"Der Eierverkauf läuft derzeit in allen Segmenten gut. In der letzten Woche sind alle Eier weggegangen, obwohl die Nachfrage nach Eiern in der ersten Januarwoche traditionell gering ist", sagt Wim Thomassen von der niederländischen Union der Geflügelproduzenten (UPP). Er sagt voraus, dass der Mangel an Eiern in Europa mit Sicherheit bis Ostern und möglicherweise darüber hinaus anhalten wird. Den Bio-Legehennenhalter gibt er Hoffnung: Nachdem der Bestand an Bio-Legehennen in den Niederlanden und in Deutschland drastisch zurückgegangen ist, muss es irgendwann zu einer Verknappung von Bio-Eiern kommen, so Thomassen.
„Der Mangel an Bio-Eiern ist nur eine Frage der Zeit!"
Thomassen wickelt seit September den Eierverkauf für die Union der Geflügelproduzenten (UPP) ab und verkauft seit vielen Jahren im Auftrag von Biomer Value Egg Bio-Eier an Packstationen und Supermärkte. Dadurch hat er einen guten Einblick in den Eiermarkt.
"In der ersten Januarwoche ist es immer ruhig, was den Eierverkauf betrifft“, sagt er. Kaum ein Verbraucher füllt dann seinen Kühlschrank mit Eiern. Kurz vor Weihnachten kaufen die Verbraucher massenhaft Lebensmittel, darunter auch Eier, die sie an Weihnachten und in der darauffolgenden Woche verzehren. Dann gibt es immer eine zusätzliche Nachfrage nach Eiern. In der ersten Januarwoche werden diese Lebensmittel dann aufgebraucht, weshalb die Packstellen in dieser Woche weniger Eier verkaufen. "Trotzdem sind letzte Woche alle Eier weggegangen", blickt Thomassen zurück. Seiner Meinung nach zeigt dies, dass die Nachfrage gut ist. "Das war in anderen Jahren anders. Da hatten die Packstellen in der ersten Januarwoche mitunter noch große Bestände.
Sorgenkind Bio-Eier
Bio-Eier bleiben nach Aussagen des Fachmanns das Sorgenkind: Infolge der Wirtschaftskrise ist die Nachfrage in diesem Segment stark zurückgegangen. Hinzu kommt, dass der Selbstkostenpreis für ein Bio-Ei vor allem wegen des enormen Anstiegs der Futterkosten stark gestiegen ist. Infolgedessen erhalten die Bio-Legehennenhalter seit Monaten einen Eierpreis, der (weit) unter ihrem Selbstkostenpreis liegt. Das ist auch in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres nicht anders.
"Bio-Eier sind in aller Munde, aber der Auszahlungspreis an die Legehennenhalter ist zu niedrig. Ich habe kürzlich von deutschen Legehennenhaltern gehört, dass viele Bio-Legehennenhalter in Deutschland im letzten Jahr während des laufenden Durchgangs auf konventionelle Legehennen umgestellt haben. Infolgedessen ist der deutsche Bio-Legehennenbestand um 500.000 bis 1.000.000 Hennen geschrumpft. Auch in den Niederlanden gibt es einige hunderttausend Bio-Legehennen weniger, weil die Legehennenhalter während des laufenden Durchgangs im letzten Jahr (meist) auf Freilandhaltung umgestellt haben. In beiden Ländern zusammen gibt es vielleicht eine Million Bio-Legehennen weniger als zu Beginn des letzten Jahres. Ich schätze, dass der Bestand an Bio-Legehennen in den Niederlanden und Deutschland zusammengenommen derzeit etwa 9 bis 10 Millionen beträgt. Wenn es dann 1 Million Hühner weniger gibt, spricht man von 10 Prozent".
Bio Hennen einstallen oder nicht?
