Salmonellenprophylaxe für Legehennen: Das müssen Halter wissen
21 Januar 2025
Mobilstall
Der neue Leitfaden des BVMG gibt Mobilstallhaltern praktische Anleitungen, um Salmonelleninfektionen in Legehennenherden vorzubeugen und gesetzliche Vorgaben umzusetzen.
Auch Legehennenhalter mit mobilen Ställen sind Lebensmittelhersteller. Sie sind für die Sicherheit ihrer Produkte verantwortlich. Ein kritisches Thema bei Geflügel sind Salmonellen. Eine Übertragung auf den Menschen kann schlimme Folgen haben. Ein umfassendes Handbuch hilft, dies zu verhindern.
Das Handbuch „Basiswissen Salmonellen in der Legehennenhaltung“ wurde vom Bundesverband Mobile Geflügelhaltung e. V. (BVMG) herausgegeben. Federführend bei der Erstellung des umfangreichen Werkes war Jutta van der Linde. Sie leitet die Geschäftsstelle des BVMG und ist eine ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Mobilstallhaltung. Zum Autorenteam gehörten außerdem drei Fachtierärzte und ein Fütterungsexperte.
Das Handbuch „Basiswissen Salmonellen in der Legehennenhaltung“ des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung e. V. (BVMG) richtet sich in erster Linie an die inzwischen sehr große Gruppe der Mobilstallhalterinnen und -halter von Hühnern in Deutschland. Dies sind ca. 3.000 Betriebe mit schätzungsweise 8.000 bis 10.000 Herden.
Für jeden Stall sollte eine mobile Hygienebox im Einsatz sein.
Ab einer Anzahl von 350 Legehennen im Betrieb sind Halterinnen und Halter verpflichtet, die Regelungen der Geflügelsalmonellen-Verordnung einzuhalten. Diese wurde im Sommer 2023 novelliert. Diese Regelungen sind für den Verbraucherschutz und die Lebensmittelsicherheit von großer Bedeutung.
In dem 70-seitigen Band geht es nicht nur um die gesetzlichen Grundlagen wie die Impfpflicht und deren Umsetzung im eigenen Betrieb. Ausführlich wird auch das Thema Prophylaxe behandelt. Wo lauern Gefahren für den Eintrag von Salmonellen in die Herde? Wie erstelle ich ein Hygienekonzept oder wie setze ich die geforderte Hygieneschleuse in meinem Mobilstall um?
Viel Wissen über die Eintragswege
Breiten Raum nimmt das Thema lebende Vektoren, also Überträger von Salmonellen, ein. Zu den Vektoren im Geflügelstall oder -auslauf zählen neben Schadnagern auch Haus- und Herdentiere, Insekten oder Spinnen. Jutta van der Linde beschreibt zum Beispiel auch die Lebensweise und Biologie von Schadnagern. Laut Mitautor und Hygieneexperte Dmytro Radko ist der Mensch selbst ein Hauptüberträger, weshalb der persönlichen Hygiene große Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Wenn man alles zusammen betrachtet, versteht man als Halter, warum es zu einer Ansteckung einer Legehennenherde kommen kann.
Auch Menschen können Salmonellen übertragen, Schutzanzüge für Besucher sind ein Muss.
Eine weitere Eintragsquelle für Salmonellen kann das Legehennenfutter sein. Beim Zukauf von Fertigfutter dürfte dies eher selten der Fall sein, in der Regel sollte das Qualitätsmanagement der Hersteller dies verhindern. Im Visier sind eher die Lagerstätten für hofeigenes Futter. Hier haben Schadnager oder Getreideschimmelkäfer eher Zugang.
Anleitung zur Eigenkontrolle
Am Kotband werden Proben für die Salmonellenkontrolle per Stofftupfer genommen.
Laut Salmonellenverordnung sind in bestimmten Zeitabständen Eigenkontrollen auf Salmonellen durchzuführen. Was dabei zu beachten ist, wird im Handbuch ausführlich erläutert, einschließlich Hinweisen zum Probenversand.
Ein eigenes Kapitel des Leitfadens ist dem erhöhten Salmonellenrisiko bei gleichzeitiger Haltung von Schweinen oder Rindern gewidmet. Gänse sollten nicht zusammen mit Legehennen gehalten werden und schon gar nicht als Herdenschutz in der Legehennenherde!
Was im Falle eines positiven Befundes zu tun ist, darüber informiert das neue Handbuch ausführlich. Wie lange gilt ein Vermarktungsverbot? Welche Maßnahmen sind dann zu ergreifen, worum muss ich mich als Betriebsleiter kümmern? Wie reinige und desinfiziere ich meinen Stall, bevor neue Tiere eingestallt werden? Das Handbuch gibt Antworten auf diese Fragen.
Konfliktthema Hygieneschleuse
Das Thema betriebliches Hygienekonzept und die Einrichtung einer Hygieneschleuse beschäftigt derzeit sowohl die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter als auch die Kontrollbehörden. Nur ein Teil der Mobilställe verfügt über einen Vorraum im Stall. Die Einrichtung einer Hygieneschleuse ist daher schwierig. Gleiches gilt für kleine feste Ställe in Altgebäuden. Hier sind findige Lösungen gefragt. Auch dafür gibt das Handbuch Tipps, denn: Jeder Betrieb ist individuell und muss schauen, wie er die Anforderungen der Salmonellenverordnung umsetzen kann.
Eine Infektion von Legehennen mit Salmonellen bedeutet nicht nur mögliche gesundheitliche Probleme bei einer Übertragung auf den Menschen. Dies kann vor allem Menschen betreffen, die anfälliger für Krankheiten sind. Eine Salmonelleninfektion der eigenen Herde kann auch schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für den Betrieb haben.
Nach etwa 12 Monaten Legedauer muss ggf. nachgeimpft werden gegen Salmonellen.
Gerade Betriebe mit kleineren Beständen haben selten eine Ertragsausfallversicherung. Jutta van der Linde hat im Handbuch exemplarisch für sechs Beispielbetriebe/-situationen berechnet, welche Kosten mit einer Salmonelleninfektion verbunden sind. Sie liegen im hohen 5-stelligen Bereich.
Das umfangreiche Handbuch kostet für Nichtmitglieder des BVMG 25 Euro, Mitglieder erhalten es kostenfrei.
Salmonellen: Gefahren für den Menschen
Eine Infektion mit Salmonellen kann beim Menschen zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei immungeschwächten Personen, älteren Menschen und Kleinkindern. Ein häufiges Symptom einer Salmonelleninfektion ist Durchfall, der zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann. Darüber hinaus kann eine Salmonelleninfektion auch langfristige Gesundheitsprobleme verursachen.
Salmonellen werden hauptsächlich durch den Verzehr ungenügend erhitzter, kontaminierter Lebensmittel tierischen Ursprungs übertragen. Daher sind Lebensmittelhygiene und die Einhaltung von Hygienestandards von entscheidender Bedeutung für den Schutz vor Salmonelleninfektionen.
In der Tierhaltung sind demzufolge vorbeugende Maßnahmen und eine sorgfältige Überwachung der Tiergesundheit sehr wichtig, um die Ausbreitung und Übertragung von Salmonellen zu verhindern.
Laut Infektionsschutzgesetz sind Salmonelleninfektionen beim Menschen meldepflichtig.
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Unter dem Deckel von Umlenkrollen können sich wahre Salmonellen-Brutstätten verbergen.
Geflügelnews
Bild:
Christa Diekmann-Lenartz, Jutta van der Linde, Dmytro_Radko, Florian Harms, Benedikt Kaschinski
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