Ei, was tut sich am Sonnenhof?

30 März 2024
Eiermarkt
Sonnendorfer

Sonnendorfer ist ein Familienbetrieb: Josef Braun (M.) kümmert sich gemeinsam (v.l.) mit seiner Frau Brigitte, Sohn Christian, Schwiegersohn Sebastian, Tochter Bettina und weiteren Mitarbeitern Annette Seidl um alle Belange am Hof.

 

In Deutschland ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern 2023 gestiegen. Doch regionale Anbieter wie Familie Braun aus dem Landkreis Erding spüren diesen Trend kaum.

Morgens um zehn öffnen sich die Luken der Sonnendorfer-Ställe und der Hofgang der Legehennen kann beginnen. Je nach persönlicher Vorliebe können sie ihre Bio- und Freilandställe verlassen und ins Freie gehen. Der Eierhof Sonnendorfer liegt im Erdinger Holzland. Hier produziert Familie Braun seit knapp 65 Jahren Eier. Mit 200 Legehennen hat der Großvater Josef Braun senior 1960 begonnen.

Auf dem Hof wurde kontinuierlich investiert. 2007 stieg man in Bio ein. 2010 erfolgte die Umstellung von Käfig- auf Bodenhaltung. 2012 und 2017 wurde neue Ställe gebaut. „2021 haben wir die Packstelle modernisiert und eine neue Sortiermaschine angeschafft“, erzählt Betriebsleiter Josef Braun. „Als wir dann im vergangenen Jahr unseren neuen Stall für die Legehennen in Freilandhaltung in Betrieb genommen haben, war die Maschine schon vorhanden, um die nun zusätzlich anfallende Menge an Eiern verarbeiten zu können.“ Der Freilandstall mit mehr Tierwohl hat knapp 3 Mio. € gekostet und bietet Platz für 24 000 Legehennen.

Der Familie Braun liegt die Gesundheit der Tiere am Herzen und sie haben ihren Legehennen 30 % mehr Platz gegeben. „Dafür sind Kosten angefallen, die man derzeit nicht bezahlt bekommt, so Braun. Inzwischen zählen zum Hof 8 Standorte im Umkreis von 10 km mit jeweils 8000 bis 24 000 Hennen in drei Haltungsformen: Bodenhaltung und Freilandhaltung (je rund 30 %) sowie Bio (rund 40 %). Das Fu􀅞 er für die konventionellen Tiere wird zu gut 80 % selbst angebaut.

 

Blick auf den Freilandstall der Fa. Sonnendorfer

Ihre Hennen seien schon aus Österreich gekommen, oder wie derzeit aus einer nahegelegenen Brüterei im eigenen Landkreis oder aus Norddeutschland und Baden-Württemberg. „Unser Erfolg stützt sich auf die Qualität unserer Eier“, betont Josef Braun. „Aber es ist immer schwieriger, an Legehennen in guter Qualität zu kommen.“ Mit den gestiegenen Auflagen haben viele kleine Brütereien aufgeben müssen, so dass die wenigen verbliebenen Brütereien derzeit wenig Wettbewerb haben.

Regionale Vermarktung

Die tägliche Arbeit beginnt mit dem Versorgen der Tiere und dem Einsammeln der Eier. Das nimmt, je nach Größe des Stalls, wenige Stunden am Vormittag in Anspruch.

Es werden ausschließlich Schaleneier produziert, die regional an Supermärkte, Gasthäuser, Bäckereien und den Lebensmittelgroßhandel geliefert werden. Schon der Großvater hat seine Hühnereier persönlich mit dem eigenen Auto ausgeliefert. Mit steigendem Geschäft wurde die Logistik auch mal an Speditionen vergeben. Nach Ausfällen auf Grund von Qualitätsmängeln, die bei der Lieferung entstanden waren, übernimmt die Familie inzwischen die Logistikwieder selbst.

