Hajo Suhr, ein Hähnchenmäster aus dem Cloppenburger Raum, der zwei Ställe (8x120 m) mit 84.900 genehmigten Plätzen sein Eigen nennt, erzählte in einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung zum Thema Masthühner-Schlupf im Stall von seinen Erfahrungen.
Erfahrungen mit dem Schlupf im Stall – Ein Praktiker berichtet
Aus der Not eine Tugend machen
Suhrs Ställe werden komplett durch die Abwärme seiner Biogas-Anlage beheizt, weshalb er schon früher gefragt wurde, ob er den Schlupf im Stall nicht ausprobieren möchte. Immer wieder wurde die Idee nicht umgesetzt, weil praktische Gründe wie die Nichtverfügbarkeit von Eiern dagegensprachen. Als sein Betrieb sich im Aviäre-Influenza-Sperrgebiet befand, machte er aus der Not eine Tugend und ließ für zwei Durchgänge die Küken im Stall schlüpfen.
Eier mögen es warm
Der Betrieb behielt den konventionellen Sieben-Wochen-Rhythmus bei, was zur Folge hatte, dass die Stallvorbereitung schneller abgeschlossen werden musste (statt am Freitag, dem normalen Einstalltag, musste der Betrieb schon am Mittwoch fertig sein). Beim ersten Durchgang wurden Hobelspäne-Bahnen ausgelegt und die Table-Hatch-Papptabletts mit geschierten Eiern in Dreierreihen auf den Hobelspänen platziert. Obwohl der Stall über eine Fußbodenheizung und Warmwasser-Konvektoren verfügt, sind beim ersten Durchgang 4 % der Küken nicht geschlüpft. Beim zweiten Durchgang wurden die Hobelspäne weggelassen und die Nicht-Schlupf-Rate sank auf 0,5 %. Durch die Fußbodenheizung konnte die Ei-Temperatur auf 33 bis 38 Grad-Celsius eingestellt werden und es wurde darauf geachtet, die Tabletts weit entfernt von den Fluchtwegen, die Kältebrücken darstellen, und den Lüftern aufzustellen.
Viel mehr Handarbeit
Hajo Suhr betonte, dass die Arbeitsbelastung durch den Schlupf im Stall erheblich gestiegen ist. Zum einen muss das Reinigen und Desinfizieren des Stalls schneller erfolgen. Zum anderen müssen die Papptabletts verteilt werden, was etwa doppelt so lange dauert wie das Einbringen der Küken. Nach dem Schlupf müssen die nichtgeschlüpften Eier sowie die Papptabletts aus dem Stall entfernt werden und diese Arbeit ist wegen der hohen Temperatur von 35 Grad-Celsius und der Staubbelastung sehr unangenehm. Die nichtgeschlüpften Eier müssen außerdem tierschutzgerecht vernichtet werden, was Suhr zufolge auch keine schöne Arbeit ist.
Entsorgung
Die Zuhörenden interessierten sich für die Entsorgung der Eierschalen der geschlüpften Küken. Suhr zufolge wurden diese Schalen im Stall gelassen und waren nach drei Wochen komplett weg. Eine weitere Frage betraf Bedenken des Veterinäramtes, allerdings gab es vorab wegen der Dimension des Automats zur Vernichtung der nichtgeschlüpften Eier bereits Absprachen mit dem Amt. Suhr bestätigte auf Nachfrage, dass die Stall-Schlupf-Küken geräuschempfindlicher als die Brüterei-Küken sind.
Deutlich mehr Technik notwendig
Hajo Suhr konnte keine Vorteile hinsichtlich der biologischen Leistungen ausmachen; mit Fußballen hatte der Betrieb nie Probleme. Für den Schlupf im Stall ist seiner Ansicht nach deutlich mehr Technik notwendig, sonst nimmt die Arbeit überhand. Er hält den Schlupf im Stall als Notlösung für praktikabel, würde ihn aber nicht als Standard-Verfahren einsetzen.
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