Volksabstimmung Schweiz: Maximal 4.000 Hennen pro Betrieb?

21 Juni 2024
Deutschland
KAT Schweiz

Die Schweiz hat ein anderes politisches System als Deutschland: Die „Direkte Demokratie“ ermöglicht umfassende Mitbestimmung des Volkes. Umgesetzt wird sie durch Volksabstimmungen - etwa zu kritischen Themen der Landwirtschaft. Letztere muss also viel informieren und diskutieren.

Das politische System der Schweiz ist eine „Direkte Demokratie“ mit Volksabstimmungen zu sehr unterschiedlichen Themen. Dabei sind oft auch „kritische“ Themen der Landwirtschaft und Tierhaltung. So gab es beispielweise einen Antrag, der eine betriebliche Obergrenze von zwei Ställen mit jeweils 2.000 Legehennen forderte.
Dieser Antrag wurde zwar nicht angenommen. Für die Landwirtschaft und ihre Interessenvertreter bedeutet die „Direkte Demokratie“ jedoch einen hohen Informations- und Diskussionsbedarf.

Auch in der Schweizer Konkurrenz durch Importe

Die Schweiz wird häufig noch als das Land mit abgeschottetem landwirtschaftlichen Binnenmarkt gesehen. Jedoch liegt der Selbstversorgungsgrad über alle Produkte nur noch bei 40 Prozent. Das heißt, auch die Schweizer Landwirte müssen sich wie ihre Berufskollegen in Deutschland gegen Importe behaupten, die zu niedrigeren Standards erzeugt wurden und somit günstiger sind. Denn auch in der Schweiz kämpfen die Landwirte mit hohen Standards und vielen Auflagen, die die Produktion dort teuer machen.

Wie man mit diesen Thematiken in der Schweiz umgeht, erfuhren die Teilnehmer der jüngsten Mitgliederversammlung von KAT, dem Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V., in Köln. Urs Schneider ist Geschäftsführer von Agro Marketing Suisse (AMS) und stellte in Köln seine Arbeit vor.

Staat kofinanziert Öffentlichkeitsarbeit Landwirtschaft

Auftrag der AMS ist die Imagepflege für die Landwirtschaft und Information über die Landwirtschaft. Finanziert wird sie von Beiträgen der Landwirtinnen und Landwirte, Unternehmen und Organisationen der Branche. Der Staat übernimmt in der Schweiz jedoch eine 50-prozentige Kofinanzierung der wichtigen Arbeit für die einheimische Landwirtschaft.

AMS und der Schweizer Bauernverband haben zusammen ein mehrstufiges Kommunikationsmodell entwickelt. Die Basiskommunikation ist Sache des Bauernverbandes. Viele Kanäle werden dafür genutzt. Hier sind landwirtschaftliche Betriebe stark miteingebunden, etwa über Tage der offenen Tür, Events oder Aktionen mit Schulklassen etc. Im vergangenen Jahr verbrachten beispielsweise 60.000 Schülerinnen und Schüler einen halben oder einen ganzen Tag auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.

Gemeinsame Dachmarke als Herkunfts- und Haltungskennzeichen

Die AMS hat daneben eine einheitliche Dachmarke für Produkte der Schweizer Landwirtschaft geschaffen: „Suisse Garantie“. Das Logo ziert die Schweizer Fahne. Eine Bedingung für die Zertifizierung ist außer der „Herkunft Schweiz“ die Teilnahme an bestimmten ökologischen Maßnahmen oder Gentechnikfreiheit. Zudem gibt es Qualitätskriterien für alle Produktionsbereiche, es ist also Herkunfts- und Haltungskennzeichnung gleichermaßen. Heute dürfen 1.325 Betriebe bzw. Unternehmen in der Schweiz das Logo verwenden.

„Suisse Garantie“ hat einen sehr hohen Bekanntheitsgrad. Laut Urs Schneider sind 72 Prozent der Schweizer bereit, für heimische Produkte mehr zu zahlen – bei Fleisch, Wurst, Eiern, Milch oder Käse bis zu 25 Prozent. In Befragungen gaben sie als Begründung neben der Unterstützung der heimischen Landwirtschaft den Wunsch nach mehr Tierwohl und mehr Nachhaltigkeit an.

Auf der Grundlage „Suisse Garantie“ werben dann die Lebensmittelketten der Schweiz mit ihren speziellen Marken, satteln die quasi noch auf „Suisse Garantie“ auf.

Parallelen von „Suisse Garantie“ und KAT

Urs Schneider machte in seinem Vortrag die Parallelen von „Suisse Garantie“ und dem KAT-Siegel deutlich: „Die Herkunft ist Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmend wichtig, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit kann als Verkaufsargument eingesetzt werden.“ Für ihn sind Siegel wie „Suisse Garantie“ oder KAT demzufolge kein „notwendiges Übel“, sondern eine sinnvolle Investition in die Sicherung des aktuellen, aber vor allem auch des künftigen Absatzes.

Der neue KAT-Vorsitzende Christoph Hönig nannte als ein Ziel der künftigen KAT-Arbeit denn auch, dem Siegel mehr Sichtbarkeit nach draußen, zum Verbraucher hin, zu verschaffen. Daran wolle man arbeiten.

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: AdobeStock_VRD

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