Die Darmgesundheit ist ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Putenhaltung. Ein Leitfaden zeigt auf, wie die Darmgesundheit Ihrer Herde gefördert werden kann und wie Probleme frühzeitig zu erkennen sind.
Die hohen Tierleistungen in der Putenmast lassen sich nur mit gesunden Tieren erzielen. Dabei kommt der Darmgesundheit eine entscheidende Rolle zu, denn der Darm ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Ein Leitfaden aus dem Projekt Netzwerk Fokus Tierwohl zeigt Einflussfaktoren auf, die sich negativ auf die Darmstabilität auswirken können und auch, wie eine Verschiebung in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms erkannt werden kann. Zudem gibt es Hinweise zur Unterstützung der Darmgesundheit. Im Folgenden sind einige Punkte aus dem Leitfaden zusammengefasst.
Gesunde Darmflora
Die Grundlage für einen gesunden Darm bildet ein stabiles Darmmikrobiom, auch als Darmflora bezeichnet. Ein stabiles Darmmikrobiom entsteht, wenn sich der Darm von Beginn an zügig entwickelt und möglichst wenige Störfaktoren auf das leistungsstarke, aber sensible Darmsystem einwirken. Störfaktoren wie Stress oder eine unausgewogene Fütterung führen zu einer negativ veränderten Zusammensetzung der Darmflora. Die Darmwand wird dadurch durchlässiger für unerwünschte Stoffe, was gesundheitliche Folgen – häufig verbunden mit verändertem Kot – nach sich ziehen kann.
Ob eine Erkrankung des Darms und/oder ein Ungleichgewicht der Darmflora (Dysbiose) vorliegt, lässt sich anhand verschiedener Indikatoren erkennen. Diese sind zum Beispiel das Tierverhalten (gesunde Tiere verteilen sich gleichmäßig über die gesamte Stallfläche), der Zustand der Kloake (diese ist sauber und weist keine Verschmutzungen oder Verletzungen auf) oder die Einstreubeschaffenheit (die Einstreu ist trocken und locker, auch im kritischen Bereich der Einstreu).
Futter und Wasser
Ein weiterer Indikator für eine schlechte Darmgesundheit kann ein Rückgang der Futteraufnahme sein. Darminfektionen führen zu einer verminderten Nährstoffaufnahme im Darm, die sich in einer verschlechterten Futterverwertung widerspiegelt. Dies wird durch das Auseinanderwachsen der Herde, also einer schlechten Uniformität, gut sichtbar.
Ein akuter Anstieg der Wasseraufnahme kann auch ein Hinweis für eine mögliche Darminfektion sein. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass Puten nicht nur aufgrund von Infektionsgeschehen vermehrt trinken. Ebenso kann ein Anstieg der Temperatur dazu führen, dass die Tiere verstärkt Wasser aufnehmen. Steigt die Wasseraufnahme also an, gilt es sowohl die Stalltemperatur zu prüfen, aber auch auf weitere Indikatoren für ein mögliches Krankheitsgeschehen zu achten.
Ursachen für Infektionen
Es gibt eine Vielzahl von Infektionserregern, die eine Erkrankung des Magen-Darmtraktes bei Puten hervorrufen und meist mit einer veränderten Kotkonsistenz einhergehen. Im Folgenden sind die bedeutendsten Infektionserreger aufgelistet:
Bakterielle Infektionen:
- E. coli
- Salmonellen
- Clostridium perfringens
Virale Infektionen:
-
Hämorrhagische Enteritis
Parasitäre Infektionen:
- Kokzidien
- Histomonas meleagridis
- Cestoden/Nematoden
Besonders häufig bei jungen Puten werden infektiöse Darmerkrankungen beobachtet. Unter dem Begriff wird ein Krankheitsbild zusammengefasst, dass mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Viren, bakteriellen Erregern oder Protozoen wie Kokzidien und Cryptosporidien in Verbindung gebracht wird.
Durch die Infektion mit einem oder mehreren Viren wird zunächst die Darmschleimhaut geschädigt, wodurch es zu einer Entzündung des Darmes kommt. Zudem begünstigt die Virusinfektion die Vermehrung von bakteriellen Erregern und somit eine sekundäre, bakterielle Infektion. Hierbei kann es zu einer irreversiblen Schädigung der Darmzotten kommen, die sich langfristig negativ auf die Nährstoffaufnahme auswirkt. Es kommt zu einer schlechteren Futterverwertung, einer verminderten Leistungsfähigkeit der Tiere sowie einer schlechteren Uniformität der Herde. Damit sind die Erkrankungen nicht nur aus Sicht des Tierwohls, sondern auch aus ökonomischer Sicht von Bedeutung.
