Wie ist die Situation nach zwei Jahren des Verbots des Kükentötens aus dem Blickwinkel des KAT (Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V.)? Der Geschäftsführer des Vereins, Dietmar Tepe, zieht eine für seinen Verein positive Bilanz: Der KAT exportiert erfolgreich seine Standards im Tierschutz. Die Branche hat Großartiges geleistet.
Seit Anfang 2022 wurden in den KAT-Betrieben etwa 78 Millionen Hennen neu eingestallt, ohne dass ihre männlichen Geschwister nach dem Schlupf getötet wurden. Die Vermeidung erfolgte durch eine Bruderhahnaufzucht (ca. 38 Mio. Tiere) oder eine Geschlechtsbestimmung vor dem Schlupf, womit bereits 78 Mio. Hähne vor dem Kükentöten gerettet wurden, erklärte Dietmar Tepe kürzlich gegenüber Geflügelnews. „Die Branche hat innerhalb von zwei Jahren eine bemerkenswerte Transformation hinbekommen. Diese zügige Umstellung der kompletten Lieferkette ist als absolut einzigartig in der tierhaltenden Erzeugung zu bewerten.“
Geschlechtsselektion dominiert
Anfangs habe die Bruderhahnaufzucht mit einem Anteil von gut 70 Prozent deutlich vorn gelegen. Inzwischen liege jedoch die Geschlechtsselektion im Brutei vorn, und zwar mit einem Anteil von ca. 70 Prozent. „Es ist davon auszugehen, dass die Selektion zukünftig das dominierende Verfahren zur Vermeidung des Kükentötens sein wird“, so Tepe. Der KAT-Geschäftsführer begründet dies mit der Entscheidung des Gesetzgebers, die Geschlechtsselektion im Brutei bis spätestens zum 12. Bruttag zu erlauben. Dies gebe den Betrieben Planungssicherheit.
Die strengen deutschen Tierschutzvorgaben, und hier insbesondere das Verbot des Kükentötens, würden im Wesentlichen nur in Deutschland gelten, so Dietmar Tepe weiter, die KAT-Vorgaben dagegen systemweit (national und international). Durch die Übernahme des Kükentötungsverbots in die KAT-Leitfäden habe die Anzahl nicht getöteter männlicher Tiere gegenüber den nur in Deutschland geltenden Gesetzesvorgaben somit nahezu verdoppelt und der Tierschutz international gefördert werden können.
Ab 2024 KAT-Siegel nur noch mit OKT
Einige aktuelle Daten zum KAT: Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel werden voraussichtlich auch im Jahr 2023 etwa an die 11 Mrd. KAT zertifizierte Eier abgesetzt. Der Anteil KAT-Ware im stationären Handel liegt somit bei etwa 90 %.
Ab dem 1. Januar 2024 dürfen unter dem KAT-Siegel nur noch Eier vermarktet werden, die nachweislich aus einer Produktion ohne Kükentöten (OKT) stammen. Ältere Herden verlieren automatisch den KAT-Status. Das Ausstiegsdatum ist allen Betrieben seit zwei Jahren bekannt, jetzt wird es scharf gestellt. Die Betriebe sind verpflichtet, bereits bei der Bestellung auf eine KAT zertifizierte OKT Junghennenherde zu bestehen.
In den letzten zwei Jahren hätten KAT-Legehennenhalter ihre Herden mit hohen finanziellen Investitionen in den Tierbestand und deutlichen Anpassungen in der Logistik und im Management bereits erfolgreich umgestellt, erklärt Dietmar Tepe. Die Einhaltung der neuen, strengen Vorgaben habe alle Betriebe vor erhebliche Herausforderungen gestellt. Einige hätten den Vorgaben nicht folgen können und seien aus dem KAT ausgeschieden. Die Auswertungen der KAT-Audits zeigten aber sehr eindrucksvoll, dass die überwiegende, große Mehrheit der Betriebe die Umstellung gut bewältigt habe.
Anzahl Betriebe im KAT-System
Nach den Angaben des KAT-Geschäftsführers nehmen aktuell etwa 2.200 Legebetriebe aus 13 europäischen Ländern mit ca. 80 Mio. Hennenplätzen am KAT-System teil. Dazu kommen 35 Brütereien, rund 650 Aufzuchtbetriebe mit über 35 Mio. Plätzen, 450 Packstellen, 160 Unternehmen aus dem Bereich der Eiproduktewerke und der Nahrungsmittelindustrie sowie 170 Futtermittelunternehmen.
Diese Betriebe werden mindestens einmal jährlich von unabhängigen staatlich akkreditierten Zertifizierungsstellen sowie von KAT eigenen Auditoren regelmäßig kontrolliert.
Von den 80 Millionen KAT-Legehennenplätzen befinden sich etwa 42 Millionen in Deutschland, weitere gut 38 Millionen im Ausland, vornehmlich in den Niederlanden. Der große Anteil ausländischer Betriebe am KAT-System erklärt sich durch den niedrigen Selbstversorgungsgrad bei Eiern in Deutschland mit nur ca. 70 Prozent. Ein großer Teil der Ware muss aus dem Ausland importiert werden. Bei der Tierproduktion, also Brütereien und Aufzuchtbetrieben, ist die internationale Vernetzung teils noch größer.
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