Der Vogelgrippe-Impfstoff, der derzeit in Frankreich eingesetzt wird, ist in Deutschland entwickelt worden. Der Hersteller Ceva befasst sich am Standort Riemserort (Mecklenburg-Vorpommern) mit der „RNA-Technologie“. Auf dieser Basis können auch schnell neue Impfstoffe entwickelt werden.
Für den Pharmakonzern Ceva Tiergesundheit war die weltweite Zunahme der Vogelgrippe-Ausbrüche seit 2020 und der wachsende Bedarf an Schutzmaßnahmen Auslöser, einen Impfstoff gegen das Vogelgrippe-Virus H5N1 zu entwickeln. Dies erfolgte am Ceva-Standort Riemserort in Mecklenburg-Vorpommern. Darüber berichtet der Norddeutsche Rundfunk, NDR. Nach Angaben des Unternehmens wurden bereits einige Millionen Dosen des Vogelgrippe-Impfstoffs nach Frankreich geliefert. Dort ermöglicht bekanntlich eine Notfallzulassung den Einsatz.
Veränderung des Virus und Mutationen
"Wir haben es weltweit mit einer Veränderung des Virus zu tun", sagte der Forschungsleiter des Ceva-Standortes in Riemserort, Dr. Fabian Deutskens, dem NDR. Die RNA-Technologie stellt nach Angaben des Unternehmens eine Art Plattform dar, auf der sich schnell neue Impfstoffe entwickeln ließen. Ceva hat seinen Hauptsitz in Frankreich, ist weltweit der fünftgrößte Pharmakonzern im Veterinärbereich und übernahm 2019 den Traditionsstandort in Riemserort. Dort konzentriert man sich auf die Entwicklung von Impfstoffen auf RNA-Basis.
Nach der Ausbreitung des Erregers H5N1 in der Vogelpopulation und Übertragungen auf Säugetiere hatte die Europäische Kommission es den Mitgliedsländern freigestellt, Impfstoffe einzusetzen. Frankreich erteilte eine Notfallzulassung und nutzt den Impfstoff, um Enten zu immunisieren.
In Deutschland nicht zugelassen
In Deutschland ist der Impfstoff nicht zugelassen. Hier sieht man laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems aktuell keine Notwendigkeit. Impfstoffe kämen in Deutschland nicht zum Einsatz, weil die Lage entspannt sei, so der FLI-Vizepräsident Martin Beer.
Anders stellt sich die Lage in den USA dar: Seit dem Frühjahr melden US-amerikanische Behörden immer wieder Infektionen bei Kühen, in bislang 169 Betrieben. Über die Kuhmilch haben sich dann nachweislich vier Menschen angesteckt. Die Dunkelziffer könnte deutlich höher ausfallen. Auch unter Vögeln grassiert die Seuche in den USA.
Sondersituation Finnland
Die Europäische Kommission selbst hat 665.000 Human-Impfstoffdosen erworben - als Vorsorge gegen eine Pandemie. Finnland impft inzwischen als weltweit erstes Land auch Menschen. Das Land habe eine Sondersituation mit Hunderttausenden Pelztieren, von Polarfüchsen bis hin zu Nerzen, die auch stark von Infektionen betroffen gewesen seien, so Beer. „In Nerzen kommen menschliche Grippeviren vor, die könnten sich dort mischen, das gibt dann auch viel Kontakte zu Menschen, die sich mit Nerzen beschäftigen und man möchte einen zusätzlichen Schutzfaktor einführen", erläutert der FLI-Vizepräsident dem NDR.
RKI schätzt Risiko als gering ein
In Deutschland wären Impfungen erst dann eine Option, wenn es zu vielen Ausbrüchen kommen würde und sich Menschen leichter infizieren, so Beer weiter. Das Robert-Koch-Institut schätzt das Risiko dafür derzeit als gering ein.
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