"Ein Ei pro Woche reicht nicht! "

12 März 2024
Deutschland
Legehennen

„Geflügelfleisch und Eier gehören zu einer gesunden Ernährung unbedingt dazu. Sie liefern elementare Nährstoffe und essenzielle Aminosäuren gleichermaßen.“ Mit dieser Aussage reagiert der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) auf die neuesten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die aufgrund von Nachhaltigkeits- und Umweltaspekten den Verzehr von lediglich 300 Gramm Fleisch und einem Ei pro Woche empfiehlt. Der Gesundheitsaspekt dürfe nicht hinter umweltpolitischen Aspekten zurückbleiben und die DGE dürfe ihren Kernauftrag nicht vernachlässigen“, kritisiert der ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke.

Wenn sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in ihrer aktuellen Empfehlung für lediglich 300 Gramm Fleisch und ein Ei pro Woche ausspreche, verkenne sie die Realitäten und gebe eine einseitige Empfehlung heraus, so der ZDG-Präsident. Die Empfehlung der Verzehrmenge von Fleisch entspreche in keinster Weise dem nationalen Verzehrtrend. So sei der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch in den letzten 15 Jahren entgegen dem fallenden Fleischverzehr insgesamt um rund 12 Prozent gestiegen und liege aktuell bei 22 kg und rund 60 Gramm pro Tag. Bei Eiern verhalte es sich ähnlich: Hier sei der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2023 von 230 auf 236 Eier gestiegen. Das sei bewährte Lebensrealität, denn Eier gelten als gesunde Teil-Ergänzung bei vegetarischer Ernährung.

Empfehlungen missverständlich

Es stelle sich die Frage, so Ripke, wie eine ausreichend hohe Proteinversorgung und -qualität künftig gewährleistet werden könne, wenn der Verzehr von Geflügelfleisch und Eiern drastisch reduziert werde. Der ZDG-Präsident kritisierte zudem, dass sich die neuen Empfehlungen ausschließlich an gesunde Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren richten und für Kinder, Jugendliche und Senioren nicht gelten. „Ernährungs-Empfehlungen, die nur für einen Teil der Familie betreffen, sind missverständlich und deshalb auch nicht ungefährlich. Das kann im Alltag einfach nicht funktionieren“, so der ZDG-Präsident.  

Auch aus Nachhaltigkeitsaspekten sei die Geflügelhaltung günstig zu bewerten, stellt Ripke fest. So weise insbesondere die Geflügelproduktion eine ausgesprochen günstige Klimabilanz auf. 94 % der in Deutschland verabreichten Futtermittel würden auch in Deutschland erzeugt. Der Debatte um eine Zunahme der Nahrungskonkurrenz durch die Tierhaltung gab Ripke in diesem Zusammenhang eine klare Absage. Stattdessen machte er deutlich, dass eine nachhaltige Lebensmittelerzeugung auf die Tierhaltung angewiesen sei: Zahlreiche Neben- und Koppelprodukte, die auch in der pflanzlichen Nahrungsmittelproduktion anfallen, werden als Tierfutter verwendet und wirken so einer Lebensmittelverschwendung vor.

Zu einseitige Betrachtung

Entgegen ihrem Anspruch, der Multidimensionalität des Themas gerecht zu werden, habe die DGE zudem nur wenige Facetten von Nachhaltigkeit in ihre Berechnungen einbezogen: Sie betrachtet nach Einschätzung des ZDG die Emissionen und die Landnutzung bei der Produktion bestimmter (tierischer) Lebensmittel – der Frischwasserverbrauch beispielsweise bei der vegetarischen oder veganen Produktion werde dagegen ausgeklammert. Ebenso bleibe der Faktor „Tierwohl“ außen vor, „weil er sich schlecht für die Verwendung in quantitativen Modellen operationalisieren lasse“, kritisiert Ripke. Bei beiden Kriterien könne heimisches Geflügel nachweislich punkten: einerseits durch eine moderne, ressourcenschonende Produktion und kurze Transportwege – andererseits durch eine verantwortungsvolle Geflügelhaltung mit freiwilligen Tierwohl-Standards, die mit zu den höchsten weltweit zählen.

DGE: „Nur noch ein Ei pro Woche“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hatte kürzlich ihre Verkehrs-Empfehlungen für den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten aktualisiert, um in einem neu entwickelten mathematischen Optimierungsmodell Aspekte wie Nachhaltigkeit und Umweltbelastung stärker zu berücksichtigen. Laut ihren überarbeiteten Ernährungsempfehlungen sollte die Nahrung der Menschen zu drei Viertel aus pflanzlichen Produkten bestehen und knapp ein Viertel aus tierischen Lebensmitteln. Die DGS empfiehlt, pro Woche nur noch 300 Gramm Fleisch und Wurst und ein Ei. Eine pflanzenbetonte Ernährung diene der Gesundheit und der Umwelt, lautet die Begründung.

PM, ZDG, AgE
Bild: ZDG

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