Puten-Einstreu: Schwarz ist die neue Trendfarbe

18 Mai 2023
Pute
Sonnenblumen im Putenstall

Es ist ein ungewohntes Bild, wenn Matthias Crone die Türen der Putenaufzuchtställe öffnet: Die Einstreu ist fast schwarz. Hier wird mit Pellets aus Sonnenblumenschalen gearbeitet. Die haben viele Vorteile.

Matthias Crone ist beim Mischfutterhersteller Fleming & Wendeln Verkaufsleiter für den Geflügelbereich. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Garrel (Landkreis Cloppenburg, Niedersachsen) zieht in eigenen, bzw. gepachteten Ställen Puten für landwirtschaftliche Betriebe der Region auf. In Holdorf, gut 40 km vom Firmensitz entfernt, stehen sechs Ställe mit 3.300 qm Stallfläche. Bis zu 33.000 Küken können hier bis zum 28. – 35. Tag aufgezogen werden.

Seit vier Jahren werden Sonnenblumenschalen eingestreut

Seit ca. vier Jahren wird in den Aufzuchtställen nicht mehr mit Hobelspänen oder Strohpellets als Einstreu gearbeitet. „Wir setzen in der kompletten Aufzucht inzwischen Pellets aus Sonnenblumenschalen ein,“ berichtet Matthias Crone. Und auch Mäster verwenden sie in ihren Ställen.

Den Anstoß, von Hobelspänen auf die fast schwarzen Sonnenblumenschalen umzusteigen, gaben Biogasanlagenbetreiber: „Der Putenmist mit Hobelspänen war nicht gut abzusetzen,“ so Crone. Durch den hohen Ligningehalt war der Gasertrag in der Biogasanlage gering, zudem bildeten sich unerwünschte Schwimmschichten.

Matthias Crone (l.) und Mitarbeiter Helmut Sieverding haben die Sonnenblumenschalen-Pellets in den Aufzuchtställen getestet und für sehr gut befunden.
Für die Aufzuchtställe werden die Sonnenblumenschalen-Pellets noch einmal extra zerkleinert.
Die Pellets werden im Aufzuchtstall ca. 1-2 cm dick eingestreut.
Bereit für das Einstallen der Küken.
Die Pellets sind in verschiedenen Verpackungen wie Big-Bags oder auch lose lieferbar.
Ein selbst gebautes Separierungsabteil für Putenküken in bequemer Höhe.
Hier eine selbstgebaute Vorrichtung zum Verteilen der Sonnenblumenschalen-Pellets.

Sonnenblumenschalen haben hohe Methanausbeute

Putenmist mit Sonnenblumenschalen hat dagegen eine sehr hohe Gas-/Methanausbeute. In anderen Ländern wird das Abfallprodukt aus der Sonnenblumenöl-Herstellung auch zum Heizen verwendet – ähnlich wie Holzpellets. Der Heizwert der Sonnenblumenschalen-Pellets ist höher als der von Holzpellets. In Deutschland ist der Einsatz als Brennstoff allerdings derzeit nicht erlaubt.

Die Verarbeitung der Sonnenblumenschalen zu Pellets erfolgt in der Regel schon in den Herkunftsländern in Osteuropa oder der Ukraine. Im Maststall können die Pellets so eingestreut werden. Sie sind QS-zertifiziert und werden laufend auf Schadstoffe untersucht.

Für die Verwendung in der Aufzucht müssen die Pellets allerdings noch einmal aufbereitet werden. Im Mischfutterwerk von Fleming & Wendeln werden sie zerkleinert, die Küken könnten auf den größeren Pellets nicht gut laufen.

Ähnliche Einstreumengen wie bei Hobelspänen

Die Einstreumengen in der Putenaufzucht entsprechen in etwa den Mengen bei Hobelspänen. Eingestreut werden etwa 5-6 kg Pellets pro qm. Je nach Dauer der Aufzucht und Zustand der Einstreu wird nach vier Wochen eventuell noch einmal nachgestreut. Eingebracht werden können die Sonnenblumenschalen per Düngerstreuer oder zum Beispiel mit einem Schiebeschild am Hoftrac.

Die Einstreuhöhe beträgt in der Aufzucht etwa 1-2 cm. Die Sonnenblumenpellets sind sehr aufnahmefähig, was Feuchtigkeit angeht. Die Pellets quellen dann auf und bilden eine Matratze am Boden – ähnlich wie auch bei Hobelspänen. Mist geht komplett in Biogasanlagen, wird sehr gerne zu guten Preisen abgenommen.

 

Das Management wird etwas angepasst

Zu Beginn der Aufzucht sollte das Management etwas angepasst werden. Da die Sonnenblumenschalen sehr dunkel sind, sollte der Stall etwas stärker beleuchtet werden, damit die Küken gut Futter und Wasser finden. Zu beachten ist der Wasserstand in den Tränken. Matthias Crone: „Die Tränken betten sich bei den Sonnenblumenschalen nicht so ein wie bei Hobelspänen, weil die Pellets härter sind. Deshalb muss man den Wasserstand in den Tränken zu Beginn immer etwas im Blick haben, damit die kleinen Küken an das Wasser kommen.“ Ansonsten werden die Sonnenblumenschalen genauso zwischendurch durchgearbeitet wie Strohpellets oder Hobelspäne. Bei Bedarf wird auch mal etwas nachgestreut.

Ein weiterer positiver Aspekt: Es gibt immer mal Küken, die die Einstreu fressen. Bei Hobelspänen kann das zu einem Magenverschluss und im Anschluss Hungertoten führen. Bei den Sonnenblumenkernen ist das Fressen keine Problem: Sie werden unverdaut und unverändert wieder ausgeschieden.

Auch Vorteile in der Putenmast

In der Putenmast werden ca. 15 kg pro qm eingestreut. „Eine Überlegung vor vier Jahren war, dass die Mastställe bei den Sonnenblumenschalen nicht so häufig nachgestreut werden müssen, weil das Material so saugfähig ist. Das fanden wir vor dem Hintergrund Geflügelpest und Einschleppungsrisiko in einen Stall sehr gut,“ erzählt Crone. Teilweise ist ein Nachstreuen in der Mast gar nicht nötig.

Für die alternative Einstreu spricht auch der Preis: Sonnenblumenpellets kosten aktuell deutlich weniger als zum Beispiel Hobelspäne und – wie anfangs erwähnt – Biogasanlagenbetreiber zahlen gute Preise für den Spezial-Putenmist. Matthias Crone setzt auf jeden Fall weiter auf die neue Trendfarbe Schwarz bei seiner Einstreu.

 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Christa Diekmann-Lenartz

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