Gute Aussichten: Familie Scholte wählt Bio-Legehennen als zweites Standbein

12 November 2024
Legehenne
Melvin Scholte

Seit Anfang Oktober hält die Familie Scholte 15.000 Bio-Legehennen in einem Stall im westdeutschen Itterbeck. Nachfolger Melvin (im Bild) ist zufrieden mit dem neuen Stall. „Die Legehennen sorgen für eine Risikostreuung zusätzlich zu unserem Ackerbauzweig“, sagt er.


Die Familie Scholte aus Itterbeck hat sich für Bio-Legehennen als zweites Standbein neben dem Ackerbau entschieden. „Die Marktaussichten für Bio-Eier sind in Deutschland sehr günstig, weil die Nachfrage steigt“, sagt Neueinsteiger Melvin Scholte. Er schätzt, dass der Bio-Eierpreis in Deutschland auch in den nächsten Jahren auf hohem Niveau bleiben wird. Unser niederländischer Kollege Tom Schotman hat den Betrieb besucht und schildert seine Eindrücke mit niederländischer Brille.

Umgeben von Bäumen, Ackerland und kaum sichtbar von der öffentlichen Straße steht der neue Bio-Leghennenstall der Familie Scholte im westdeutschen Itterbeck. Luftlinie ist der neue Stall nur zehn Kilometer von der niederländischen Grenze bei Hardenberg (OV) entfernt. Und doch ist es ein großer Unterschied zu den Niederlanden. Deutschland ist viel weniger dicht besiedelt als die Niederlande, und deshalb gibt es hier mehr Platz für die Viehhaltung.

Anders als in vielen niederländischen Geflügelbetrieben sind beispielsweise die nächsten Nachbarn ein gutes Stück vom neuen Stall entfernt. Das Genehmigungsverfahren verlief daher sehr schnell. „Wir hatten die Genehmigungen innerhalb von zwei Jahren“, sagt Nachfolger Melvin Scholte (27). Er bewirtschaftet den Ackerbau- und Legehennenbetrieb gemeinsam mit seiner Frau Lara (29) und den Eltern Heiner (56) und Dietlinde (54). Die Familie hält seit Anfang Oktober 15.000 Bio-Legehennen in ihrem neuen Stall und verfügt über 120 Hektar Ackerland. Darauf bauen sie hauptsächlich Kartoffeln, aber auch Gerste, Mais und Zwiebeln an.

Zweiter Betriebszweig

Nachfolger Melvin war schon als Kind von der Landwirtschaft begeistert. Er wollte nichts anderes, als den elterlichen Ackerbaubetrieb zu übernehmen und absolvierte deshalb eine Ausbildung zum Landwirt. Diese schloss er 2015 im Alter von 18 Jahren ab. In den ersten Jahren nach seinem Abschluss arbeitete er sowohl zu Hause als auch bei anderen Landwirten in der Umgebung.

„Unsere 120 Hektar Ackerland waren zu klein, um damit zwei Familieneinkommen zu erwirtschaften. Deshalb haben wir uns nach einem zweiten Standbein umgesehen“, blickt Melvin Scholte zurück. Angesichts der hohen Erträge und der rosigen Aussichten landeten sie bei der Bio-Legehennenhaltung. „Die Idee kam von mir und unsere Bank stand von Anfang an voll dahinter. Da wir 120 Hektar Ackerland als Sicherheit haben, war die Finanzierung überhaupt kein Problem.“

Die Aussichten für Bio-Eier in Deutschland sind aufgrund vieler Faktoren gut. So ist der Selbstversorgungsgrad Deutschlands bei Eiern im vergangenen Jahr auf 73 Prozent gesunken, was auf den steigenden Eierkonsum und den schrumpfenden Legehennenbestand in Deutschland zurückzuführen ist. Außerdem steigt die Nachfrage nach deutschen Eiern im deutschen Einzelhandel. Mit diesen „regionalen“ Eiern wollen die Einzelhändler ihr Profil schärfen. Darüber hinaus steigt der Verbrauch von Bio-Eiern.

Sie entschieden sich für ein Volierensystem von Fienhage und eine Gleichdrucklüftung. „Wir liegen hier zwischen zwei Naturschutzgebieten und mussten einen Emissionspunkt haben“, begründet Scholte die Wahl des Gleichdrucks.

