Geflügelhalter offen für Antibiotika-Alternativen

03 Mai 2024
Stallmanagement
Antibiotika Alternativen Umfrage

Im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Minimierung des Antibiotika-Einsatzes bei Geflügel wurden auch Umfragen bei Landwirten und Tierärzten durchgeführt. Gefragt wurde nach dem Einsatz alternativer Prophylaxemittel: Geflügelhalter waren sehr offen hierfür.

Das Forschungsprojekt „AntiMin-Pro“ wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen, um auf Geflügelbetrieben alternative Prophylaxemaßnahmen zu erproben, mit denen ggf. der Antibiotikaeinsatz zu reduzieren ist. Erste Ergebnisse hierzu wurden kürzlich in Bonn vorgestellt.

Im Rahmen des Projekts gab es auch eine Umfrage unter Geflügelhaltern, welche Alternativmittel schon eingesetzt und wie sie bewertet werden. Es beteiligten sich 31 Geflügelbetriebe, davon hielten etwa die Hälfte Legehennen oder zogen Junghennen auf, zweitgrößte Gruppe danach waren die Hähnchen-, gefolgt von den Putenmästern.

Darmgesundheit steht im Fokus

Gefragt nach den Gründen für den Einsatz alternativer Prophylaxemittel, wurde hauptsächlich die Darmgesundheit genannt. Im Einzelnen waren das eine veränderte Kotkonsistenz oder Kokzidien-, Clostridien- und Coli-Probleme, die die Geflügelhalter zu den Alternativprodukten greifen ließen. Aber auch erhöhte Verluste, ein gestörtes Allgemeinbefinden, Leistungseinbrüche, Auseinanderwachsen oder Verhaltensauffälligkeiten waren Thema.

Was versprachen sich die Befragten von den alternativen Produkten, die schließlich Arbeit und Geld kosten, über Fütterung oder Tränke zugesetzt oder im Stall direkt ausgebracht werden müssen? Hier wurde am häufigsten die Stärkung von Gesundheit und Widerstandskraft genannt, oft Darmstabilität und eine verbesserte Verdaulichkeit. Zehn Prozent der Befragten hofften konkret, so weniger Antibiotika einsetzen zu müssen.

Die drei Produktgruppen, die von den Tierhalterinnen und Tierhaltern am meisten eingesetzt wurden, waren pflanzliche Produkte (Kräuter, ätherische Öle, Aromen), Probiotika (inkl. effektive Mikroorganismen) und Organische Säuren. Gefragt nach der Zufriedenheit mit den Produkten, wurden Probiotika sehr gut bewertet, auch die Organischen Säuren wurden vergleichsweise gut bewertet.

Zweite Umfrage bei Fachtierärzten

In einer zweiten Umfrage im Frühjahr 2024 wurden Geflügelfachtierärzte und Geflügelfachtierärztinnen befragt bezüglich ihrer Verwendung von alternativen Prophylaxemitteln. Knapp drei Viertel der insgesamt 34 Befragten setzen standardmäßig Prophylaxemittel ein, ein Teil vorwiegend auf Wunsch der Kundenbetriebe. Lediglich 15 Prozent der befragten Tierärzte setzen keine alternativen Prophylaxemittel ein.

Bei der Frage nach den angewandten Produktkategorien antworteten die Fachtierärzte ähnlich wie die Landwirte: Wichtigste Produktgruppe war bei jeweils etwa einem Dittel die pflanzlichen Zusätze, Probiotika oder Organische Säuren. Häufigster Grund für den Einsatz pflanzlicher Produkte war die Darmstabilität, aber auch Parasitenbefall oder Atemwegsbeschwerden. Bei Letzteren kommen heute bekanntlich oft ätherische Öle zum Einsatz.

Gute Noten für Haupt-Wirkstoffgruppen

Die Tierärzte sollten Noten vergeben, wie erfolgreich der Einsatz der drei Produktgruppen ihrer Einschätzung nach ist (Schulnotensystem). Bewertet werden sollte die Wirksamkeit, die Kosten, die Anwenderfreundlichkeit und die Zufriedenheit des Geflügelhalters mit der Maßnahme. Die pflanzlichen Zusätze bekamen hier gute Noten (1,7 bis 2,6). Probiotika, die in erster Linie bei Darmproblemen eingesetzt werden, wurden auch gut benotet von den Tierärzten. Die Zufriedenheit der Kunden mit den Probiotika wurde mit einer Note von nur 3,1 bedacht. Gute Noten gab es aber ebenfalls für die Organischen Säuren, die wie die Probiotika in erster Linie bei Darmproblemen zum Einsatz kommen.

Huminsäuren, Tonminerale und Aktivierte Pflanzenkohle waren in der Befragung der Landwirte des Öfteren genannt worden. Bei den befragten Tierärzten spielten diese alternativen Produktgruppen eine untergeordnete Rolle.

Susanne Gäckler von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, DLG, stellte die Umfrageergebnisse auf der Bonner Veranstaltung vor. Ihrer Einschätzung nach sind Landwirte bzw. Geflügelhalter offen für neue Produkte, probieren durchaus auch einmal etwas Neues aus. Tierärzte profitierten bei den alternativen Prophylaxemitteln von ihren Erfahrungen und setzten auf bewährte Produkte, so ihre Einschätzung.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Adobe_Stock_Countrypixel

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