EU-Agrarminister: Viele ungeklärte Fragen bei Laborfleisch

25 Januar 2024
Gesellschaft
Laborfleisch

Die EU-Landwirtschaftsminister sehen im Hinblick auf die Zulassung von künstlich im Labor hergestellten Fleischerzeugnissen noch eine Reihe ungeklärter Fragen. Erst kürzlich übten vor allem Österreich, Italien und Frankreich in einer gemeinsamen Note deutliche Kritik. Unterstützt wurden sie von zehn weiteren Mitgliedstaaten, darunter Polen, Spanien und Ungarn. Für Unruhe unter den Ministern sorgen offenbar erste Planungen der Kommission für eine EU-Regelung. Weniger skeptisch bis positiv äußersten sich die Vertreter aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark.

„Echte Gefahr für die Tierhaltung“

Österreichs Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig bezeichnete Laborfleisch als „eine echte Gefahr für die Tierhaltung in der EU“. Eine mögliche EU-Regelung müsse für Klarheit und Transparenz sorgen. Auswirkungen müssen Totschnig zufolge genau untersucht werden. Unabdingbar seien eine verpflichtende Kennzeichnung und eine faktenbasierte umfangreiche Folgenabschätzung.

Italien warnt vor Greenwashing

Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida kritisierte das von den Herstellern von Laborfleisch betriebene Greenwashing. Hier müsse eine EU-Regelung Klarheit schaffen. Frankreich beklagte zudem, dass die Tierhalter beim Tierwohl dem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt seien. Andererseits lasse sich Laborfleisch oftmals nur durch wenig tierfreundlich gewonnene tierische Stammzellen erzeugen. Die Tierhaltung und den ländlichen Raum bedroht sehen auch Länder wie Griechenland, Slowenien, Bulgarien sowie Irland.

Klare Kennzeichnung wichtig

Weniger kritisch äußerte sich die deutsche Delegation. Noch seien die Chancen und Risiken schwer zu beurteilen, hieß es. Die Relevanz von Laborfleisch werde durch die Nachfrage der Verbraucher in den kommenden Jahren aufgezeigt. Aus deutscher Sicht sind eine klare Kennzeichnung und eine informierte Entscheidung der Verbraucher wichtig.

Die Niederlande sehen Laborfleisch als einen wichtigen Baustein bei der Versorgung der Weltbevölkerung mit tierischem Protein. Den Haag sieht Kunstfleisch als Ergänzung von natürlichen Fleischprodukten. Dänemark hat bei hinreichender Kennzeichnung und gewährleisteter Lebensmittelsicherheit ebenfalls „kein Problem“ mit Laborfleisch.

Israel lässt In-Vitro-Steak zu

Unterdessen scheint in anderen Teilen der Welt die Entwicklung weiterzugehen. Israel wird künftig ein Produkt von im Labor erzeugtem Rindfleisch für den menschlichen Verzehr zulassen. Mitte Januar hatte das dortige Start-Up „Aleph Farms“ vom israelischen Gesundheitsministerium grünes Licht für die Vermarktung eines In-Vitro-Rindersteaks erhalten. Für Rindfleisch wäre dies weltweit eine Premiere. Bisher gibt es entsprechende Zulassungen nur für künstliches Hühnerfleisch in den USA und Singapur.

Laut Aleph Farms handelt es sich bei dem Kunst-Steak allerdings nicht um reines Fleisch. Die Proteinmatrix besteht zwar aus immortalisierten Zellen einer Black-Angus-Kuh. Hinzugefügt werden allerdings auch Proteine aus Weizen und Soja. Fötales Rinderserum, wie es in vielen Laborfleischerzeugnissen auf Rindfleischbasis zum Einsatz kommt, soll nicht enthalten sein. Israel gilt bei der Forschung rund um Laborfleischerzeugnisse als einer der weltweit führenden Standorte.

AgE
Bild: Adobe_Stock_bit24

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