Eier lassen sich gerade gut verkaufen

In Deutschland werden wiedermehr Eier gegessen. In Sonnendorf ist der steigende Bedarf an Eiern auch zu bemerken. Es habe schon schlechtere Phasen gegeben, aber momentan könne man Eier gut verkaufen, so Josef Braun. Vor Ostern ist der Vergleich mit anderen Monaten des Jahres schwierig. Denn gerade ist Hochbetrieb in den Ställen, in der Sortier- und Verpackungsanlage sowie in der Logistik. Die Versorgung aller Kunden mit der gewünschten Ware ist eine Herausforderung für das gesamte Team. Auf Grund der großen Nachfrage sind derzeit die Lager am Ende des Tages leer. „Wir schauen, dass gerade zu der Zeit vor Ostern alle Ställe voll belegt sind“, führt Josef Braun aus. „Die jungen Legehennen stellen wir so um, dass die Produktion gerade in dieser Zeit am höchsten ist.“

 

 

Bei Sonnendorfer werden seit 2014 in der eigenen Färberei auch Brotzeiteier gefärbt. Sie machen derzeit 10 % des Umsatzes aus.

In den Sommermonaten sinkt gewöhnlich die Nachfrage, da können dann die neuen Legehennen einstallt werden. 2022 waren die Preise für Eier im Handel sowie für eihaltige Produktespürbar gestiegen und eine Kaufzurückhaltung ausgelöst. 2023 war die Teuerung teilweise nicht mehr so stark ausgeprägt wie bei anderen Nahrungsmitteln. Zwar hätten sich die Verkaufspreise etwas beruhigt, aber die übrigen Kostenwie für Personal oder Abgaben seien gestiegen. „Wir müssen höhere Betriebskosten selbst auffangen“, betont Josef Braun. „Unser Betrieb muss so gut aufgestellt sein, dass er die höheren Kosten eine Zeitlangübersteht.“ Brauns haben die Erfahrung gemacht, dass sich weitere Preiserhöhungen derzeit nicht durchsetzen lassen. „Erhöhen wir auf Grund unserer gestiegenen Kosten die Preise je Ei um 1 ct, dann schlägt der Handel noch seine prozentualen Kosten drauf“, sagt Josef Braun. „Damit wären wir teurer als vergleichbare Anbieter. Das tragen die Verbraucher nicht mit und unser Absatz geht zurück.“

Die Konkurrenz um den Kunden ist am Eiermarkt groß

Der Kampf um die Gunst der Kunden ist groß. Die Verbraucher sind preissensibler geworden. Auch der Handel setzt derzeit, anders als zu Corona-Zeiten, nicht mehr so stark auf regionale Ware, ist die Erfahrung von Familie Braun. Die Inlandsproduktion ist zudem zurückgegangen, der nicht gedeckte Bedarf wird mit Ware aus dem Ausland aufgefüllt. „Wir stehen nicht nur in Konkurrenz zu anderen regionalen Anbietern, sondern vor allem zu billigen Eiern im Discounter zu einem Einstiegspreis von 1,99 €“, erklärt Josef Braun. „Diese günstigen Eier hat jede große Handelskette im Sortiment, da die Kunden das in riesigen Mengenkaufen.“

Das Vermarkten wird zunehmend zur Herausforderung. „Die Konkurrenz ist immer da“, sagt Josef und betont die Wichtigkeit der persönlichen Kundenbetreuung. „Wir können uns nicht ausruhen, sondern müssen immer im Kontaktmit den Kunden sein, mit den Einkäufern der großen Einzelhändler und speziell mit den einzelnen Märkten, die wir auf Strecke beliefern, aber auch mit den Kunden unseres Hofladens. Kundendürfen sich gerne bei uns melden, wenn es Fragen gibt oder Unklarheiten bestehen. Schließlich sind wir vor Ort und können aufklären.“

 

Blick in die Packstelle
Annette Seidl
Bild: Annette Seidl

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