Die Verhandlungen über das neue Mercosur-Abkommen werden für den Geflügelsektor der Europäischen Union immer bedrohlicher, da die brasilianische Hühner- und Eierproduktion in diesem Jahr voraussichtlich stark ansteigen wird.
Mercosur, der Zusammenschluss südamerikanischer Länder (Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay), darf im Rahmen des früheren Mercosur-Freihandelsabkommens ein Kontingent Geflügelfleisch zollfrei in die EU einführen (180.000 Tonnen). In den Verhandlungen mit der EU ist nun die Rede davon, dass das künftige Abkommen die zollfreie Einfuhr von weiteren 180.000 Tonnen in die EU ermöglichen würde, was einer Verdoppelung des derzeitigen Kontingents entspricht. Dieses zollfreie Geflügelfleisch wird oft als Verhandlungsmasse benutzt, um den Export anderer Produkte und Dienstleistungen zu ermöglichen und das Abkommen abzuschließen. Mit anderen Worten: Unser Sektor zahlt den Preis. Dass dieses "Mercosur"-Geflügelfleisch in Bezug auf Lebensmittelsicherheit, Unterbringung, Tierschutz, Umwelt und Beschäftigung nicht viel geringere Standards erfüllt, ist im europäischen Geflügelsektor allgemein bekannt.
Gigant der Geflügelfleischproduktion
Brasilien ist ein Gigant in der Geflügelfleischproduktion und wird bis 2023 ein Volumen von fast 15 Millionen Tonnen erreichen. Damit ist seine Produktion sogar deutlich größer als die aller 29 EU-Länder zusammen, die im vergangenen Jahr etwa 13,3 Millionen Tonnen Schlachtgewicht erreichten. Dass die brasilianische Hühnerfleischproduktion zunimmt und den Druck auf die Weltmärkte weiter erhöhen wird, ist nach eigenen Schätzungen zu erwarten.
Die konsolidierten Zahlen der brasilianischen Branchenorganisation ABPA für 2023 besagen, dass die Hühnerfleischerzeugung in Brasilien im Jahr 2024 um 3,7 Prozent auf 15,35 Millionen Tonnen steigen wird. Auch die Exporte dürften im Vergleich zu 2023 um 3,9 Prozent steigen und könnten mehr als 5 Millionen Tonnen erreichen. Die brasilianischen Hühnereiexporte sind im vergangenen Jahr mengenmäßig um 6,6 Prozent gestiegen.
Mehr Hühner und Eier exportieren
ABPA-Präsident Ricardo Santin stellte fest, dass die Ergebnisse für 2023 sehr positiv seien und einen guten Hinweis auf den erwarteten Exporttrend für 2024 geben. Er fügte hinzu, dass "die Industrie eine kontinuierliche und reibungslose Aktivität im internationalen Verkauf erwartet, sowohl in Bezug auf etablierte Märkte als auch in Bezug auf die Erschließung neuer Märkte".
Es wird erwartet, dass die Brasilianer im Jahr 2024 nicht nur mehr Hühner und Eier produzieren und exportieren, sondern auch noch mehr davon essen werden. Diese Erwartungen des Branchenverbands ABPA beruhen auf einem sehr erfolgreichen Jahr 2023, in dem der Geflügelsektor unter anderem von der Vogelgrippe verschont geblieben ist. Auch das gute Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage im Jahr 2023 verleiht dem brasilianischen Geflügelsektor "Wind in den Segeln".
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