Henning Meyer mästet je Runde etwa 4.000 Putenhennen und etwa 5.000 Hähne.
Henning Meyer mästet im niedersächsischen Hoyerhagen Puten nach ganz klassischem und für seinen Betrieb bewährten System: Aufzucht und Mast der Hennen in einem Stall, Hahnenmast in zwei weiteren Ställen. Ansonsten immer offen für Neues, testete er verschiedene Alternativen zu Antibiotika.
In Deutschland hat sich die Putenmast in Richtung arbeitsteiliges System entwickelt. Nach Expertenschätzung werden in etwa zwei Drittel hiesiger Putenbetriebe nur noch Hähne gemästet, Hennen werden in entsprechendem Umfang größtenteils Richtung Osten exportiert. Auch der Anteil an Betrieben, die ihre Tiere nicht selbst aufziehen, sondern aus spezialisierten Aufzuchtbetrieben beziehen, hat eine gewisse Größe erreicht.
Klassisches Mastsystem mit 9.000 Plätzen
Im Betrieb von Henning Meyer aus dem Landkreis Nienburg (Niedersachsen) wird die Putenmast mit 9.000 Plätzen jedoch seit über 30 Jahren ganz klassisch betrieben: In Stall1 erfolgen Aufzucht und Hennenmast (ca. 4.000 Tiere), in Stall 2 und 3 werden die männlichen Tiere (ca. 5.000 Tiere) gemästet. Sein Vater baute 1990 und 1991 die drei nebeneinanderliegenden Louisiana-Ställe, damals üblich für Puten.
Daneben hält der studierte Landwirt heute 300 Sauen mit angeschlossener Mast und bewirtschaftet ca. 200 ha Ackerland. Einer der drei Putenställe brannte 2009 - Gott sei Dank unbelegt - ab. Ursache war damals ein Kurzschluss an einem Deckenlicht, ein Funke in der frischen Stroheinstreu genügte. Dieser Stall wurde quasi baugleich wiederaufgebaut.
Henning Meyer stellt seinen Betrieb gern für Versuche von Wirtschaftspartnern oder auch von rein wissenschaftlicher Seite zur Verfügung: „Ein Erkenntnisgewinn ist bei solchen Projekten für uns immer dabei“, ist seine Meinung hierzu. Und den fachlichen Austausch mit Berufskollegen, Beratern, Tierärzten oder eben auch Wissenschaftlern schätzt er aus gleichem Grund.
Guter Gesundheitsstatus in geflügelarmer Region
So bewarb er sich auch vor drei Jahren für ein Projekt, bei dem alternative Prophylaxemittel als Antibiotikaersatz zum Einsatz kommen sollten: „Unser Betrieb liegt in einer geflügelarmen Region, von dieser Seite ist der Gesundheitsstatus bei uns als sehr gut anzusehen“, sagt er. Und auch wenn die Diskussion um den Antibiotika-Einsatz bei Nutztieren seiner Einschätzung nach an Brisanz verloren hat, sieht er die Landwirtschaft gefordert, sich weiter damit zu befassen.
„Wir sind durch die Antibiotika-Minimierungsstrategie schon auf einem sehr niedrigen Level angekommen“, betont er. Aber vor dem Hintergrund zunehmender Resistenzen wären wirksame Alternativen zu den Antibiotika schon sehr interessant.
Sein Betrieb nahm an besagtem Projekt teil, getestet wurden in drei Durchgängen nacheinander in der Aufzucht Probiotika, Huminsäuren und Lebendhefe. Ganz wichtig bei solchen Praxisversuchen für ihn: „Es muss alles praktikabel sein, ich muss es im Alltag umsetzen können ohne riesigen Zusatzaufwand und ohne riesige Zusatzkosten“, betont er. So können in seinen Ställen keine Zusätze über das Futter eingemischt werden, dafür fehlt ihm die Technik. Über die Tränken ist das jedoch möglich. Das Probiotikum wurde über das Wasser gegeben, Huminsäuren und Lebendhefen wurden von seinem Futtermittellieferanten eingemischt.
Fokus auf Produkten zur Darmstabilisierung
Welche Mittel zum Einsatz kamen, konnte Henning Meyer zusammen mit den Projektmitarbeitern entscheiden: „Es gibt bei mir in der Aufzucht immer mal wieder Kokzidien oder auch Coli-Probleme. Deshalb lag der Fokus bei den alternativen Produkten darin, die Darmgesundheit zu unterstützen. Darauf zielen alle drei genannten Wirkgruppen ab.
Zu den Ergebnissen sagt er, dass im Vergleich zu seinen sonstigen Durchgängen kein Unterschied bzgl. des Antibiotika-Einsatzes festzustellen war – der bei ihm allerdings auch auf sehr niedrigem Niveau liegt. Seiner Einschätzung nach spielen bei der Tiergesundheit gerade bei den Offenställen Witterungseinflüsse eine große Rolle oder eben auch, welche Eintagsküken er bekommt: „Ist die Elterntierherde noch sehr jung, sind die Küken eben empfindlicher“, weiß er aus langer Erfahrung.
Bestandstierarzt sieht Probiotika auch positiv
Seine subjektive Einschätzung, dass die Herde beim Einsatz des Probiotikums sehr mobil war, bestätigt sein Tierarzt Dr. Erwin Sieverding: „Wenn es in der Region keinen hohen Krankheitsdruck gibt, die Besatzdichte recht niedrig gefahren wird und zum Beispiel mit Strohpellets eingestreut wird wie auf dem Betrieb Meyer, können Probiotika ihre darmstabilisierende Wirkung ggf. auch so entfalten, dass es keine Infektion mit Darmerregern gibt.“ Der Geflügelfachtierarzt betont aber auch, dass die Probiotika keine 100prozentige Sicherheit bedeuten und im Infektionsfall natürlich trotzdem eine antibiotische Behandlung nötig ist.
Ein „positives“ Ergebnis des Projektes war für Henning Meyer, dass sich bei den begleitenden Wasseruntersuchungen herausstellte, dass es bezüglich der Wasserhygiene in seinen Ställen Nachholbedarf gibt. Das hat er nun in Angriff genommen.
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