Trotz optimaler Haltung und bester Hygiene geht es auch in der Geflügelhaltung nicht ohne kranke oder verletzte Tiere. Als Halterin oder Halter sollte man ggf. immer schnell reagieren. Ein DLG-Merkblatt gibt Tipps - unter anderem zur Gestaltung eines Separationsabteils.
Separationsabteile: Keine „Einzelhaft“ für kranke Tiere
Bei der täglichen Arbeit im Geflügelmast- oder Legehennenstall wird man als Tierbetreuerin oder -betreuer auch mit kranken oder verletzten Tieren konfrontiert. Im Falle eines Falles muss dann rasch entschieden werden, wie mit dem betreffenden Tier umzugehen ist. Kann es noch in der Herde bleiben? Muss es separiert werden? Oder muss es notgetötet bzw. geschlachtet werden?
Zur Beantwortung dieser Fragen braucht der Betreuer Fachwissen und Erfahrung. Entscheidet er sich nicht richtig, verstößt er eventuell nicht nur gegen gesetzliche Vorgaben, er kann auch unnötiges Tierleid oder wirtschaftlichen Schaden verursachen, zum Beispiel weil sich die Infektion eines Einzeltiers zum Bestandsproblem auswächst.
Neues DLG-Merkblatt veröffentlicht
Im vergangenen Herbst wurde ein neues DLG-Merkblatt zum Umgang mit krankem oder verletztem Geflügel herausgegeben (DLG-Merkblatt 477). Es kann von der DLG-Homepage kostenlos heruntergeladen werden. Erstellt wurde das Merkblatt von einer Arbeitsgruppe aus Tierärzten und Geflügelfachberatern. Mit dabei war auch Dr. Birgit Spindler von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Im Merkblatt wird anhand von Entscheidungskriterien beschrieben, wann ein Tier in der Herde verbleiben kann, wann es separiert und behandelt werden muss/sollte und wann und wie bei Bedarf eine tierschutzkonforme Tötung erfolgen muss. Auch Tipps zur Gestaltung eines Separationsabteils sind enthalten.
Letzteres stellte Dr. Spindler auf dem Geflügeltag Nordrhein-Westfalen auf Haus Düsse vor. Nur Tiere, die Aussicht auf Genesung haben, dürfen in einem Separationsabteil untergebracht werden. Dort müssen sie dann laufend im Blick behalten werden. Das heißt mehrmals täglich muss eine Kontrolle erfolgen und bei Bedarf sind Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen. Wenn sich der Gesundheitszustand verschlechtert, muss ggf. auch eine Nottötung erfolgen.
Wie Dr. Spindler betonte, sollte bei einem Separationsabteil darauf geachtet werden, dass Biosicherheit und Hygiene eingehalten werden können, bei infektiösen Erkrankungen besteht sonst die Gefahr, dass sich die Herde ansteckt.
Separationsabteil immer im Blick
Günstig ist es, wenn sich das Separationsabteil nahe zum Eingangsbereich des Stalles befindet, das erleichtert die nötigen häufigen Kontrollen. Optimalerweise gibt es im Stall ein jederzeit „bezugsfertiges“ Separationsabteil oder eines, das bei Bedarf sehr schnell aufgebaut werden kann. Das Abteil muss so gestaltet sein, dass die nötigen Behandlungen am Tier durchgeführt werden können. Die Besatzdichte sollte möglichst gering sein, damit die kranken/verletzten Tiere ausreichend Raum haben.
Für Puten sind Besatzdichten in den bundeseinheitlichen Eckwerten festgelegt. In den Separationsbereichen sollte Einstreu eine weiche Unterlage bieten, Futter und Tränken müssen leicht erreichbar sein. Es bietet sich ggf. an, Tränken in verschiedenen Höhen aufzuhängen, damit für jede Tiergröße das Passende dabei ist.
Generell ist es gut, wenn auch kranke Tiere nicht in „Einzelhaft“ genommen werden, es sei denn, sie haben massive Verletzungen oder sind stark krank. Sichtkontakt zur übrigen Herde sollte gegeben sein.
In der Junghennenaufzucht oder Legehennenhaltung kann eine Separationsmöglichkeit gut im Volierensystem integriert werden. Nester und Sitzstangen sind da. Als Scharr- oder Ruhebereich mit Einstreu, kann man dann etwa eine Schale oder Ähnliches verwenden, so die Wissenschaftlerin.
Separationsmöglichkeit im Kaltscharrraum
In der Hennenhaltung kann sich das Separationsabteil auch im Kaltscharrraum befinden, Sitzstangen müssen dann gegebenenfalls nachgerüstet werden. Im Winter könnte der Kaltscharraum bei niedrigen Temperaturen nicht so günstig sein für kranke Tiere, zudem besteht die Gefahr, dass Tränken einfrieren. Auch ist die Kontrolle zeitaufwändiger. Eine Möglichkeit bei Hennen ist, ein fahrbares Separationsabteil zu bauen, das im Stallvorraum platziert werden kann. Das kann mit handwerklichem Geschick gut selbst gemacht werden.
Auch für Herden im Mobilstall sollte es eine Separationsmöglichkeit für kranke oder verletzte Tiere geben. Dort bietet sich eine kleine, mobile Einheit für ein paar Tiere an. Alle Funktionsbereiche dort unterzubringen, ist allerdings schwierig.
In der Putenmast haben sich Separationsabteile im Stall etabliert, sie sind nach den bundeseinheitlichen Eckwerten vorzusehen. Zumindest muss eine mobile Einrichtung für den Fall der Fälle vorgehalten werden, die dann schnell aufgebaut werden kann. Ein Pickgeschehen kann sich zum Beispiel rasant entwickeln. Aus zum Beispiel Zaunelementen kann man ein solches Extraabteil schnell aufbauen.
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