Masthühner-Schlupf im Stall: Vor- und Nachteile

23 Mai 2023
Masthuhn
Schlupf im Stall

Marius Driessen von Rothkötter (Produktion von Mischfutter und Hähnchenfrischfleischprodukten) verschaffte im Rahmen einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung einen Überblick über den Masthühner-Schlupf im Stall und stellte verschiedene technische Lösungen vor.

Was spricht für den Schlupf im Stall?

Bei Hühnern, die direkt im Stall schlüpfen, entfällt der Transportstress bei den Tieren, da die Eier und nicht die Küken transportiert werden. Nach dem Schlüpfen haben die Tiere sofort Zugang zu Futter und Wasser, was in konventionellen Brütereien nicht immer sichergestellt ist. Potenziell ist eine schnellere Entwicklung des Darmes und eine bessere Absorption des Dotterrestes möglich. Durch gesündere Küken könnte der Einsatz von Antibiotika reduziert werden – so zumindest die Hoffnung. Wenn eine Einstallung aus tierseuchenrechtlichen Gründen (Aviäre Influenza) angeordnet wird, ist der Schlupf im Stall häufig die einzige Möglichkeit, normal weiter zu produzieren.

Welche Risiken sind beim Schlupf im Stall zu beachten?

Temperaturschwankungen können negative Effekte auf die Qualität und die Quantität des Schlupfes haben. Während der Schlupf-Phase (etwa drei Tage) muss für konstant hohe Temperaturen von 35 Grad-Celsius gesorgt werden, wodurch die Energiekosten deutlich steigen. Untersuchungen in Belgien und Holland haben dafür etwa 10 Prozent Mehrkosten ermittelt. Durch den Schlupf im Stall verkürzt sich die Leerstandszeit des Stalles, weshalb Reinigung und Desinfektion schneller durchgeführt werden müssen. Marius Driessen hinterfragt auch, ob jede Person ausreichend qualifiziert ist, um als Brutmeister zu fungieren. Zuhörende interessierten sich für Schulungen, allerdings scheint es bisher keine zu geben.

Brüten vor Ort: Lösungen verschiedener Anbieter

Um das Brüten vor Ort zu ermöglichen, gibt es verschiedene technische Lösungen, die sehr unterschiedliche Kosten verursachen, und an die baulichen Voraussetzungen angepasst werden müssen.

  • X-Track von Vencomatic ist ein aufgehängtes Schienensystem in das die Schlupfbrutladen geschoben werden. Das System ist höhenverstellbar und die Eier müssen mindestens drei Tage vor dem Schlupf sein.
  • Home Hatching der Peda bv ist ein System, bei dem die Brutladen auf einem Ständersystem platziert werden. Höhenverstellbare Infrarotheizungen sorgen für die notwendige Temperatur. Das System lässt sich begrenzen, wodurch sich Heizkosten reduzieren lassen.
  • Table Hatch erfordert die Umlage der Bruteier nach dem Schier-Prozess (Durchleuchten der Eier) auf spezielle Papptabletts (mit Löchern für die Eier), die auf dem Stallboden platziert werden. Die Küken haben direkt nach dem Schlupf Zugang zu Futter und Wasser.
  • One2Born erfordert ebenfalls die Umlage der Bruteier auf spezielle Kartons, die auf dem Stallboden platziert werden. Die Form erinnert an Eierkartons, die zusätzliche Luft-Löcher aufweisen, um die Belüftung zu optimieren. Die Kartons sollten 1,5 bis 3 Tage vor dem Schlüpfen in den Stall.
  • NestBorn realisiert die Eiablage durch eine Übergabemaschine direkt in die Einstreu des Masthähnchenstalls. Die Einlage muss spätestens direkt nach der Vorbrut respektive dem Schieren erfolgen, also mindestens drei Tage vor dem Schlupf.

Messen ist Wissen

Raumtemperatur, Fußbodentemperatur, Luftfeuchtigkeit und Kohlendioxid-Gehalt müssen für einen erfolgreichen Schlupf im Stall ständig kontrolliert werden, wobei die konstante Temperatur wichtiger ist als die Luftfeuchtigkeit.

Magdalena Esterer
Bild: Dieter Theyssen

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