Masthühner-Schlupf im Stall: Praxisuntersuchungen

24 Mai 2023
Masthuhn
Schlupf im Stall

In einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung über den Masthühner-Schlupf im Stall stellte Marius Driessen von Rothkötter (Produktion von Mischfutter und Hähnchenfrischfleischprodukten) internationale Forschungsergebnisse und Praxisergebnisse des Unternehmens vor.

Internationale Forschungsergebnisse

WUR Wageningen untersuchte in einer Studie die Auswirkungen des Schlüpfens auf dem Bauernhof und des traditionellen Schlüpfens auf das Wohlergehen, die Gesundheit und die Leistung von Masthühnern. Zusammenfassend zeigte sich, dass das Schlüpfen in landwirtschaftlichen Betrieben für das Wohlergehen der Masthähnchen von Vorteil sein kann, da es die Gesamtmortalität leicht senkt und zu trockener Einstreu führt, von der bekannt ist, dass sie für die Verringerung der Fußballendermatitis von Vorteil ist.

Die WUR Wageningen führte außerdem eine vergleichende Bewertung des allgemeinen Verhaltens und der angstbedingten Reaktionen bei geschlüpften Masthühnern in der Brüterei und im landwirtschaftlichen Betrieb geschlüpften Masthühnern durch. In Testsituationen zeigten die in der Brüterei geschlüpften Hühner aktivere und weniger ängstliche Reaktionen im Vergleich zu geschlüpften Hühnern auf dem Bauernhof.

Eine andere Studie fand 2021 heraus, dass konventionell gebrütete Masthühner einen signifikant schlechteren Fußballenscore aufwiesen, wohingegen das Brutverfahren generell kaum Einfluss auf andere Tierwohlfaktoren hatte.
2020 zeigten im Stall geschlüpfte Tiere einen schlechteren Nabelzustand im Vergleich zu konventionell geschlüpften Tieren, allerdings hatte dieser keinen Einfluss auf die spätere Entwicklung.

Die Pilotfarm „Geflügelzucht“ Geel in der Provinz Antwerpen kam zu dem Schluss, dass das Konzept einen positiven Effekt auf die Produktion haben kann, sicher aber einen signifikanten Effekt für das Tierwohl (besserer Fußballenscore) und für eine bessere Einstreuqualität sorgt. Bei der Kostenkalkulation wurde deutlich, dass das System profitabel sein kann, wenn die Zahl der Durchgänge pro Jahr erhalten werden kann. Das bedeutet extra Arbeitsaufwand in einem verkürzten Zeitraum des Leerstandes.

Praxisergebnisse bei Rothkötter

Die Praxisergebnisse bei Rothkötter erscheinen eher ernüchternd: gleichgroße Verluste, etwas mehr Verwurf am Schlachthof, Futterverwertung etwa gleich mit ganz leichter Tendenz zu Schlupf im Stall und bei den Ablieferungsgewichten keine Unterschiede. Die Fußballen sowie der Medikamenteneinsatz zeigten keine signifikanten Unterschiede.

Die Expertin Dr. Conny Maatjens sieht die Vorteile der internationalen Forschung in der Praxis nicht immer bestätigt. Das passende Klimamanagement im Stall kann gegenüber einer Brüterei schwierig sein. Dr.  Maatjens hält den direkten Futter- und Wasserzugang nicht zwangsläufig für Küken notwendig, da Hennen in der Natur das gesamte Gelege ausbrüten, bevor die Küken Zugang zu Wasser und Futter bekommen; die Dottersackreserven sind für diesen Zeitrahmen ausreichend. Ihrer Erfahrung nach ist eine kontrollierte und stabile Brut- und Schlupfumgebung in Bezug auf das Tierwohl wichtiger als die Verfügbarkeit von Futter und Wasser zum Schlupfzeitpunkt.

Nicht zwangsläufig besser

Driessen fasst zusammen, dass Schlupf im Stall nicht zwangsläufig zu besseren oder schlechteren Leistungen im Stall führt oder mehr oder weniger Antibiotika-Einsatz verursacht. Die von der Universität Wageningen und der Pilotfarm Geel beobachteten besseren Fußballen konnten in Rothkötters Praxisergebnissen nicht bestätigt werden. Der Schlupf im Stall ist eine gute Lösung, um in restriktierten Gebieten einstallen zu können. Lässt man den Stall sieben Tage leer, um genug Zeit für Reinigung und Desinfektion zu haben, wird das ökonomische Ergebnis des Stalls schlechter, da zu jedem Durchgang die Zeit des Schlüpfens hinzukommt und weniger Durchgänge pro Jahr möglich sind.

Magdalena Esterer
Bild: Dieter Theyssen

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