Gibt es 2023 ausreichend Bio-Futter für Bio-Legehennen? Wie teuer wird es? Welche Faktoren bringen den Futtermarkt in Aufruhr? Daniel Mayr, bei der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG zuständig für den Ein- und Verkauf von Futterware, berichtete auf dem Ankumer Bio Legehennenforum 2022 davon, wie sich die Bio-Rohstoffmärkte aktuell entwickeln.
Reicht das Futter für Bio-Legehennen auch in Zukunft?

Die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG ist eine 1991 gegründete Erzeugergemeinschaft von Ökolandwirten, die mit etwa 110.000 Tonnen Ökoerzeugnissen pro Jahr handelt - neben Getreide auch mit Gemüse, Obst und Sonderkulturen.
Bekanntermaßen müssen durch die neue EU-Öko-Verordnung Bio-Legehennen ausschließlich mit ökologisch erzeugtem Futter ernährt werden; die EU-Kommission, erlaubt allerdings, dass Bio-Geflügelhalter ihren Tieren in der Ration 5 Prozent konventionelles Eiweiß beifügen können.
Prognose: Rückgang der Handelsmengen
Während die Handelsmengen bei Futtergetreide von 17.722 Tonnen in der Saison 2015/16 auf 46.000 Tonnen in 2020/21 stiegen, wird für die aktuelle Saison 2021/22 ein Rückgang auf 44.000 Tonnen prognostiziert. Dieser Rückgang sei laut Mayr darauf zurückzuführen, dass es aktuell weniger Umsteller gäbe, also weniger Betriebe, die sich vom konventionellen zum ökologischen Anbau entwickelten. Sind diese Betriebe fertig umgestellt, wollen diese Erzeuger teurere Feldfrüchte anbauen. Bei der Bio-Getreideernte 2021 wurde dementsprechend etwa gleichviel Weizen und Roggen geerntet wie im Jahr 2020, Dinkel und Hafer (die bessere Preise erzielen) erhöhten sich stark und Gerste sowie Triticale mussten Verluste hinnehmen.
Alleinfutter für Legehennen wird noch teurer
Betrachtet man die Einkaufspreise der Erzeuger für Bio-Mischfutter von Mai 2021 bis Mai 2022, ist ein deutlicher Preisanstieg seit November 2021 zu erkennen. Als Begründung nennt Mayr einerseits die Ukraine-Krise und damit verbunden auch den signifikanten Anstieg der Preise der konventionellen Erzeugnisse. Diese beeinflussen immer auch die Preise für Bio-Erzeugnisse, da ein gewisser Preisabstand gewahrt bleiben müsse.
Ukraine-Krise als Preistreiber
Die Ukraine mit ihren humusreichen Schwarzerde-Böden produziert zusammen mit Russland etwa ein Drittel des konventionell produzierten Weizens weltweit und exportiert Bio-Sonnenblumen, Bio-Sonnenblumenkuchen, Bio-Sojabohnen, Bio-Weizen, Bio-Mais und Bio-Leinsaaten. Der Krieg führt zu Störungen in den Logistikketten und erschwert die Aussaat. Von 2002 bis 2017 stieg die Anzahl der Biobetriebe in der Ukraine von 70 auf 490. Auf 73.000 ha wurde 2020 beispielsweise Bio-Weizen angebaut. Stehen diese großen Mengen an Bio-Erzeugnissen dem Markt teilweise nicht zur Verfügung, wirkt sich das zwangsläufig auf die Preise aus. Mayr zufolge ist mittelfristig keine Entlastung in Sicht.
Zukunftsaussichten
Der Bio-Markt ist in Unruhe: Neue Kundschaft und neue Handelsbetriebe, die in Kraft getretene EU-Bio-Verordnung sowie die Ukraine-Krise machen Prognosen schwierig. Wahrscheinlich wird das Futter für Bio-Legehennen teurer und auch 2023 nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen. Es dürfte notwendig sein, die Möglichkeit der Zugabe von bis zu 5 Prozent konventionell erzeugter Futtermittel zu verlängern.
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