In Österreich drängen Bauernbund und Geflügelwirtschaft auf eine Kontrolloffensive für Geflügelfleischimporte, vor allem in Bezug auf die Hygiene bei der Erzeugung der Produkte. Hintergrund sind 27 Salmonelleninfektionen und ein Todesopfer, die auf kontaminiertes polnisches Billig-Hühnerfleisch zurückzuführen sind, das für Kebap-Spieße produziert wurde.
„Es kann nicht sein, dass durch unhygienische Arbeitsmethoden die Gesundheit von Menschen gefährdet wird. Fleisch, das unter Voraussetzungen produziert wird, wie wir sie in Österreich nicht kennen, darf nicht auf unseren Tellern landen“, so Bauernbund-Präsident Georg Strasser und der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas. Auch bei der Weiterverarbeitung, der Lagerung und beim Verkauf müsse jetzt ein besonderes Augenmerk auf ordnungsgemäßer Hygiene liegen. An die Verbraucher appellierten beide, verstärkt auf die Herkunft von Lebensmitteln zu achten.
Achtung Importfalle!
Lukas verwies auf die hohen Standards in der österreichischen Geflügelproduktion im Vergleich zu Polen: „Während in Österreich die Besatzdichte nur 30 kg pro Quadratmeter beträgt, sind es in Polen 42 kg; das entspricht der EU-Vorgabe“. Die kleinstrukturierten Familienbetriebe in dem Alpenland hielten durchschnittlich 20 000 bis 25 000 Masthühner, während es in Polen, dem EU-weit größten Geflügelfleischproduzenten, teilweise sechsstellige Stückzahlen seien. Das bedeute in der Folge - kombiniert mit einem höheren Einsatz von Tierarzneimitteln - günstigere Preise, wodurch heimisches Geflügel vom Markt verdrängt werde.
„Wir müssen aufpassen, nicht in die Importfalle zu tappen“, warnte der Obmann. Damit würde ein weiterer Vorteil der österreichischen Geflügelwirtschaft aufgegeben, nämlich die durchgehenden, transparenten Kontrollen vom Elterntier- bis zum Mastbetrieb und darüber hinaus. „Für importiertes Fleisch ist volle Transparenz ein Muss“, stellte Lukas klar.
Gleiche Hygienemaßstäbe für alle!
Nach Ansicht von Strasser müssen nun die europäischen Behörden in die Pflicht genommen werden: „Die EU-Kommission ist jetzt am Zug, für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und insbesondere darauf zu achten, dass die Gesundheit der Menschen nicht mutwillig aufs Spiel gesetzt wird.“ Dabei gehe es vor allem um Fleisch aus Osteuropa. Polen sorge regelmäßig mit mangelhaften Hygiene- und Qualitätsbedingungen für Aufruhr.
„Der freie Warenverkehr ist ein Grundprinzip der Europäischen Union, doch er funktioniert nur unter gleichen Maßstäben“, betonte Strasser. Eine Partnerschaft auf Augenhöhe bedeute, dass in sämtlichen Mitgliedstaaten dieselben Vorgaben für hygienisches Arbeiten und vor allem eine transparente und durchgehende Überprüfung gelten. Würden jedoch österreichische Produkte gegen solche mit viel höherem Antibiotikaeinsatz und schlechteren Haltungsbedingungen ausgespielt, dann liefen die Dinge aus dem Ruder, so der Bauernbund-Präsident. „Es kann nicht sein, dass wir Geflügel importieren, das nicht unseren hohen Produktionsstandards entspricht“, kritisierte Strasser.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.