Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen organisierte ein Online-Seminar des Titels „Öko-Hähnchenmast – Tiergesundheit und Wertschöpfungskette” und konnte Annette Alpers, langjährige Naturland-Beraterin, dafür gewinnen, ihr Wissen zur Wirtschaftlichkeit der Öko-Hähnchenmast mit dem Publikum zu teilen.
Wie wirtschaftlich ist die Haltung von Öko-Masthähnchen?
Sämtliche Preise, die Annette Alpers nennt, sind Durchschnittswerte, die sich abhängig von der Region und der Vermarktung anders darstellen können. Der Kükenpreis liegt bei etwa 0,95 bis 1,20 Euro pro Küken, es gibt in Deutschland wenige Brütereien für Öko-Masthähnchen. Die Futterpreise variieren je nach Futtermühle und betragen durchschnittlich etwa 69,00 Euro pro 100 kg für die Anfangs-, Mittel- und Endmast. Beim Auszahlungspreis kann man mit etwa 3,05 bis 3,20 Euro pro kg Lebendgewicht rechnen – in der Direktvermarktung mehr, dafür sind dort die Partien kleiner. Pro Jahr sind fünf Durchgänge respektive zehn Durchgänge bei Voraufzucht möglich. Die direktkostenfreie Leistung beläuft sich auf etwa 1,50 bis 1,60 Euro pro Tier. Den größten Stall-Neubau mit 1.600 m² und Voraufzucht veranschlagt Annette Alpers mit etwa 1,6 Millionen Euro.
Vorteile der Voraufzucht
Annette Alpers erläutert, dass in den ersten 28 Lebenstagen ein Grünauslauf aus Verbandssicht eigentlich nicht sinnvoll sei. Die Tiere sind noch nicht ausreichend befiedert und daher nicht kälteresistent. Außerdem wird in der ersten Woche die Kokzidien-Impfung durchgeführt, bei der die Tiere die ausgeschiedenen Impfkokzidien wieder aufnehmen müssen, um Antikörper zu bilden. Steht ein Grünauslauf zur Verfügung, ist diese Wiederaufnahme nicht gewährleistet. Bei der geteilten Mast kommen die Tiere erst ab dem 29 Tag in einen Stall mit Grünauslauf.
Aus dem Auditorium kam die Frage, ob die Umstallung nicht unnötigen Stress bei den Tieren erzeuge. Annette Alpers beobachtete bei der geteilten Mast, dass die Tiere zwar kurzzeitig mit einem zögerlichen Wachstum reagieren, das aber bald wieder aufholen und am Ende keine Unterschiede mehr festzustellen seien; dafür gäbe es bei er geteilten Mast den Vorteil der frischen Einstreu im Endmaststall.
Eine Übergangsregelung ermöglicht diese Form der Jungaufzucht in Deutschland bis 2030. Die EU-Verordnung unterscheide allerdings nicht zwischen Aufzucht und Mast und fordert deshalb immer einen Grünauslauf. Annette Alpers hofft, dass von der EU in Bälde eine Entscheidung getroffen wird, die nur 1 statt 4 m² Grünauslauf pro Tier für die Jungaufzucht fordere, empfiehlt für Stallneubauten aktuell aber dringend, den Grünauslauf in der Aufzucht mit zu planen.
Wie läuft eine erfolgreiche Umstellung ab?
Nachdem die Umstellung der Auslauffläche in der Regel ein Jahr dauert, ist der erste Schritt die Anmeldung im Ökokontroll-Verfahren. Neben der Baugenehmigung und der Klärung, ob ausreichend Fläche vorhanden ist, sollten so bald wie möglich Gespräche mit den Abnehmern und dem Verband geführt werden.
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