Direktvermarktung: Erklären, nicht erziehen!

27 April 2024
Mobilstall
Hofladen

Auf dem 3. Online-Fachforum für Zweinutzungshühner berichtete Helen Hornischer vom Biohof Hornischer von ihren Erfahrungen mit der Direktvermarktung der Zweinutzungshühner und deren Eiern.

Der in Mittelhessen ansässige Biohof Hornischer wird schon seit 30 Jahren ökologisch geführt. Der 65 Hektar Ackerland und 35 Hektar Grünland umfassende Mischbetrieb war auf Ackerbau spezialisiert. Nach und nach wurde der Betrieb breiter aufgestellt: Kartoffeln, Öllein, Mutterkuhhaltung mit Mast und seit 2018 Gefügelzucht. Es stehen 300 Geflügelplätze für Hühner und Hähne in drei Mobilställen zur Verfügung: Zwei Bauwagen und ein Wördekemper-Stall. Die ersten eineinhalb Jahre wurden Legehybriden und die zugehörigen Bruderhähne gehalten, vor einem Jahr wurde auf Zweinutzungshühner umgestellt, jedoch wurde ein Backup an Hybridlegehennen beibehalten. Seit der Hofübergabe im Jahr 2020 wurde die Direktvermarktung etabliert, sodass diese mittlerweile einen der Hauptbetriebszweige darstellt. Zudem wurde die mobile Schlachtung sowohl beim Rind als auch beim Huhn eingeführt.

Wieso Zweinutzungshühner?

Frau Hornischer hatte von Beginn an vor, Zweinutzungshühner zu halten, erfuhr aber auf Fortbildungen, dass es einfacher wäre, mit Hybridlegehennen zu beginnen, da Zweinutzungshühner Herausforderungen mit sich bringen, die für Anfänger nicht immer leicht zu bewältigen sind. Mittlerweile hat Frau Hornischer auf Zweinutzungshühner umgestellt. Neben den ethischen Gesichtspunkten wirkt sich die Fleischqualität und das Alleinstellungsmerkmal „Haltung von Zweinutzungshühnern” in der Nähe anderer Mobilställe positiv auf den Erfolg des Betriebes aus.

Verstehen die Verbrauchenden die Preisunterschiede?

Es wurde umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit betrieben, um die Unterschiede zwischen den Nutz- und Hybridhühnern und die verschiedenen Haltungsformen zu erklären. Dazu wurden Informationsveranstaltungen, PowerPoint-Präsentationen und Abende sowie Nachmittage für Verbrauchende und Interessierte organisiert. Verschiedene Kanäle werden genutzt, um die Kundschaft transparent zu informieren. Dazu gehören ein WhatsApp-Status, Email-Newsletter für Abonnenten sowie Rundschreiben und Informationsbriefe, die beispielsweise den Fleischsendungen beigelegt werden. Für die Nutzenden eines Eierabonnements gibt es eine WhatsApp-Gruppe, in der beispielsweise Fotos von zu verkaufenden Tieren geteilt werden. Um der Kundschaft die höheren Preise zu erklären, wurde ein Infobrief mit allen relevanten Zahlen zur Hühneraufzucht transparent dargestellt, einschließlich der Kosten und des zu erwartenden Gewinns.

Frau Hornischer ist überzeugt, dass sich der Aufwand lohne, da der aufgebaute Kundenstamm nicht nur an den Hühnern, sondern am gesamten Betrieb interessiert ist, wie sich in vermehrten Anfragen für Rindfleisch und Getreide zeigt. Die begrenzten Geflügelplätze bringen die Notwendigkeit mit sich, die Wertschöpfung des gesamten Betriebes im Blick zu behalten.

Nicht die Kundschaft erziehen!

Ursprünglich war Frau Hornischer der Meinung, dass Fleisch und Eier untrennbar zusammengehören, hat sich von diesem Dogma mittlerweile aber freigemacht. Die Eier-Abonnenten bekommen Rabatt auf Suppenhühner, sind aber nicht gezwungen, diese zu kaufen. Andere kaufen Fleisch, aber keine Eier. Eine weniger belehrende Haltung ermöglicht Frau Hornischer zufolge eine offenere Diskussion.

Magdalena Esterer
Bild: Adobe_Stock_Sonja Birkelbach

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