Benjamin Weil kaufte vor drei Jahren eine verlassene Hofstelle mit 4,5 ha und hauchte ihr neues Leben ein: Er vermarktet heute Walnüsse und besondere Freilandeier. Dafür hat er 580 Bäume, überwiegend im Auslauf der Hühner, gepflanzt. Das regionale Superfood ist sehr gefragt.
Als sich vor drei Jahren für Benjamin Weil im niedersächsischen Neuenkirchen-Vörden (Landkreis Vechta) die Gelegenheit bot, den verlassenen „Hof Schiebe“ mit 4,5 ha Areal in Ortslage zu erwerben, griff er zu. Während das aus dem 18. Jahrhundert stammende Hofgebäude noch auf seine Renovierung wartet, ist die Fläche drumherum schon seit zwei Jahren in Nutzung, genauer gesagt in Doppelnutzung.
Doppelnutzung erlaubt mit Walnussbäumen
Der gelernte Landwirt und Agraringenieur hält dort seit Anfang 2022 im Nebenerwerb nicht nur zwei bunt gemischte Legehennenherden mit aktuell 1.350 Tieren. Bereits im November 2021 pflanzte er 580 Walnussbäume, 420 davon auf den Auslaufflächen der Hühner. Nussbäume sind für eine Zusatznutzung in der konventionellen Freiland-Hennenhaltung erlaubt („Streuobstwiese“), in Niedersachsen bis zu 100 Bäume je Hektar. „Die Genehmigung habe ich problemlos beim Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) erhalten“, so Benjamin Weil.
Nüsse gelten als Superfood wegen der hohen Anteile wertvoller Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B und Eisen. „Und Walnüsse sind bei uns zu weit über 90 Prozent Importware“, begründet der junge Landwirt seine Geschäftsidee. Der gute Verkaufsstart gibt ihm recht: „Wir hatten gar nicht damit gerechnet, so schnell in die Vermarktung einsteigen zu müssen“, erzählt er. Aber Boden und Witterung waren so günstig, dass bereits letztes Jahr geerntet wurde, dieses Jahr stieg die Menge auf 350 kg.
Hennen fressen Larven der Fruchtfliege
Laut Weil trugen die Bäume im Auslauf mehr als die Bäume außerhalb. Das führt er auf die tierische Düngung zurück. Zweiter positiver Aspekt der Doppelnutzung: Beim Walnuss-Anbau ist die Walnussfruchtfliege gefürchteter Schädling. Die Larven wachsen im Boden und sind ein gefundenes Fressen für die Hennen. Angepflanzt wurden übrigens fünf verschiedene Walnuss-Sorten. Sie sehen äußerlich ganz unterschiedlich aus und eignen sich für verschiedene Zwecke.
Nach acht bis zehn Jahren werden Erträge von etwa 10 kg je Baum erreicht, Höchsterträge gehen nach dem 20. Standjahr auf bis zu 30 bis 40 kg je nach Sorte. Die Bäume sind sehr langlebig, eine Nutzung von bis zu 70 Jahren ist möglich. „Und Walnussholz ist außerdem ein sehr wertvolles Holz, deutlich wertvoller als zum Beispiel Eichenholz“, ergänzt er.
Walnussverarbeitung ist aufwendig
Verarbeitet werden die Nüsse auf dem Hof, das Waschen und Knacken und grobe Trennen von Schalen und Nüssen erledigen Spezialmaschinen, es muss jedoch von Hand nachsortiert und verpackt werden. Die Nussschalen sollen künftig, zu Pellets verarbeitet, als Brennstoff fürs Grillen verkauft werden. Aus einem Teil der Walnüsse wird auf einem spezialisierten Betrieb in der Nähe Öl gewonnen. Dies bekommt Weil zurück. In diesem Jahr kaufte er aus Privatgärten im Umfeld Walnüsse zu, um etwas größere Mengen vermarkten zu können.
Vor dem Kauf des ersten Mobilstalls für seine Hühner (inzwischen sind es zwei) war für Benjamin Weil klar, dass er keine „08/15“-Eier vermarkten wollte: „Da ist der Markt hier gesättigt“, wusste er. Also setzte er auf besondere Hühner und besondere Eier. Seine Herde besteht aktuell aus Maranen, die schokobraune Eier legen, Grünlegern mit ihren verschiedenen Farbschlägen und Italienern. Letztere legen weiße Eier. „Diese Rassen haben eine ordentliche Legeleistung, sind zudem sehr robust und können lange genutzt werden.“ Aktuell sind sie knapp 100 Wochen alt (!), sehen von Gewicht und Befiederung sehr gut aus. Mit aufgestallt ist momentan eine kleine Gruppe Lohmann Sandy, die Weil von einem aufgebenden Berufskollegen übernommen hatte.
Besondere Verpackungen für besondere Eier
Für die Vermarktung seiner Eier hat er sehr ansprechende Verpackungen entwickeln lassen – bei denen die Eier von außen sichtbar sind (siehe Foto). Einen Teil verkauft er über den regionalen Lebensmittelhandel, an Restaurants, den Großteil aber über den Verkaufsautomaten in Sichtweite des Hennenauslaufs. Neben den Eiern und Walnussprodukten gibt es hier auch selbstgemachten Fruchtaufstrich oder Honig vom benachbarten Imker. „Wir haben schnell gehört, dass unsere Eier in der besonderen Verpackung auch gerne als ‚Mitbringsel‘ gekauft werden – oft in Kombination mit unseren Nudeln oder eben den Walnussprodukten“ erzählt er.
So entstand bereits im letzten Jahr die Idee, Firmen vor Ort Präsentkörbe für Weihnachten anzubieten. „Das lief supergut“, freut sich Benjamin Weil. Für dieses Jahr liegen bereits viele Bestellungen vor. Für Firmen im Umfeld hat er noch einen anderen Service: Einmal wöchentlich können Mitarbeitende frische Eier ordern, die zum Firmensitz gebracht werden.
42 Arbeitsstunden pro Woche für Eier und Nüsse
Momentan schlägt der „Nebenjob“ für Familie Weil mit etwa 42 Stunden/Woche Arbeitszeit zu Buche. Die Mobilställe werden etwa alle zehn bis 14 Tage verzogen, die genutzte Fläche wird dann neu eingesät. Lediglich das Eiersortieren und -packen übernimmt eine Aushilfe mit ca. acht Stunden pro Woche, den Rest wuppt die Familie mit Ehefrau und Schwiegervater.
Schon heute bietet Benjamin Weil Kindergärten oder Grundschulen an, den Hof Schiebe zu besuchen. Die Resonanz ist groß: „Wir wollen Kindern Landwirtschaft und Tierhaltung nahebringen“, so sein Anliegen.
Als „Großprojekt“ steht in den kommenden Jahren an, das Fachwerk-Hofgebäude zu sanieren. Derzeit gleicht es mehr einer Ruine nach vielen Jahren Leerstand – doch mit etwas Fantasie kann man sich hier gut ein idyllisches Bauernhof-Café oder Ähnliches vorstellen. Benjamin Weil ist optimistisch, dass auch dieses Projekt gelingen wird.
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