Marktübersicht Bio-Eier und Bio-Geflügelfleisch

08 März 2024
Bio
Bioland Niedersachsen

Auf der Bioland Geflügel-Tagung, die vom 27. bis 29. Februar 2024 in Bonn stattfand, verschaffte Sebastian Schneider von der Handelsberatung Bioland e.V. dem Publikum einen Überblick über die Entwicklungen des deutschen Marktes in Bezug auf Bio-Eier und -Geflügelfleisch.

Aufgaben Bioland Handelsberatung

Die Bioland Handelsberatung fungiert als erster Ansprechpartner für den Handel zum Thema Bioland und ist in regelmäßigem Austausch mit den Handelspartnern. Im Jahresgespräch werden gemeinsame Ziele und Maßnahmen vereinbart. Die Einhaltung der Bioland Satzung, der Richtlinien, Verträge und Vereinbarungen werden kontrolliert. Die Bioland Handelsberatung und der Handel unterstützen sich gegenseitig bei der Vermarktung von Produkten. Die Handelsberatung führt Schulungen zu Bio, Bioland sowie EZOP durch, organisiert Messebesuche und hält Vorträge bei Bioland Veranstaltungen. Sie vernetzt Akteure innerhalb der Wertschöpfungsketten, hält den Markt im Blick (Marktforschung, Marktbeobachtung, Wettbewerbsanalysen) und führt Sortiments- und Potentialanalysen für die Handelsunternehmen und Eigenmarken durch. Zusätzlich wirkt sie als Ideengeber für Sortiments-/Produktentwicklungen und erschließt neue Handelspartnerschaften.

Kaufzurückhaltung beim Verbraucher

Edeka, die Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland), Rewe und Aldi als TOP 4 erwirtschaften etwa 180 Milliarden Euro Umsatz/Jahr. Das entspricht ungefähr 80 % des gesamten Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in Deutschland. Die Entwicklung im LEH ist weiterhin abschwächend – trotz massiver Preiserhöhungen gab es nur 2,8 % Umsatz-Steigerung. Der LEH verliert in allen Bereichen, die Verbraucher üben sich in Kaufzurückhaltung. Abzüglich der Inflationsrate gab es kein reales Wachstum, sondern der Umsatz schrumpfte um 2,3 %. Von der Inflation sind Bio-Lebensmittel in der Regel weniger betroffen. Der Naturkostfachhandel verliert weiterhin, die einzigen Gewinner sind die Discounter.

Bioland-Eier weitestgehend aus der Krise

Bei der Bio-Eier-Erzeugung gibt es aktuell keinen Zuwachs. Verbands-Bio ist nahezu überall im Handel zu finden und wird seitens des Handels und der Verbraucher stark nachgefragt, obwohl der Verkauf an Bio-Eiern sank. Möglicherweise wurden weniger EU-Bio-Eier gekauft und stattdessen Freiland-Eier. Die Differenzierung zwischen Verbands-Bio, EU-Bio und Freilandhaltung beim Handel und auch bei den Verbrauchenden muss klarer kommuniziert werden. Für eine Mengensteigerung sind Aktionen seitens des Handels gewünscht, in Kombination mit Mehrwertkommunikation (Imagekampagnen).

Absatz von Bio-Geflügelfleisch weiterhin schwierig

Schneider resümiert, dass die Nachfrage bei Bio-Geflügel nach starken Zuwächsen seit 2021 wieder rückläufig ist. Die Verbraucherpreise sind im Vergleich zu anderen Warengruppen relativ stabil. Der Handel setzt teilweise auf eigene Programme (beispielsweise HofGlück, Wertschätze), die mit hoher Haltungsform (aber nicht bio) zur Verwirrung der Konsumenten beitragen.

"Das Interesse des Handels an Bruderhähnen ist gleich null!"

Insgesamt geht die Nachfrage nach Fleisch zurück, Geflügel ist allerdings nicht so stark betroffen wie Rind oder Schwein. Verbraucher sind bei Geflügelfleisch preissensibler als bei Eiern. Der Handel führt Imagekampagnen in den Prospekten durch; ob damit eine Steigerung des Absatzes von Bio-Verbandsgeflügel möglich ist, bleibt zu erwarten.

Der Bioland Handelsberatung ist daran gelegen, die Verarbeitungsprodukte mitzudenken. So gehören Bio-Milch und Bio-Rinderhack genauso zusammen wie Bio-Eier und -Geflügelfleisch, da sich sonst die Eierproduktion nicht steigern lässt. Das Interesse des Handels an Bruderhähnen sei gleich null - hier ist Aufklärung dringend notwendig. Eine Bündelungsstruktur zum Vertrieb von Geflügelfleisch könnte das Problem möglicherweise verbessern. Die „Werte” Verbands-Bio und Herkunft Deutschland müssen klar herausgestellt werden.

Was muss passieren?

Um den Geflügelfleisch-Absatz zu steigern, müssen Herstellung, Handel und Verbände daran arbeiten, die Verbrauchenden besser zu informieren: Beispielsweise sinkt die Mehrzahlungsbereitschaft bei Eiern durch den Hinweis auf Bruderhähne, da der Begriff von der Mehrheit im Gegensatz zu „Kükentöten” nicht verstanden wird. Viele Konsumierende halten Freilandhaltung für besser als Bio-Haltung, da auch hier viel Unwissenheit herrscht.

Wertschätzung für Wertschöpfung

Das Auditorium wies in der Diskussion darauf hin, dass der Verkauf der Verbandsware bei Lidl (Bioland) und Aldi (Naturland) starke Einbußen in den Hofläden und im Naturkostfachhandel zur Folge hat. Das Publikum hält eine Task force für dringend notwendig, um den großflächigen Konkurs zu stoppen. Schließlich sind alle Absatzkanäle wichtig!

Magdalena Esterer
Bild: Sonja Herpich/Bioland

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