Fette und Öle
Neben den Kohlenhydraten sind auch Fette und Öle wichtige Energielieferanten. Sie werden im Putenfutter dazu eingesetzt, den Gehalt an umsetzbarer Energie zu regulieren. Sollen Fette und Öle als Energiequelle genutzt werden, gilt es in Hinblick auf die Erhaltung einer guten Darmgesundheit folgende Punkte zu beachten: Grundsätzlich ist eine hohe Qualität der eingesetzten Fette und Öle ausschlaggebend. Besonders bei Küken und jungen Puten kann die Verfütterung von ranzigen Fetten zu Verdauungsproblemen führen, die sich durch eine veränderte Kotkonsistenz bemerkbar machen. Auch zu hohe Anteile an gesättigten Fettsäuren werden von Küken und Jungtieren nicht gut vertragen. Endmastmischungen dürfen daher nicht bei jungen Tieren eingesetzt werden. Aber auch bei älteren Puten können Verdauungsstörungen auftreten, wenn Fette und Öle von unzureichender Qualität im Futter eingesetzt werden.
Die gute Qualität der Fette und Öle muss daher bei der Fütterung der Tiere aller Entwicklungsstufen sichergestellt werden. Allgemein gilt es bei der Rationsgestaltung darauf zu achten, dass die eingesetzten Fette und Öle von den Tieren möglichst vollständig verdaut werden. Bei unzureichender Fettverdauung erschweren die hohen Fettanteile im Kot die Verdunstung der enthaltenen Wasseranteile. In der Folge wird die Einstreu feucht.
Gritfütterung rationieren
Die Aufnahme von Gritsteinchen fördert die Zerkleinerung von groben Futterbestandteilen im Muskelmagen und ist daher besonders bei der Beifütterung von Getreide erforderlich. Hierzu werden den Tieren unlösliche Steinchen wie z. B. in Form von Quarzgrit zur Verfügung gestellt. Nicht geeignet ist hingegen Muschelschalengrit. Dieser stellt zwar eine zusätzliche Calcium-Quelle für die Puten dar, löst sich allerdings im Magen auf und verliert somit nach kurzer Zeit seine unterstützende Wirkung für die Verdauung. Bei der Wahl des Grits muss das Alter der Tiere beachtet werden, so können mit zunehmendem Alter Steinchen mit größerem Durchmesser angeboten werden.
Mindestens drei Wochen vor der Schlachtung muss die Gabe eingestellt werden, damit die Mägen im Schlachtprozess steinfrei sind. Grit sollte nicht zur freien Verfügung angeboten werden. Beobachtungen haben gezeigt, dass Einzeltiere bevorzugt aus mit Grit befüllten Trögen fressen. Stattdessen sollte eine regelmäßige Gabe des Grits in die Futterschale erfolgen. Hierbei wird empfohlen, mehrmals pro Woche (Tab.) eine Hand voll in jede Futterschale zu geben.
Pre- und Probiotika
Pre- und Probiotika werden eingesetzt, um den Aufbau einer stabilen Darmflora zu unterstützen. Sie können die Besiedlung des Darms mit Infektionserregern verhindern. Ebenso kann der Einsatz nach einer antibiotischen Behandlung den erneuten Aufbau des Darmmikrobioms fördern. Bei Prebiotika handelt es sich meist um nicht verdauliche Pflanzenbestandteile, die dem Futter zugesetzt werden. Sie dienen dazu, das Wachstum gewünschter Darmbakterien anzuregen. Diese setzen die Prebiotika in organische Säuren um, die wiederum zur Stabilisierung des Darmmilieus beitragen. In der Putenhaltung werden Prebiotika über den gesamten Produktionszyklus eingesetzt, da sie dazu beitragen können, die Krankheitsanfälligkeit der Tiere zu vermindern und somit die Höhe der Verlustraten zu reduzieren.
Probiotika sind laut Futtermittelrecht mikrobielle Zusatzstoffe zur Stabilisierung der Darmflora. Sie bestehen aus lebenden Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien, Bacillussporen und Lebendhefen. Die Wirkungsweisen von unterschiedlichen Probiotika sind vielfältig. Sie können auf sehr unterschiedliche Weise zur Ausbildung und Aufrechterhaltung eines gesunden Darmmikrobioms beitragen. Je nach Art des eingesetzten Probiotikums kann dieses das Risiko für eine Besiedlung des Darmes mit Krankheitserregern,
- z. B. mit Salmonellen, Campylobacter und Clostridien, reduzieren.
- durch Produktion und Abgabe von Stoffen das Wachstum von Krankheitserregern hemmen.
- durch das Besetzen von Bindungsstellen an der Darmwand die Besiedlung mit Krankheitserregern verhindern.
- Entzündungsreaktionen an der Darmwand vermindern.
- eine pH-Wert-Änderung im Darm herbeiführen und damit das Wachstum von potentiellen Krankheitserregern hemmen.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.