Ein gesunder Darm und eine optimale Fütterung sind auch bei Puten die besten Voraussetzungen für Wohlbefinden und für hohe Leistungen. Nicht anders als beim Menschen, ist Stress einer der Hauptgründe für eine gestörte Darmflora. Putenhalterinnen und -halter können gegensteuern.
Die Gemeinschaft der Mikroorganismen im Darm nennt man Darmflora. Dazu gehören Bakterien, Pilze, Viren und Einzeller. Die Zusammensetzung der Darmflora variiert je nach Tieralter und Darmabschnitt. Störungen der Darmflora (Dysbiosen) können viele Ursachen haben:
Infektionserreger des Darms (Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze) können das Darmepithel zerstören, Toxine bilden und zu Entzündungen und gestörter Peristaltik des Darms führen. Dies verursacht auch Verschiebungen in der Zusammensetzung der Darmflora. Daher ist die Einhaltung von Biosicherheit auch in Hinblick auf die Darmgesundheit von Bedeutung.
Neben Infektionserregern können auch andere Faktoren wie beispielsweise Futterwechsel, schlechte Futterqualität, Mykotoxine in der Einstreu oder schlechtes Stallklima zu Störungen im Darm führen. „Der Hauptfaktor für eine gestörte Darmflora ist Stress“, betont Geflügelfachtierarzt Dr. Ronald Günther.
Darmflora wieder im Gleichgewicht
Doch wie kann man die Darmgesundheit bei Problemen wieder ins Gleichgewicht bringen? Verschiedene Futterzusatzstoffe wie Enzyme, Pro-/ Präbiotika, phytogene Stoffe und immunologisch aktive Substanzen haben positive Effekte auf die Darmflora. Gegeben über das Futter, das Wasser oder die Einstreu können diese Produkte den Aufbau einer stabilen Darmflora (präventiv) fördern. Dr. Hartmut Meyer, Moorgut Kartzfehn, nennt ergänzend hierzu aus der Praxis Lignocellulosen, Gesteinsmehle oder Pflanzenkohle.
Ebenso kann die Darmgesundheit durch verschiedene Managementmaßnahmen des Mästers beeinflusst werden: Eine ständige Verfügbarkeit von Futter ist notwendig, damit kein Stress bei den Puten entsteht. Zwangspausen in der Fütterung, etwa während Impfaktionen, müssen unbedingt verhindert werden. Die Einstreu- sowie die Tränkwasserhygiene, Futterlagerung und Silohygiene spielen dabei eine wichtige Rolle.
Serviceperiode ist enorm wichtig
Auch die All-in-/all-out-Strategie kann einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit haben. Der Stall kann in der Serviceperiode gereinigt und desinfiziert werden. Für Viren und Bakterien sollten DVG-geprüfte Desinfektionsmittel verwendet werden. Wichtig zu beachten ist, dass Parasiten im Stall extra bekämpft werden müssen.
Vier Fähigkeiten machen laut Dr. Hartmut Meyer eine gute Darmgesundheit aus:
- Abwehr pathogener Keim
- Zerlegung des Futters in seine Bestandteile
- Absorption der verdauten Nährstoffe
- Richtige Reaktion des Immunsystems
Der Verdauungstrakt eines Vogels ist bezogen auf die Lebendmasse sehr klein. Das Futter hat dadurch nur eine kurze Verweildauer im Verdauungstrakt. Daher sind Futtermittel mit hoher Nährstoffdichte und guter Verdaulichkeit erforderlich. Dem Geflügel fehlt das Enzym Lactase und die Saccharase-Aktivität ist sehr gering. Deswegen können bestimmte Kohlenhydrate nur eingeschränkt verdaut werden.
Nicht zu viel Fett für Küken
In den ersten Lebenswochen können Küken Fette mit gesättigten Fettsäuren nur schlecht verwerten. Nach dem Schlupf sollte daher auf einen begrenzten Fetteinsatz geachtet werden. Andernfalls können die Küken Durchfall oder Rachitis bekommen. Die Einstreu wird nass, es kann zu Kot- und Einstreufressen oder einer erhöhten Mortalität kommen.
Sowohl in der Aufzucht als auch in der Mast sollten bei der Futterzusammensetzung verschiedene Faktoren beachtet werden. Erhöhte Gehalte an Zellwandsubstanzen im Futter (Rohfaser) können die Verdaulichkeit reduzieren. Ebenso wirken sich hohe Anteile langkettiger Fettsäuren und antinutritiver Inhaltsstoffe wie Nicht-Stärke-Polysaccharide negativ auf die Verdaulichkeit aus. Gesteigert werden kann die Futterverdaulichkeit durch die Zugabe von Grit, NSP-Enzymen und Phytase.
Weizenzufütterung mit positiven Effekten
Die Zufütterung von Weizen hat ebenfalls einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit. Der Muskelmagen wird um 3 bis 5 Prozent vergrößert, die Sekretion von Magensäure und Pepsin wird erhöht, die aktive und passive Verdauung verbessert und die Darmperistaltik stimuliert. Somit kann eine Weizenzufütterung helfen, Durchfallerscheinungen zu reduzieren.
Allerdings müssen Putenhalterinnen und -halter dabei auf einige hygienische Aspekte achten. Der Feuchtigkeitsgehalt des Weizens darf maximal 25 Prozent betragen, sonst besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Auch Lagerung, Maschinenhygiene und Parasitenbefall müssen kontrolliert werden.
Ebenfalls zu beachten ist die Partikelgröße des Futters. Kleine Partikelgrößen reduzieren die Verweildauer des Futters im Muskelmagen und es kommt zu ineffizienter Proteinverdauung, schlechterer Absorption und Futterverwertung. Ein hoher Mehlanteil im Futter kann zu Entzündungen im Darm führen. Dr. Hartmut Meyer empfiehlt daher für Puten die Fütterung von qualitativ hochwertigen Pellets.
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