Da immer mehr Bio-Legehennenhalter konventionelle Legehennen halten, muss es irgendwann zu einer Verknappung von Bio-Eiern kommen, argumentiert Thomassen. "Die Bio-Legehennenhalter stehen nun vor der Frage, ob sie nach dem Sommer Bio-Legehennen aufstellen sollen, die sie in den kommenden Monaten bestellen müssten. Ich denke, das ist eine schwierige Frage. Theoretisch könnte man sagen, dass es nach dem Sommer einen Mangel an Bio-Eiern geben sollte. Vor allem jetzt, da in den Niederlanden und in Deutschland etwa 10 % weniger Bio-Legehennen eingestallt wurden. Ob dies in der Praxis zutrifft, hängt jedoch davon ab, was die Verbraucher tun werden. Werden sie bald nach dem Sommer wieder mehr Bio-Eier kaufen? Oder noch nicht? Die Entwicklung der Lebenshaltungskosten wird hier eine große Rolle spielen. Dies wiederum wird vom Verlauf des Ukraine-Krieges beeinflusst. Eine Antwort auf diese Fragen habe ich nicht. Als Bio-Legehennenhalter würde ich mehrmals mit dem Abnehmer meiner Eier diskutieren, ob er zumindest einen kostendeckenden Preis für Bio-Eier anbieten kann. Auf dem derzeitigen Markt liegt der Selbstkostenpreis für ein Bio-Ei bei etwa 18 Cent. Wie sich aber der Bio-Futterpreis und damit der Einstandspreis eines Bio-Eies entwickelt, weiß ich auch nicht. Für einen ökologischen Legehennenhalter ist es sehr schwierig, die richtige Wahl zu treffen.“
„Legehennenhalter können schnell umsteigen"
Ein Legehennenhalter hat gegenüber einem anderen Biobauern den Vorteil, dass er schnell zwischen biologischen und konventionellen Legehennen wechseln kann, so Thomassen. "Auch in Frankreich ist der Absatz von Bio-Lebensmitteln aufgrund der Wirtschaftskrise stark zurückgegangen. Viele Ackerbauern und Milchviehhalter in Frankreich haben im vergangenen Jahr auf konventionellen Anbau umgestellt. Sie können nicht sofort wieder auf Bio umstellen. Meiner Meinung nach dauert es zwei bis drei Jahre, bis ihre Anbauflächen wieder ökologisch genutzt werden können. Für die Legehennen bleibt die Fläche biologisch, aber statt Bio-Legehennen können sie auch Hühner in Freilandhaltung aufstallen oder während des laufenden Durchgangs auf Freilandhaltung umstellen. Dann können sie die Hühner einfach mit konventionellem Futter füttern, das auf dem aktuellen Markt viel billiger ist. Das Land wird dann immer noch ökologisch bleiben. Schließlich gehen ihre freilaufenden Hühner nicht nach draußen."
Freilandeier laufen reibungslos
Die Freilandeier laufen derzeit reibungslos, weil es aufgrund der langen Stallpflicht nur wenige davon gibt, weiß Thomassen. "Fast alle Legehennenhalter, die die Möglichkeit haben, Hühner in Freilandhaltung zu halten, tun dies. Bei den derzeitigen Preisen für Eier aus Freilandhaltung kann ein Legehennenhalter mit Freilandhaltung gut überleben".
Abhängig vom Weltmarkt
Letztes Jahr wütete die Vogelgrippe auf allen Kontinenten. Südamerika blieb zunächst immun, doch Ende letzten Jahres tauchte das Virus auch dort auf. Aufgrund der zahlreichen Ausbrüche der Vogelgrippe weltweit ist das globale und europäische Eierangebot geringer als in anderen Jahren. Die Industrie hat seit Monaten an den Eiern gezogen. Infolgedessen bewegen sich die niederländischen Notierungen für Käfig- und Freilandeier seit Monaten auf hohem Niveau.
In den letzten Wochen gab es in den Niederlanden glücklicherweise keine Ausbrüche der Vogelgrippe in Geflügelbetrieben. In den Nachbarländern der Niederlande wurden jedoch immer noch regelmäßig Geflügelbetriebe von dem Virus befallen. "In Deutschland, Frankreich und Polen kam es in den letzten Wochen regelmäßig zu Ausbrüchen der Vogelgrippe in Legegeflügelbetrieben. Die Vereinigten Staaten sind ein wichtiger Erzeuger und Exporteur von Eiern weltweit und haben daher großen Einfluss auf den Weltmarkt. Auch dort taucht die Vogelgrippe noch regelmäßig auf. Infolgedessen ist die Eierproduktion in den USA deutlich zurückgegangen", so Thomassen.
"Die allgemeine Erwartung ist, dass die Vogelgrippe auch in der kommenden Zeit weltweit eine Rolle spielen wird. Infolgedessen wird das weltweite Angebot an Eiern gering bleiben und die Preise für Eier werden sich nicht verändern. Wie sich die Vogelgrippe weltweit entwickelt, kann ich nicht überblicken. Aber mit dem heutigen Wissen erwarte ich, dass die niederländischen Eierpreise mindestens bis Ostern und möglicherweise darüber hinaus auf dem gleichen Niveau bleiben werden. Vor allem, wenn die Vogelgrippe weiter um die Welt zieht.
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