Salmonellenbekämpfung: 80 Prozent Wäsche, 20 Prozent Desinfektion

05 Juli 2022
Stallmanagement
Salmonellen unter dem Mikroskop

Salmonellen sind und bleiben für Geflügelbetriebe aller Art – Legebetriebe, Masthühnerbetriebe, Elterntierbetriebe - ein großes Problem. Sind sie einmal da, steht der Landwirt vor einigen Herausforderungen.

Für ihn ist es deshalb immer gut, die Schwachpunkte für Salmonellen auf dem eigenen Betrieb zu kennen. Dabei helfen Experten wie der Fachtierarzt für Geflügel Dr. Dmytro Radko von der Elanco Deutschland. Er berät Landwirte vor Ort und hilft ihnen dabei, Schwachstellen für zu identifizieren und zu dokumentieren.

Zuerst wird ein Food Safety Index ermittelt

„Die Experten unseres Unternehmens haben stets einen Fragebogen mit etwa 120 Fragen im Gepäck“, erklärte Dr. Dmytro Radko auf dem Ankumer Bio-Legehennenforum 2022. „Diesen arbeiten sie gemeinsam mit dem Landwirt ab und erstellen daraus einen so genannten Food Safety Index (FSI), der das Risiko der Zoonoseeinschleppung in drei Klassen (Ampelsystem) einteilt:

  1. Risikoklasse 1 (grün): FSI Score < 85 – 100 %, geringes Risiko,
  2. Risikoklasse 2 (gelb): FSI Score < 50 – 85 %, hohes Risiko,
  3. Risikoklasse 3 (rot): FSI Score < 50 %, sehr hohes Risiko. 

„Die wirklichen Schwachstellen liegen an den Orten, die schwer zu beproben sind, zum Beispiel Futterlinien, Wasserlinien.“ Dr. Dmytro Radko, Elanco Deutschland GmbH.

Bei den Besuchen der Fachleute haben sich einige Zonen im Stall besonders für einen potenziellen Befall mit Salmonellen herauskristallisiert, so Dr. Radko. Landwirte sollte besonders diese Zonen im Blick behalten: 

  • Futtersysteme (z.B. Futterzulauf, Fallrohre, Futterwaage, Spiralen); die Futterhygiene ist stets ein Knackpunkt, wenn es um die Salmonellenbelastung geht.
  • Wassersysteme.
  • Lüftungsanlage (z.B. Abluftventile).
  • Entmistungsanlage (z.B. Kotband, Kanalisation)
  • Kadaverraum, Kadavertonne.
  • Transport und Verpackung (z.B. Eierband, Eierkartons, Schlachtkisten).
  • Allgemein: schlecht zugängliche Stellen im Stall, an denen sich besonders häufig Schmutz und Staub anlagert (z.B. Umlenkrollen, Motoren, Stallzwischendecken, Notstromaggregat) 
  • Lebende Vektoren (z.B. Wildvögel, Schadnager).
  • Personen (z. B. Mitarbeiter, Familienangehörige, Betriebsbesucher, die Salmonellen von einer Umgebung in die andere weitertragen werden.
Lüftungsanlage und Rohre kristallisieren sich in einem Geflügelstall häufig als Schwachstellen für einen Salmonellenbefall heraus.

Wie kann man Salmonellen wieder loswerden? 

Um Salmonellen zu bekämpfen, muss man nach Dr. Radko den Überlebensmechanismus dieser Mikroorganismen kennen. Wichtig zu wissen sei, dass Salmonellen

  • je nach Serovar und Milieu acht bis 24 Monate überleben, im Wasser bis zu drei 3 Wochen.
  • säure- und temperaturempfindlich sind; bei 60 Grad Celsius werden sie sofort abgetötet.
  • empfindlich gegenüber allen gängigen Desinfektionsmitteln und UV-Strahlung sind; bei direkter Sonneneinstrahlung sterben sie sofort ab.
  • bei bis minus 20 Grad Celsius bis zu 148 Tage überleben können.

8 Punkte für eine erfolgreiche Salmonellenbekämpfung

Viel Geduld, Know how und Einsatz seien erforderlich, um Salmonellen wirksam zu eliminieren, so Dr. Radko. Wichtig sei eine gute Beratung durch Fachleute. „Gezielte Beprobung und Beratung führen zum Erfolg.“

Checkliste: Salmonellen erfolgreich bekämpfen

  1. Kontrollieren Sie die Impfpraxis Ihres Aufzuchtbetriebes. Eine gute Impfstrategie in der Aufzucht ist wichtig.
  2. Minimieren sie die Keimbelastung im Stall / im Betrieb über eine sehr gute Reinigung und Desinfektion. Dabei gilt: 80 Prozent des Effektes wird über die Wäsche erzielt, 20 Prozent über die Desinfektion. Wurde ein Salmonellenbefall festgestellt, hilft das Aufheizen des Stalles. Gute Erfahrungen wurden auch mit einer Säurebehandlung gemacht. Beim Einstallen von Junghennen in den Legebetrieb sollen möglichst keine Salmonellen aus dem vorhergehenden Durchgang mehr vorhanden sein, da in diesem Fall eine Salmonellenimpfung unwirksam wäre. Der Impfstoff tötet keine Salmonellen aus der Umgebung. 
  3. Reinigen und desinfizieren Sie auch Stallwerkzeuge wie z.B. Schaufeln akribisch. Verwenden Sie nur hygienisch einwandfreie Einstreu. Achten Sie auf eine saubere Lagerung der Einstreu!
  4. Beproben Sie gezielt die Schwachstellen auf Ihrem Betrieb (z.B. Entmistungsanlage, Fußmatten). Behandeln Sie diese Schwachpunkte extra. 
  5. Behandeln und desinfizieren Sie die Vorräume zeitgleich mit den Stallinnenräumen.
  6. Vergessen Sie die Umgebung des Stalles nicht (z.B. Behandlung des Auslaufs mit Löschkalk, Vergrellen von Wildvögeln, Schadnagerbekämpfung).
  7. Betreiben Sie eine strenge Personalhygiene. Dazu zählen beispielsweise eine strikte Trennung in Schwarz- und Weißbereich, das Reinigen und Desinfizieren der Schuhe. Achten Sie darauf, nicht in frisch desinfizierte Ställe zu laufen. 
  8. Holen Sie sich Beratung von Fachleuten. 



Text:
Cordula Moebius

Cordula Moebius

Mehr von diesem Autor
Bild: Screenshot Ankumer Bio Legehenenforum 2022, Geflügelnews

Reagieren

Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.