Die EU-Kommission hat kürzlich die EFSA beauftragt, eine wissenschaftliche Stellungnahme zur Putenhaltung zu erarbeiten. Dies wäre der erste Schritt zu rechtsverbindlichen EU-Standards. Der Verband Deutscher Putenerzeuger sieht jetzt keinen Grund mehr, national vorzupreschen.
Dass die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) beauftragt wurde, eine wissenschaftliche Stellungnahme zur Putenhaltung zu erarbeiten, hat Bettina Gräfin Spee, die Vorsitzende des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e.V. (VDP), so kommentiert: „Nun gibt es erst recht keinen plausiblen Grund mehr, diesen Entwicklungen mit einer nationalen ´Putenhaltungsverordnung` vorzugreifen“, sagte sie.
Puteneckwerte wurden gemeinsam entwickelt
„Seit 1999 arbeiten wir in der Putenhaltung auf Grundlage einer freiwilligen Haltungsvereinbarung, der sogenannten Puteneckwerte, die auch von den Behörden anerkannt werden.“ Diese Vereinbarung wurde im Zeitraum März 2011 bis November 2012, im Übrigen auch unter Beteiligung von Vertretern von Bund und mehreren Bundesländern, grundlegend überarbeitet.
„Zeitnah wollen wir auf nationaler Ebene eine Gesprächsplattform einrichten. Bund und Länder habe ich hierbei bereits um Unterstützung gebeten“, führt Gräfin von Spee fort. „Auf inhaltlicher Grundlage unserer bewährten Haltungsvereinbarung und unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse sollten wir unsere eigenen Vorschläge erarbeiten, um diese dann nach Brüssel zu tragen.“
Branche befürchtet Abwanderung aus Deutschland
Der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG), Friedrich-Otto Ripke, mahnt derweil eindringlich: „Die Auswirkungen eines nationalen Alleingangs in der Putenhaltung wären dramatisch.“ Würden die vom Bundeslandwirtschaftsministerium Ende 2022 in einem Eckpunktepapier herausgegebenen Vorschläge tatsächlich so umgesetzt, werden große Teile der Putenhaltung in Länder mit niedrigeren Standards abwandern.
Die Berechnungen hierzu inklusive einer Folgenabschätzung liegen auf dem Tisch. „Was bitte hätte das dann mit einer Verbesserung des Tierwohls zu tun? Diese Frage will uns bis heute niemand beantworten“, so Ripke.
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