Putenhaltung: Bayerns Agrarministerin warnt vor Plänen der Ampel-Bundesregierung

01 März 2023
Pute
Ministerin Kaniber

Vor einem Abwandern der Geflügelproduktion ins Ausland warnt die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. „Mehr Tierwohl kann nur mit den heimischen Landwirten und auf europäischer Ebene gelingen. Statt nationaler Alleingänge braucht es eine europaweit einheitliche Regelung zur Haltung von Mastputen“, sagte die Politikerin am Dienstag beim Besuch eines Putenhalter-Betriebs in Dasing und verwies dabei auf das Eckpunktepapier zur Putenhaltung, das die Bundesregierung zum Jahreswechsel 2022 / 2023 vorgelegt hat.

„Die Eckpunkte dieses Papiers bedrohen die heimische Produktion massiv. Wenn sie umgesetzt werden, dann würde sich die Putenmast bei uns nicht mehr lohnen“, sagte Kaniber. Das Vorhaben des grünen Bundesministers Özdemir mache einmal mehr deutlich, dass er die Tierhaltung nicht umbauen, sondern abbauen wolle. 

„Importiertes Tierleid kann niemand wollen!“

„Wir haben hervorragend ausgebildete Familienbetriebe, die auf Tierwohl und Tiergesundheit achten. Hier werden für unsere Verbraucherinnen und Verbraucher beste Lebensmittel produziert, die sie mit gutem Gewissen essen können. Das alles dürfen wir nicht aufs Spiel setzen“, so Kaniber. Es bestehe die Gefahr, dass viele der 900 Mastputenhalter das Handtuch werfen würden. Das Beispiel Österreich zeige, wie eine zu starke Reduzierung der Besatzdichte die heimische Produktion von Putenfleisch zum Erliegen bringe. „Dann wird Putenfleisch aus Ländern bezogen, in denen die Besatzdichte noch deutlich höher ist. Dieses importierte Tierleid und diese zusätzlichen Transportwege kann aber niemand wollen“, sagte Kaniber. 

„Wir brauchen eine vernünftige europäische Lösung!“

Dabei steige die Nachfrage an Geflügelfleisch in Deutschland kontinuierlich an: So habe sich der Pro-Kopf-Konsum von 7,3 Kilo im Jahr 1991 auf 13,1 Kilo im Jahr 2021 fast verdoppelt. „Wir brauchen eine vernünftige europäische Lösung, die das Tierwohl verbessert, aber gleichzeitig auch den heimischen Putenmästern eine Perspektive zur Zukunft ihrer Betriebe bietet. Nur so können wir die heimische Produktion aufrechterhalten, unseren Verbraucherinnen und Verbrauchern beste Qualität aus Bayern bieten und gleichzeitig eine Abhängigkeit von Exporten verhindern“, so die Ministerin. 

Singer: „Özdemirs Pläne wären ein Förderprogramm für Billigimporte!“

Die Landesbäuerin des Bayerischen Bauernverbandes und Tierhaltungspräsidentin Christine Singer Stieß in Dasing ins gleiche Horn: „Die Vorschläge des Bundeslandwirtschaftsministers wären das reinste Förderprogramm für polnisches und auch brasilianisches Putenfleisch, mit mehr Tierwohl hat das nichts zu tun. Die traurige Wahrheit ist, dass wir viele unserer Betriebe und ihren schon jetzt hohen Tierwohlstandard verlieren werden. Tierwohl auf dem Papier statt tatsächlich gelebtes Tierwohl – ein schlechter Tausch für Tierhalter und Verbraucher.“ 

Die Landesbäuerin unterstrich, dass Özdemirs Vorschläge viel massiver seien, als man auf den ersten Blick meinen könne: „Es geht hier um bäuerliche Existenzen, Wirtschaftszweige und regionale Wertschöpfung.“ Die Umsetzung der Pläne führe dazu, dass noch viele weitere Putenhalter das Handtuch werfen, weil sie im Wettbewerb nicht mehr bestehen könnten. 

Text:
Cordula Moebius

Cordula Moebius

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Bild: Judith Schmidhuber / StMELF

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