhanden sind, kann man den Tieren das zumuten und sich vorsichtig rantasten. Die Zweinutzungshühner haben diese Fähigkeit!

Magdalena Esterer
Bild: Ökologische Tierzucht gGmbH (ÖTZ)

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