Auf den ersten Blick sind sie unspektakulär: die Larven der Schwarzen Soldatenfliege. Doch auf ihr ruhen große Hoffnungen. Sie könnten Geflügel nachhaltig mit Protein versorgen. Wertvolle Reststoffe können an sie verfüttert werden. Bei Landwirt Julius gr. Macke ist die Produktion angelaufen.
„Es sind schon etwas andere Tiere“, sagt Elke Schluse lachend, als sie die Larven über ihre Hand krabbeln lässt. Sie und ihr Mann Rainer bewirtschaften einen landwirtschaftlichen Betrieb in Westfalen. Sie könnten sich einen Einstieg in die Insektenzucht durchaus vorstellen und sind deshalb heute auch auf dem Betrieb von Julius gr. Macke in Essen i. O. (Landkreis Cloppenburg). Wie einige andere norddeutsche Berufskollegen und Berufskolleginnen, wollen sie sich aus erster Hand über das Thema informieren.
Insektenlarven sind sehr eiweißreich
Derzeit wird viel über die Insektenzucht berichtet. Es geht hierzulande in der Regel um die Schwarze Soldatenfliege. Deren Larven sind sehr eiweißreich und können als Alternative etwa zu Soja im Geflügel- oder Schweinefutter eingesetzt werden.
Was sich für die meisten noch nach Zukunftsmusik anhört, ist bei Julius gr. Macke schon Alltag: Seit Februar diesen Jahres ist seine Anlage in Betrieb, 6 t Larven erzeugt er in zwei sogenannten Klimakammern pro Woche: „Wir sind aus den Kinderschuhen raus“, sagt Julius Vater Clemens gr. Macke. Dennoch werde noch viel probiert und variiert. Neben der neuen Tierart werden auf dem Familienbetrieb seit 25 Jahren Bio-Legehennen gehalten.
Vorläuferprojekt mit direkter Verfütterung
Gr. Mackes haben sich schon ein paar Jahre mit der Schwarzen Soldatenfliege beschäftigt. Im Rahmen eines Projektes verfütterten sie die Larven direkt an ihre Legehennen. Ziel war, Gesundheit und Leistung zu verbessern und Kannibalismus zu reduzieren. Die Ergebnisse waren vielversprechend. Projektpartner war dabei das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) aus dem benachbarten Quakenbrück.
Für die jetzige Forschungsanlage, die gr. Mackes gebaut haben, fungiert das DIL wieder als wissenschaftlicher Begleiter. Lieferant der Junglarven und Abnehmer der gemästeten Larven ist die Firma FarmInsect. Für FarmInsect und den Stalleinrichter Big Dutchman, der einen Großteil der Anlage gebaut hat, ist der Betrieb gr. Macke wiederum Demonstrationsanlage. Denn das Interesse ist sehr groß, nicht nur von Landwirten, sondern ebenso von Banken, Futtermittelherstellern oder aus dem Heimtierbereich: „Derzeit gehen unsere Larven ins Heimtierfutter. Das ist ein lukrativer Markt, auf dem zunehmend auch nach Nachhaltigkeit gefragt wird“, sagt Clemens gr. Macke.
Insektenzucht ist regional und nachhaltig
Er und sein Sohn sehen großes Potenzial in der Insektenzucht: „Sie ist regional und nachhaltig, es gibt sehr viele Reststoffe aus der Nahrungsmittelproduktion, die für andere Nutztierarten nicht so geeignet sind, von den Larven aber super verwertet werden können.“
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