Beim Kitzinger Eignungstest verschiedener Zweinutzungshühner-Herkünften in ökologischer Haltung wurden diverse Tierwohlindikatoren betrachtet. Im Online-Seminar des Netzwerkes Fokus Tierwohl mit dem Titel „Zweinutzungshühner im Eignungstest” teilte Dr. Ruben Schreiter von der Uni Halle die Ergebnisse dieser Betrachtung mit dem Auditorium.
Wie wurden die Tierwohlmerkmale ausgewählt?
Die zu begutachtenden Merkmale werden ausgewählt, indem verschiedene Kriterien zu Rate gezogen werden. Ein Kriterium ist die Validität, also ob überhaupt ein geeignetes Merkmal erfasst wird, um die Zielgröße (gegebenenfalls indirekt) zu beschreiben. Die Reliabilität beschreibt, wie zuverlässig sich ein Merkmal bei wiederholter Durchführung darstellt. Die Objektivität beschäftigt sich mit der Frage, ob durch involvierte Personen ungewollte Einflüsse entstehen und die Praktikabilität verweist darauf, wie einfach respektive schwer sich ein Merkmal erfassen lässt.
Herkünfte im ersten Durchgang
• Gebrauchskreuzung Augsburger mit Lohmann Brown
• ÖTZ Coffee
• Triesdorfer Landhuhn
• Lohmann Sandy
Herkünfte im zweiten Durchgang
• ÖTZ Cream
• ÖTZ Caramel
• Triesdorfer Landhuhn
• Lohmann Dual
Fußgesundheit und Lauffähigkeit: Zweinutzungshühner schneiden gut ab
Zusammenfassend wurde beobachtet, dass Fussballenveränderung, Kontaktdermatitiden und Lauffähigkeit nur sehr gering auftraten. Bei der Fußballengesundheit, bei der nach Herkunft und Alter der Hähne unterschieden wurde, begünstigen ein höheres Gewicht und ein höheres Alter (damit verbunden: höherer Kotabsatz) das Auftreten. Bei den mastbetonten Herkünften ÖTZ Coffee und Triesdorfer Landhuhn traten dementsprechend in der 16. Lebenswoche leichte Fussballenveränderungen auf, erfreulicherweise aber keine mittel- oder gar hochgradigen Fälle. Die weiteren Kontaktdermatitiden, die ebenfalls durch ein höheres Gewicht und einen höheren Kotabsatz beünstigt werden, wurden ebenfalls nur wenig angetroffen. Es wurden teils Brustblasen, vor allem bei den Herkünften ÖTZ Coffee und Triesdorfer Landhuhn, angetroffen und sehr wenige Tiere mit geringgradigem Hockburns. Auch die Lauffähigkeit wird vom Gewicht beeinflusst, weshalb auch hier das Triesdorfer Landhuhn am schlechtesten abschnitt – deutliche Lahmheiten kamen aber nicht vor.
Aggressivität im Test: Warum das Triesdorfer Landhuhn auffällt
Bis zur zwölften Lebenswoche fanden wenige Kämpfe zwischen den Hähnen statt. Danach passierte ein deutlicher Anstieg von aggressivem Verhalten. In allen Abteilen waren ab etwa der 14./15. Lebenswoche Hähne sichtbar mit deutlichen Verletzungen an den Kopfanhängen gezeichnet, einzelne (rangniedere) Tiere fanden sich dann auch verstärkt auf erhöhten Ebenen zum Rückzug. Am stärksten musste dieses Verhalten bei der Herkunft Triesdorfer Landhuhn beobachtet werden. Dr. Schreiter hält es für sinnvoll, die Mast nicht nur aus ökonomischer Sicht zeitlich deutlich zu begrenzen, sondern sieht es auch aus der Perspektive des Tierwohls für ein vernünftiges Vorgehen.
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