Dr. Barbara Grabkowsky vom Verbund Transformationsforschung agrar der Universität Vechta stellte im Rahmen eines Webseminares zum Thema Tierwohl und Geflügelpest des Netzwerks Fokus Tierwohl die AI-Risikoampel vor.
Die AI-Risikoampel
Bei der AI-Risikoampel handelt es sich um ein Online-Tool, das unter https://risikoampel.uni-vechta.de/ frei zugänglich und kostenlos nutzbar ist. Das Ziel der AI-Risikoampel ist es, das betriebsindividuelle Eintragsrisiko von HPAIV (hochpathogener aviärer Influenza-Viren) in strukturierter Form einzuschätzen und zu optimieren. Die AI-Risikoampel entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Löffler-Institut, Forschung und Praxis.
Die AI-Risikoampel bewertet Risikofaktoren für den Erreger-Eintrag gewichtet über die dreistufige Delphi-Studie nach epidemiologischer Relevanz. Die strukturierte, funktionsbereichs-orientierte Analyse umfasst etwa 111 Fragen, deren Beantwortung etwa eine Stunde dauern. Nach der Beantwortung erfolgt eine sofortige Auswertung, die eine Risikoanalyse, eine Optimierungsanalyse und eine ToDo-Liste in pdf-Form beinhaltet. Durch die AI-Risikoampel werden eine Momentaufnahme des betriebsindividuellen Risikos erstellt und Vorschläge zur Optimierung unterbreitet. Die Betriebsdaten werden anonym gespeichert.
Mit welchen Themenbereichen beschäftigt sich die AI-Ampel?
37 Fragen befassen sich mit der Lage des Betriebs (Betriebslage, bauliche Voraussetzungen, Betriebsorganisation, Personal, Betriebsgelände und Zugang zum Gelände). 25 Fragen zu Hygieneschleusen, Schutzkleidung und Sozialräumen betreffen die Abschirmung des Stalls und die Schwarz-Weiß-Grenze, womit die Grenze zwischen reinen Bereichen (wie dem Stall) und unreinen, wie der Gülleaufbewahrung, gemeint ist. Die meisten Fragen (49) untersuchen die Arbeitsabläufe und das Management des Betriebsalltags. Hier sind der Verkehr auf dem Gelände, die Tiertransporte, der Umgang mit Kadavern, Mist und Gülle, Futter sowie die Reinigung, Desinfektion und Schädlingsbekämpfung relevant.
Im Ergebnis wird der Betrieb anhand der Gesamtpunktzahl einer Risikoklasse zwischen 1 und 3 zugeordnet (wobei die Risikoklasse 3 das geringste potenzielle Eintragsrisiko von Geflügelpestviren darstellt).
Wie wird die AI-Risikoampel genutzt?
Aus den anonymen Daten lässt sich ableiten, dass die AI-Risikoampel von der landwirtschaftlichen Praxis genutzt wird, zur Bestandsaufnahme von tiermedizinischem Personal oder Beratenden und zur Dokumentation von Biosicherheitsmaßnahmen gegenüber Aufsichtsbehörden wie dem Veterinäramt. Kurz nach der Veröffentlichung von Seuchengeschehen wurden erhöhte Zugriffszahlen gemessen.
Welchen Risikobereichen sollte viel Aufmerksamkeit gewidmet werden?
Wie gut ist die Biosicherheit in die Arbeitsabläufe eingebettet? Sind die Hygieneschleusen ausreichend? Gibt es genug Personal? Erschweren sprachliche Barrieren die Umsetzung? Gibt es Hygienelücken beim Vorfangen? Wird ein Falltier-Management angewendet? Ist der Kadaverbehälter ausreichend gesichert?
Was kann die AI-Ampel und was nicht?
Die AI-Ampel zeigt das betriebsindividuelle Risiko auf und unterbreitet Vorschläge zur Optimierung. Wenn diese Vorschläge umgesetzt werden, gibt es keine Gewähr, dass die Vogelgrippe nicht trotzdem ausbricht, aber das Risiko wird vermindert. Die Nutzung der AI-Ampel kostet etwas Zeit und die Umsetzung beispielsweise mit Fachberatung auch. Als Schulungs- und Beratungsinstrument scheint die AI-Ampel gut geeignet zu sein.
Die AI-Ampel ist räumlich begrenzt, da sie nur für aviäre Influenza und Stallhaltungsformen konzipiert wurde, nicht für Freiland- oder Hobbyhaltung. Die Vorschläge der AI-Ampel eignen sich nur zur Prävention nicht aber zur Früherkennung der AI.
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