Lukrativer Jahresvertrag

Aufgrund der hohen Nachfrage nach deutschen Bio-Eiern konnte die Familie Scholte einen lukrativen Abnahmevertrag abschließen. „Wir haben einen Jahresvertrag abgeschlossen. In diesem Jahr erhalten wir 19 Cent pro Ei der ersten Sorte und ab dem nächsten Jahr 18,75 Cent“, sagt Scholte. Die Familie hat bewusst einen Abnahmevertrag für ein Jahr abgeschlossen. „Ich gehe davon aus, dass der Bio-Eierpreis in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau bleiben wird, weil die Nachfrage nach Bio-Eiern in Deutschland steigt.“

Die Investition in den neuen Stall war mit 2,1 Millionen Euro nicht gering, aber die derzeit hohen Renditen ermöglichen es der Familie, den Stall schneller abzuzahlen. „Wir haben mit unserer Bank vereinbart, die Scheune in 17,5 Jahren abzuzahlen. Normalerweise gelten dafür in Deutschland 18 bis 20 Jahre.“

Sollte die Nachfrage nach Bio-Eiern enttäuschen, wie etwa während der Corona-Pandemie oder 2022 nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, kann die Familie auf Freilandhaltung umstellen. „Wir haben eine Lizenz zur Haltung von 14.999 Bio- oder 22.800 Freilandhühnern“, erklärt Scholte.

 

Der Neueinsteiger Melvin Scholte besuchte an drei Tagen in der Woche einen vierzehntägigen Kurs, um das Notwendige über Geflügel zu lernen. Außerdem besuchte er acht bis neun Legehennenställe, um sich verschiedene Volierensysteme anzusehen und sich zu orientieren.

Von Beginn der Bauplanung an stand die Familie in engem Kontakt mit ihrem derzeitigen Futtermittelhersteller. „Von unserem Futtermittelberater, Tierarzt und Junghennenverkäufer haben wir in den letzten Jahren viel über Legehennen gelernt. Ich habe auch die Telefonnummern von anderen Legehennenhaltern hier in der Gegend, damit ich sie anrufen kann, wenn ich Fragen habe. Dank dieser Unterstützung hoffen wir, die Legehennenhaltung schnell zu beherrschen und gute Ergebnisse zu erzielen.“ Scholte hofft, die derzeitige Herde mindestens 90 Wochen lang halten zu können, vorzugsweise sogar bis zu 100 Wochen. „Wenn die Hühner gesund bleiben und keine Probleme mit Coli-Bakterien bekommen, sollte es funktionieren“, sagt er.

Bau verschoben

Der Plan, den neuen Stall zu bauen, stammt aus dem Jahr 2018. Die Familie beantragte die Genehmigung in diesem Jahr und erhielt sie zwei Jahre später. Obwohl sich Scholte darüber freute, dass die Genehmigung so schnell erteilt wurde, beschloss sie, den Bau zu verschieben. „Die Corona-Pandemie hat zu einer großen Verunsicherung der Verbraucher geführt. In der Folge ging die Nachfrage nach Bio-Eiern in Deutschland stark zurück und damit auch die Erträge“, erklärt Scholte.  

Kurz nach dem Ende der Corona-Pandemie, im Februar 2022, überfiel Russland die Ukraine. Dies führte nicht nur zu einer großen Verunsicherung der Bürger - und damit zu einer geringeren Nachfrage nach Bio-Eiern - sondern auch zu deutlich höheren Futtermittelpreisen. Die Preise für ökologische Futtermittel stiegen besonders stark an, da die Ukraine Westeuropas Hauptlieferant für ökologische Futtermittelrohstoffe ist. Außerdem stiegen die Baukosten während der Corona-Pandemie und nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine dramatisch an.

Niedrigerer Zinssatz

„Unsere Bank hat uns erlaubt, früher zu bauen, aber wir haben uns entschieden, es auf dieses Jahr zu verschieben. Auch die Tatsache, dass die Zinsen jetzt niedriger sind, hat eine Rolle gespielt.“ Scholte zahlt jetzt 3,4 Prozent Zinsen, während es vor einigen Jahren noch mehr als 5 Prozent waren. Die Familie hat den Zinssatz festgeschrieben - was in Deutschland üblich ist.

Die höheren Baukosten machen den neuen Stall allerdings deutlich teurer als 2018 geplant. „Wir sind 2018 davon ausgegangen, dass der neue Stall zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro kosten würde, aber mit 2,1 Millionen Euro ist der Stall nun deutlich teurer geworden.“ Trotz dieses Rückschlags ist die Familie mit dem neuen Stall sehr zufrieden.

Weitere Expansionspläne im Legehennenbereich haben sie noch nicht. „Wir wollen erst einmal die Legehennenhaltung beherrschen und gute Ergebnisse erzielen“, zählt Scholte die Ziele für die nächsten Jahre auf.
'Habe viel von Kollegen und Ausbildern gelernt'

 

Im Inneren des Stalles befindet sich ein Aussichtsbereich. „Von hier aus können die Besucher unsere Hühner im Stall und im überdachten Auslauf sehen, ohne direkten Kontakt zu den Hühnern zu haben“, sagt Scholte.
Außenansicht des neuen Stalles
Blick in den überdachten Auslauf
Tom Schotman
Bild: Ellen Meinen

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