Gerade in der Geflügelhaltung haben sich Antibiotika-Minimierungskonzepte als weniger erfolgreich als bei anderen Tierarten erwiesen. Woran liegt das? Und können zugelassene Prophylaxemittel zusammen mit einer individuellen Beratung Einfluss auf den Antibiotikaverbrauch und die Tiergesundheit nehmen? Diese Fragen sollen in dem Projekt »Antibiotikaminimierung in der Geflügelhaltung: Alternative Prophylaxemittel« beantwortet werden, das Sebastian Sterk von der Ludwig-Maximilians-Universität München, auf der EuroTier 2022 vor.
Mit alternativen Prophylaxemitteln den Antibiotika-Einsatz reduzieren?
Was soll untersucht werden?
Das Projekt »Antibiotikaminimierung in der Geflügelhaltung: Alternative Prophylaxemittel« wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Beteiligt sind das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), die Geflügelberatung gallicon, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und die Ludwig-Maximilians-Universität München. Es will beleuchten, ob durch den Einsatz alternativer Prophylaxemittel in der Geflügelhaltung das Auftreten behandlungsbedürftiger bakterieller Infektionserkrankungen verringert werden kann, vor allem Infektionen des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege. Es sollen unterschiedliche alternative Mittel- und Methodenkombinationen beurteilt werden. Die konkrete Fragestellung lautet, ob zugelassene Prophylaxemittel wie Aromazusätze, organische Säuren, Huminsäuren, Pflanzenkohle, Probiotika, Effektive Mikroorganismen oder Adsorbentien gemeinsam mit einer individuellen Beratung Einfluss auf den Antibiotikaverbrauch und die Tiergesundheit haben, da gerade in der Geflügelhaltung Antibiotika-Minimierungskonzepte weniger erfolgreich sind als bei anderen Tierarten.
Welche Betriebe sind beteiligt?
Das Bewerbungs- und Auswahlverfahren wurde im April 2022 abgeschlossen. Bei der Auswahl von drei Legehennenbetrieben (ein Durchgang), fünf Mastputenbetrieben (drei Durchgänge) und fünf Mastbroilerbetrieben (neun Durchgänge) wurde darauf geachtet, dass es sich um konventionelle und biologische Betriebe in verschiedenen Regionen Deutschlands handelt, die bereit sind, alternative Prophylaxemittel einzusetzen und die durch einen zweiten Stall Kontrollgruppen unterbringen können.
Wie läuft das Projekt ab?
Gesundheitszustand und Arzneimitteleinsatz werden vor Projektbeginn, während und nach dem Einsatz verschiedener Prophylaxemittel beurteilt. Vor Projektbeginn wird eine Schwachstellenanalyse durchgeführt, um Haltungs- und Managementfehler auszuschließen sowie eine Beratung, um das entsprechende Prophylaxemittel empfehlen zu können; für die jeweils letzten drei Durchgänge ist eine Kombination von zwei unterschiedlichen Mitteln geplant.
Auswertung der Daten
Bei der Datenanalyse werden verschiedene Prophylaxemittel beziehungsweise die Kombination von Mitteln mit den Antibiotika, der Tiergesundheit und der Ökonomie in Zusammenhang gebracht. Zur Bewertung der Antbiotika werden Präparate, Indikationen und die Dosierung über die AuA-Belege (AuA = Arzneimittel Abgabe- und -Anwendungsbeleg) betrachtet und ein Resistenzmonitoring (Sockentupfer) durchgeführt. Das Monitoring soll auch dazu dienen zu untersuchen, ob bestimmte resistente Keime wirklich aus der Tierproduktion stammen oder ob andere Bereiche ihre Hygienestandards überprüfen müssen. Die Tiergesundheit wird durch Parameter am Tier (Sektionsbefunde, bakteriologische Untersuchungen) sowie Schlachthofbefunde (Verwurf, Ursachen, Fußballen, Besonderheiten...) gemessen. Bei der Ökonomie sind Verluste, die Futterverwertung und das Schlachtgewicht relevant.
Ergebnisse
Sterk verweist darauf, dass erste Ergebnisse aus diesem Projekt wahrscheinlich erst zur EuroTier 2024 vorliegen werden, da beispielsweise die fünf Geflügalmastbetriebe über 1,5 Jahre begleitet werden.
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