Laborfleisch wird künftig auch in Deutschland seinen Markt finden. Darin waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsrunde auf dem „Deutschen Fleisch Kongress 2024“ einig. Zwar gebe es Hürden für Laborfleisch in der EU, etwa das lange Zulassungsverfahren. Die Kaufbereitschaft sei hingegen nicht das Problem. Sie könne durch einen niedrigen Preis und ein kluges Marketing angereizt werden.
Künstlich hergestellte Fleischerzeugnisse werden künftig auch in Deutschland ihren Markt finden. Bis dahin sind allerdings noch technische und rechtliche Hürden zu überwinden. Die Akzeptanz der Kunden dürfte hingegen nicht zum Problem werden. In diesen Punkten waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsrunde auf dem „Deutschen Fleisch Kongress 2024“ einig, den die Fachmedien der dfv Mediengruppe in dieser Woche ausgerichtet haben.
Die auf Lebensmittelrecht spezialisierte Rechtsanwältin Dr. Ina Gerstberger verwies auf das in der Europäischen Union sehr komplexe Zulassungsverfahren für Laborfleisch. Aufgrund juristischer Fallstricke seien bislang kaum Zulassungen in der EU beantragt worden. Hinzu komme der zunehmende Gegenwind für Laborfleisch in einigen EU-Staaten wie Italien, das die Herstellung und den Verkauf entsprechender Produkte verboten hat. Gerstberger empfahl, bereits jetzt umfangreich über die Sicherheit von Laborfleisch aufzuklären, um weitere Verbote zu verhindern.
Kundengewohnheiten verändern sich schnell
Dr. Werner Motyka von Munich Strategy, einem Beratungsunternehmen für die Branchen Bau, Maschinenbau und Nahrung, wertete Laborfleisch als wichtigen Baustein für die Ernährung der Weltbevölkerung. Denn die Menschheit wachse weiter und habe zu großen Teilen immer mehr Appetit auf Fleisch. Die wachsende Nachfrage werde in Zukunft sowohl durch echtes als auch künstliches Fleisch gestillt. Sorgen, dass die innovativen Produkte beim Kunden nicht gut ankommen, hat Motyka nicht. Konsumentengewohnheiten veränderten sich schnell. Das habe man bereits bei den Milchersatzprodukten gesehen.
Laut Einschätzung von Christoph Graf, Geschäftsleiter Ware bei Lidl Dienstleistung, wird Laborfleisch für den Kunden attraktiv sein, wenn es lecker und preiswert ist. Außerdem komme es auf ein kluges Marketing an. Dieses dürfe keine Assoziationen mit Laboren oder Chemiebaukästen hervorrufen. Zustimmung dafür kam von Ivo Rzegotta vom „The Good Food Institute Europe“ (GFI), einer Nichtregierungsorganisation zur Förderung von Fleischersatzprodukten.
Außerdem sieht Rzegotta in Laborfleisch eine Chance für Maschinen- und Zusatzstoffehersteller in Deutschland, und zwar auch dann, wenn die neue Technologie wegen der langen Zulassungsverfahren in der EU nicht Fuß fassen sollte. Dann könnten deutsche Unternehmen Technik und Rohstoffe an Produzenten etwa in Israel liefern. Wichtig sei aber, zügig zu handeln. Denn bereits in den nächsten drei bis vier Jahren werde sich entscheiden, wer Player auf dem Markt für Laborfleisch werde
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