Interview mit ZDG-Präsident Goldnick: „Geflügelbranche erfüllt die Mega-Trends der Zeit"
20 November 2024
Deutschland
Seit Hans-Peter Goldnick am 11. November zum neuen Präsidenten des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) gewählt wurde, ist er als Interviewpartner gefragt. Unsere Kollegen von agrarheute zählten in der vergangenen Woche auf der EuroTier zu den ersten Gesprächspartnern. Im Interview mit agrarheute spricht Hans-Peter Goldnick über die Herausforderungen der Geflügelbranche und seine Visionen.
Der Geflügelsektor wächst im Vergleich zu andere Nutztierrassen. Was machen Sie besser oder anders?
Gesunde, gut schmeckende, sehr bekömmliche Produkte mit einer sehr guten Umweltbilanz, das sind zusammengefasst die Mega-Trends der Zeit. Und wir erfüllen sie! Wir bewegen uns hier in einem unsubventionierten Umfeld – also frei von staatlicher, gesellschaftlicher finanzieller Förderung, in dem jeder mit jedem seiner Produkte am Markt Akzeptanz sucht und findet. Jeder einzelne Kauf eines unserer Produkte ist die demonstrierte Akzeptanz, dass wir in unserer Branche die preiswerten – im wahrsten Sinne des Wortes, die preiswerten Antworten auf die Fragen des Marktes haben.
Und übertragen auf den Verband?
Unser Pfund ist, dass wir einen gemeinsamen Verband haben und ihn auch so leben. Wir haben mit dem ZDG eine Einheit der gesamten Geflügelproduktion. In einem guten Miteinander schaffen wir ein starkes Mandat. Ein Mandat, das gehört und beachtet wird. Insofern ist auch die Pflege des Miteinanders eine der wichtigen Aufgaben in meinem neuen Amt als Präsident des ZDG. Wir haben hier ein gutes Miteinander und mir ist es wichtig, dies nicht nur zu erhalten, sondern dieses weiter auszubauen. Dabei verdient jeder Einzelne Achtung und Beachtung.
Ihre Einigkeit macht die Geflügelbranche stark
Und in der Einigkeit sehen Sie einen der Gründe für den Erfolg?
Ja, aber wir sind sicher auch in der Ansprache der Politik damit ein bisschen klarer und eindeutiger – können es auch sein. Wir sind nicht besser und haben sicher in den Augen mancher Politiker auch nicht immer das richtige Image, wir werden schnell in die Schublade der Massentierhalter geschoben. Wir sind aber klar und unsere Antworten sind unmissverständlich und einheitlich. Die Einheit des Verbands und die starke Präsenz in Berlin sorgen für eine starke Stimme. Ein weiterer Vorteil ist vielleicht, dass die Geflügelbranche nie sektorspezifisch Geld vom Staat bekommen hat. Unsere Mitglieder wissen genau, wir bekommen nur mehr Geld mit der besseren Lösung für die am Markt gestellten Fragen. Und dabei müssen wir uns weltweit mit unseren Produkten und deren Kosten aufstellen.
Hans-Peter Goldnick folgt Friedrich-Otto Ripke, Staatssekretär a.D. in das Amt des ZDG-Präsidenten und repräsentiert zukünftig die Deutsche Geflügelwirtschaft (v.l.n.r.). (C) Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG)
Aber Jammern hilft da nicht, oder?
Nein, unser Wohlstand und unser Wohlergehen gründen darauf, dass wir einen ständigen Wettbewerb untereinander haben. Das ist die Keimzelle für den Fortschritt.
Tiertransport- und Eiervermarktungs-Verordnung beuteln Geflügelhalter
Was sind die aktuellen Herausforderungen?
Uns beuteln momentan europäische Verordnungen, sei es die neue Tiertransportverordnung oder die Eiervermarktungsordnung. Die Vielzahl der inhaltlichen Fehlannahmen ist für mich nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel sollen die Transportkisten für die Tiere mehr Platz bieten. Das hört sich nach mehr Tierwohl an. Aber Studien zeigen, dass der zusätzliche Platz das Gegenteil bewirkt: Das größere Platzangebot führt zu einer signifikant höheren Verletzungsquote für die Tiere während des Transportes - Anfahr- und Bremsvorgänge neben Kurven und Verkehrsaufkommen sind hier die Stichworte. Wir würden uns bei diesen Entscheidungsprozessen mehr Sachlichkeit und mehr Beachtung der wissenschaftlichen Erkenntnisse wünschen und auch, dass wir als Experten für die Themen wahrgenommen werden.
Könnte aus Ihrer Sicht die Brancheninitiative Fleisch ein Weg in diese Richtung sein?
Wir begrüßen den Start der Initiative Fleisch und wünschen den Kollegen viel Erfolg. Für die Transparenz im Markt und das Image von Fleisch kann sie einen positiven Einfluss haben. Die Akzeptanz am Markt wird über ihren Erfolg entscheiden.
Kommt da wieder die Einigkeit der Branche ins Spiel?
Ja, genau. Ich möchte, dass wir gemeinsam für unsere Interessen kämpfen. Es sollte selbstverständlich sein, dass auch die Biobetriebe in unseren Reihen zu finden sind. So setze ich mich als Vorsitzender des BVEi für die Interessen aller Legehennenhalter ein, wenn ich mich zum Beispiel für eine Schlechtwetterregelung im Rahmen der Freilandhaltung von Hennen oder für eine Nachbesserung bei den Vermarktungsnormen für Eier oder bei der Tiertransportverordnung einsetze. Ganz gleich, auf welche Weise sie produzieren. Einigkeit ist in höchstem Maß wichtig.
Präsident Goldnick sieht für Geflügelwirtschaft eine gute Zukunft
Reicht das für die Zukunft? Wo sehen Sie die für die Geflügelbranche?
Ich sehe für uns eine gute Zukunft. Sehen Sie sich die Legehennenhaltung an: Wir haben für jedermann das richtige Angebot. Unsere Produkte sind sowohl was den CO2-Fußabdruck angeht, aber auch aus gesundheitlichen Aspekten vorzüglich. Wir sind da sehr gut aufgestellt.
Haben Sie Angst vor der Konkurrenz durch Laborfleisch?
Wenn das einmal in der Praxis angekommen ist, wird es auch einen Markt haben. Aber davor habe ich keine Angst. Wir haben gute Argumente für unsere Produkte und das wird von den Verbrauchern auch honoriert.
Wir haben das agrarheute-Interview mit Hans-Peter Goldnick eingekürzt.
agrarheute / Martina Hungerkamp, Markus Pahlke
Bild:
Markus Pahlke, Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V.
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