Die Spitzen der mitteldeutschen Bauernverbände haben wenig Verständnis für die deutsche Blockade der umfassenden Nutzung Ökologischer Vorrangflächen (ÖVF). Die Freigabe dieser Flächen zum Anbau von Feldfrüchten wäre ein kleines, aber wichtiges Signal dafür gewesen, dass die deutsche Landwirtschaft bereit sei, ihren Anteil bei der internationalen Ernährungssicherung zu leisten, stellte der Präsident des Sächsischen Bauernverbandes Torsten Krawczyk beim Agrarpolitischen Forum der Verbände im Rahmen der agra 2022 fest. Und der Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes Udo Große nannte es regelrecht „fahrlässig“, während der aktuellen Situation an den Agrarmärkten in Gunstregionen auf die produktive Nutzung von Ökologischen Vorrangflächen zu verzichten. Ihm zufolge ist das Prozedere um die Stilllegung wegen der Auflagen und langen Ruhezeiten ohnehin nicht praxisgerecht und mittelfristig schlecht für den Kulturzustand solcher Flächen.
Spürbarer Absatzrückgang bei ökologisch erzeugten Eiern in Sachsen
Der sächsische Bauernverbandspräsident warnt zudem davor, bei der Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsstrategien den Verbraucher außer Acht zu lassen. Die Kunden reagierten nach den jüngsten Preiserhöhungen im Handel bereits mit Zurückhaltung, was sich beispielsweise in einem spürbaren Absatzrückgang bei ökologisch erzeugten und Freilandeiern zeige. Auch der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, warnte vor einer allzu sorglosen Agrarpolitik, die Realitäten am Markt und auf den Höfen vernachlässige. Er gab zu bedenken, dass die Ernährungssicherheit selbst in Deutschland keinesfalls unter allen Umständen gesichert sei. So sei die Bundesrepublik im Dürrejahr 2018 beim Weizen schon einmal vom Exporteur zum Nettoimporteur geworden.
Vor diesem Hintergrund lehnt Feuerborn immer neue Auflagen und Regeln für die Landwirtschaft ab. Besonders kritisch sieht er hierbei die Umsetzung der Düngeverordnung, die nach seiner Einschätzung keine ausreichende Rücksicht auf die lokalen Bedingungen wie Niederschläge und Nährstoffverfrachtung nimmt und stattdessen in zu vielen Fällen eine bedarfsgerechte Düngung der Bestände verhindert.
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