Ablehnende Haltung zur Impfung gegen Vogelgrippe kippt weltweit

23 Februar 2023
Impfung
Enten

Angesichts der Vogelgrippe (Aviäre Influenza, AI), die weltweit Millionen von Opfern gefordert hat, überdenken immer mehr Länder ihre ablehnende Haltung gegenüber Impfungen. Europa ist auf dem Weg zur AI-Impfung; in Mexiko und Ecuador laufen bereits Kampagnen an. Die Vereinigten Staaten zögern jedoch noch, da sie Handelsschranken befürchten.

Der französische Entenzüchter Hervé Dupouy musste seit 2015 bereits viermal seine gesamte Entenherde keulen, um die Ausbreitung der Vogelgrippe zu stoppen. Jetzt, wo das tödliche Virus zum x-ten Mal ausbricht, ist es seiner Meinung nach an der Zeit für die Lösung, die lange Zeit als Tabu galt: die Impfung.

"Das Wichtigste ist, dass unsere Tiere nicht krank werden und dass sie das Virus nicht verbreiten", sagt Dupouy. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters auf seinem Bauernhof in Castelnau-Tursan im Südwesten Frankreichs sagte er. "Schließlich ist es nicht unsere Aufgabe als Geflügelzüchter, tote Tiere aufzusammeln."

Nicht nur Dupouy ist der Meinung, dass es an der Zeit ist, gegen die Vogelgrippe zu impfen. Weltweit überdenken immer mehr Länder ihre ablehnende Haltung gegenüber Impfungen. Denn der übliche Ansatz - die (präventive) Keulung der Bestände - erweist sich als unzureichend zur Verhinderung der Vogelgrippe. Sie kehrt jedes Jahr zurück und richtet erheblichen Schaden an.

Verschwindet das AI-Virus bald gar nicht mehr?

Reuters sprach nicht nur mit Geflügelzüchtern, sondern auch mit Impfstoffherstellern und den weltweit größten Geflügelfleisch- und Eierproduzenten. Alle Beteiligten stellten fest, dass sich weltweit ein deutlicher Wandel in der Impfhaltung vollzieht. Nur der weltgrößte Geflügelfleischproduzent USA ist noch zögerlich.

Dass die Länder zunehmend zur Impfung tendieren, liegt nicht nur an den enormen Kosten, die mit der Keulung von Millionen von Hühnern, Enten, Puten und Gänsen verbunden sind. Regierungen und Wissenschaftler beginnen auch zu befürchten, dass das AI-Virus endemisch werden und somit nie wieder verschwinden könnte. Wenn das passiert, steigt das Risiko, dass das Virus zu einer Variante mutiert, die auf den Menschen übertragbar ist.

"Aus diesem Grund sind alle Länder der Welt über die Vogelgrippe besorgt", sagte der französische Landwirtschaftsminister Marc Fesneau. "Es gibt noch keinen Grund zur Panik, aber wir müssen in Fällen wie diesem aus der Geschichte lernen. Deshalb suchen wir weltweit nach Möglichkeiten der Impfung".

200 Millionen Opfer

Bisher waren die meisten großen Geflügelexportländer strikt gegen die Impfung gegen die Klassische Geflügelpest. Dies würde die Ausfuhren in Länder gefährden, die kein Fleisch von geimpftem Geflügel akzeptieren. Das Virus, so die Befürchtung, könnte sich unbemerkt durch geimpfte Bestände verbreiten. Bei Lebendexporten könnte es dann ohnehin durch die Maschen schlüpfen.

Doch inzwischen gerät das AI-Problem immer mehr außer Kontrolle. Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit wurden seit Anfang 2022 weltweit bereits mehr als 200 Millionen Tiere getötet. Dabei zählt die Organisation alle diejenigen Tiere, die sowohl durch eine Infektionen als auch durch eine (präventive) Keulung gestorben sind.

Notimpfungen

Mexiko hat bereits im vergangenen Jahr mit Notimpfungen gegen die Vogelgrippe begonnen. 

Gineke Mons, Geflügelnews
Bild: Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.

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