Eine geringere Besatzdichte bei Masthähnchen und Junghennen und eine ausreichende Aufstockung der Ställe bis 2026. Das sind zwei der Maßnahmen, mit denen das scheidende Kabinett in den Niederlanden auf eine tiergerechte Nutztierhaltung hinarbeiten will. Langfristig sind weitere Maßnahmen erforderlich, die für die Geflügelhalter in den Niederlanden gigantische finanzielle Auswirkungen haben könnten.
Grundlage der angepeilten Verschärfung ist eine bereits 2021 verabschiedete Gesetzesänderung, die von der Partei für die Tiere (PvdD) eingebracht wurde und im Juli 2024 in Kraft treten soll. Sie besagt, dass jedes Haltungssystem an das Tier angepasst werden muss und nicht umgekehrt.
Diese Änderung ist für die Tierhalter nicht praktikabel und für die Behörden nicht durchsetzbar, da sie nicht festlegt, welche Anforderungen die Haltungssysteme erfüllen müssen, ist auf der Plattform pluimveeweb.nl zu lesen. Das scheidende Kabinett habe daher Gespräche zur tiergerechten Tierhaltung aufgenommen, um die Novelle der Partei für die Tiere zu konkretisieren. Dabei werden die sechs Leitsätze des Tierschutzrates herangezogen, innerhalb derer die Tiere ihre Verhaltensbedürfnisse ausleben können und körperliche Eingriffe, die aufgrund der Haltungsform erfolgen, nicht mehr angewendet werden.
Zweistufiger Ansatz
Um eine tiergerechte Nutztierhaltung zu erreichen und eine Alternative zur PvdD-Novelle zu bieten, setzt die geschäftsführende Regierung auf ein stufenweises Vorgehen. Zunächst müssen die Geflügelhalter bis 2026 Maßnahmen ergreifen, die laut Minister Piet Adema "ohne größere finanzielle Folgen" durchgeführt werden können.
Für den Geflügelsektor gehören dazu die Senkung der Besatzdichte und ausreichende Aufstockungen. Mit diesem ersten Paket wird das Ziel einer tiergerechten Tierhaltung noch nicht erreicht. Dazu sind weitere Maßnahmen erforderlich.
Langfristige Maßnahmen
Zusätzlich zu den Maßnahmen, die ohne größere finanzielle Auswirkungen durchgeführt werden können, hat der niederländische Landwirtschaftsminister Piet Adema ein Paket mit weiteren Schritten geschnürt. Dieses soll bis 2040 umgesetzt werden. Bei Masthähnchen geht es darum, die Besatzdichte auf 36 oder 30 Tiere pro Quadratmeter zu reduzieren und nur noch langsam wachsende Rassen einzusetzen. Außerdem werden die Küken dann im Stall schlüpfen und es wird keine Eingriffe mehr an den Zehen der Hähne und an den Schnäbeln der weiblichen Elterntiere geben.
Auch bei den Legehennen dürfte die Besatzdichte im Jahr 2040 wesentlich geringer sein als heute, und die Käfighaltung wird nicht mehr vorkommen. Außerdem werden die Tiere unbegrenzten Zugang zu Wasser haben, und die Legehennen werden ein abwechslungsreiches Umfeld mit verschiedenen Ebenen vorfinden.
Finanzielle Auswirkungen
Minister Adema hat die Kosten für das zweite Maßnahmenpaket von Connecting Agri & Food (CAF) und Wageningen Economic Research (WeCR) berechnen lassen. Daraus geht hervor, dass die finanziellen Auswirkungen dieses Maßnahmenpakets für die Viehzüchter beträchtlich sind. Dies betrifft sowohl die mittelfristigen Einkommensauswirkungen für die Tierhalter als auch die Wettbewerbsposition und gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Europäischen Union.
Bei Masthähnchen führt eine geringere Besatzdichte von bis zu 36 (bzw. 30) kg pro Quadratmeter zu einer Einkommensminderung von 10 (bzw. 24) Millionen Euro pro Jahr, wenn die Anpassungen innerhalb des Stalls erfolgen müssen. Wenn die Anpassungen auch außerhalb der Stallmauern erfolgen können, bedeutet dies eine Investition von 90 oder (oder 218) Millionen Euro und eine Einkommensminderung von 9 oder 19 Millionen Euro pro Jahr.
Für den Legehennensektor würde eine geringere Besatzdichte von bis zu acht Legehennen pro Quadratmeter zu einer Einkommensminderung von 32 Millionen Euro pro Jahr führen, wenn die Anpassungen innerhalb des Stalles erfolgen. Änderungen im Außenbereich würden Investitionen von etwa 137 Millionen Euro und eine Einkommensminderung von 18 Millionen Euro pro Jahr nach sich ziehen.
Da die langfristigen Maßnahmen große finanzielle Auswirkungen haben, überlässt Adema die Entscheidung darüber dem neuen Kabinett. Adema wird jedoch Vorschläge ausarbeiten, damit sich das neue Kabinett damit befassen kann.
Unterdessen bezifferte der Direktor der Unternehmensberatung Connecting Agri & Food, Gé Backus, die Kosten für die Anpassung der Ställe zuzüglich sonstiger betrieblicher Kosten kürzlich auf insgesamt bis zu 6,4 Mrd. Euro.
Neue Nachhaltigkeitsstandards in Supermärkten
Während der Konsultationen über das Agrarabkommen und den Weg der tiergerechten Landwirtschaft diskutierten die niederländischen Betreiber von Supermärkten über die Einführung eines Nachhaltigkeitsstandards, der auch Anforderungen an den Tierschutz enthält. Ich halte die Schaffung eines umfassenden Standards mit Tierschutzanforderungen für eine potenziell gute Initiative und verfolge sie mit Interesse und hohen Erwartungen. Sie steht im Einklang mit der sozialen Rolle, die diese Parteien übernehmen können und sollten", sagte Adema.
Der Minister hat seine Vorschläge dem niederländischen Kabinett in einem Berichtigungsschreiben zur geplanten Gesetzesänderung zugesandt, um dem Kabinett die Möglichkeit zu geben, die Novelle praktikabel und durchsetzbar zu gestalten, wie er sagte. Über seinen Vorschlag wird heute im niederländischen Kabinett beraten. Wenn dabei keine Einigung erzielt wird, würde die Tierschutznovelle wie ursprünglich geplant am 1. Juli 2024 in Kraft treten. Die Branche befürchtet, dass Tierschutzorganisationen das Gesetz dann gerichtlich durchsetzen werden.
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