Der Einsatz von Antibiotika soll weiter reduziert werden. Ein Forschungsvorhaben der TiHo Hannover untersucht in einem Teilprojekt, ob langsam wachsende Masthähnchen robuster sind als schnell wachsende Herkünfte und ggf. weniger krank werden und weniger Antibiotika brauchen.
Privatdozent Dr. Arne Jung ist Wissenschaftler in der Klinik für Geflügel der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover. Er forscht umfangreich zu dem Erreger Enterococcus cecorum. Dieser Erreger hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Krankheitsverursacher bei Masthähnchen entwickelt. Das gilt weltweit.
Erreger verursacht große Schäden
E. cecorum verursacht große wirtschaftliche Einbußen in betroffenen Beständen, durch Leistungsabnahme, höhere Verluste und durch zum Teil stark erhöhte Verwurfzahlen. Eine Infektion sorgt unter anderem dafür, dass die Tiere nicht mehr richtig laufen können und somit Schmerzen haben. Die Infektion mit E. cecorum ist also auch ein Tierwohlproblem. Eine Behandlung erkrankter Tiere erfolgt in der Regel mit Antibiotika.
Vor dem Hintergrund, dass der Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung weiter reduziert werden soll, wird auch diskutiert, ob langsam wachsende Masthähnchen-Herkünfte robuster und somit weniger krankheitsanfällig sind als die herkömmlichen schnell wachsenden Genetiken. In diesem Sinne verglich die Arbeitsgruppe von Dr. Jung eine langsam wachsende Masthähnchen-Herkunft (Hubbard JA- 757) mit einer schnell wachsenden (Ross 308) bezüglich der Infektion mit E. cecorum.
Langsam wachsende Herkunft weniger anfällig
Versuchsgruppen beider Herkünfte wurden mit dem Erreger infiziert. Leistungen und Tiergesundheit wurden während des gesamten Durchgangs erfasst und mit denen nicht infizierter Kontrollgruppen verglichen. Im Ergebnis stellte der Wissenschaftler bei der langsam wachsenden Genetik weniger Krankheitssymptome und weniger bakteriologisch positive Tiere fest als bei der schnell wachsenden Genetik (jeweils bei den infizierten Gruppen).
Langsam wachsende Herkünfte stoßen auch hierzulande auf Interesse und werden in verschiedenen Labeln oder Eigenmarken eingesetzt, zum Beispiel bei „FairMast“ von Plukon, „Privathof“ der PHW-Gruppe oder im niederländischen „Beter leven“-Programm.
Mehr Forschung notwendig
Dr. Arne Jung stellte die Ergebnisse in Bonn auf der Abschlussveranstaltung eines Projektes zur Antibiotikaminimierung in der Geflügelhaltung (AntiMin-Pro) vor. Er betonte, dass die langsam wachsenden Rassen zwar weniger empfänglich waren für eine E. cecorum-Infektion, aber doch betroffen sein können. Als mögliche Gründe könnten Unterschiede im Immunsystem oder eine geringere Belastung des Skelettsystems diskutiert werden. Jedoch sei hierzu noch mehr Forschungsarbeit nötig.
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