Stallschlupf - ändert sich das Verhalten von Masthühnern?

22 Mai 2023
Masthuhn
Schlupf im Stall

Dr. Julia Malchow vom Friedrich-Löffler-Institut berichtete im Zuge einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung über den Masthühner-Schlupf im Stall von einem Forschungsprojekt, das der Frage nachging, ob sich das Verhalten von Masthühnern durch den Stallschlupf ändert.

Futter- und Wassermangel bei Eintagsküken

Die Forscherin erläuterte, dass nach der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) die Frist von 60 Stunden bei Eintagsküken erst ab Öffnung des Inkubators nach dem 21. Bebrütungstag beginnt, obwohl das Schlupffenster 24 bis 48 Stunden lang ist. Die Dottersackvorräte reichen allerdings nur etwa 38 bis 50 Stunden, wodurch sich eine Futter- und Wasserdeprivation (Deprivation = Entzug) der „Erstgeschlüpften“ ergeben kann.

Versuchsaufbau

In dem von Dr. Malchow geschilderten Forschungsprojekt wurden je 50 schnell wachsende Masthybriden der Rasse Ross 308 (25 weibliche und 25 männliche) mit einer Mastdauer von 35 Tagen in insgesamt zwölf Abteilen in drei Durchgängen gehalten. Es wurden als Schlupfverfahren sowohl der Brutapparat als auch der Stall und als Haltungsumwelt reine Bodenhaltung sowie Bodenhaltung mit erhöhten Ebenen eingesetzt.

Die Wissenschaftler nahmen an, dass die Brutapparat-Küken in Bodenhaltung eine größere Ängstlichkeit sowie eine geringere Lauffähigkeit und die Brutapparat-Küken mit erhöhten Ebenen eine geringere Ängstlichkeit sowie eine verbesserte Lauffähigkeit aufweisen würden. Von den Stall-Schlupf-Küken in Bodenhaltung erwarteten sie eine geringere Ängstlichkeit sowie eine verbesserte Lauffähigkeit und bei den Stall-Schlupf-Küken mit erhöhten Ebenen vermuteten sie die geringste Ängstlichkeit, eine bessere Lauffähigkeit und eine höhere Nutzung der erhöhten Strukturen im Vergleich zu den Brutapparat-Küken.

Warum erhöhte Strukturen?

Durch erhöhte Strukturen werden natürliches Verhalten wie das Aufbaumen unterstützt und die Haltungsumwelt strukturiert. In anderen Versuchen wurde festgestellt, dass Hühner über eine Präferenz von Gitterrosten im Vergleich zu Sitzstangen verfügen. Erhöhte Ebenen erlauben außerdem das Abtrocknen der Einstreu und der Fußballen, wodurch die Fußgesundheit steigt. Daraus ergibt sich eine Verbesserung der Lauffähigkeit und eine Erhöhung der Aktivität.

Wie wurden Lauffähigkeit und Ängstlichkeit bewertet?

Die Lauffähigkeit wurde mit einem Rotarod-Leistungstest gemessen, bei dem das Huhn auf einen Stab gesetzt wird, der sich erst langsam und dann schneller dreht. Gemessen wird der Zeitraum, bis das Huhn absteigt.

Zur Bewertung der Ängstlichkeit wurden Arousal-Tests, Open-Field-Tests und Novel-Object-Tests eingesetzt. Bei Arousal- und Open-Field-Tests wird das Huhn in eine neue Umgebung gesetzt und die Zeit gemessen, wann es beginnt, diese zu erkunden. Novel-Objects-Test konfrontieren das Huhn mit einem neuen Objekt und messen die Zeit, bis sich das Huhn näher heranwagt. Allerdings wollten die Tiere Dr. Malchow zufolge bei diesen Tests nicht mitspielen.

Konventionell geschlüpfte Tiere sind weniger ängstlich

Als Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchung ergaben sich keine Unterschiede in der Schlupfrate und der Mortalität. Schlupfverfahren und Haltungsumwelt haben Einfluss auf das Lebendgewicht über die gesamte Mastphase – Stallschlupfküken sind etwas schwerer. Es waren keine Unterschiede der Fußballenqualität sichtbar, allerdings war sehr viel Einstreu im Stall und die Tiere wurden nur 35 Tage gehalten. Die erhöhten Ebenen werden von den im Stall geschlüpften Tieren besser genutzt, wohingegen die Lauffähigkeit weder durch das Schlupfverfahren noch die Haltungsumgebung beeinflusst wird. Konventionell geschlüpfte Tiere zeigen eine geringere Ängstlichkeit und höhere Aktivität; möglicherweise, weil sie durch den Transport schon einiges gewohnt sind.

Magdalena Esterer
Bild: Dieter Theyssen

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