Osnabrücker Geflügelsymposium: Vogelgrippe bleibt Thema

13 Februar 2024
Biosicherheit
Geflügeltagung

Beim 11. Osnabrücker Geflügelsymposium ging es in mehreren Vorträgen um die Vogelgrippe. Die Ausbrüche in Nutztierhaltungen halten sich in diesem Winter bisher in Grenzen. Dennoch wird weiter über die Impfung als Vorbeuge-Instrument diskutiert.   

Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) schätzt das Risiko eines Vogelgrippe-Eintrags für Nutztierbestände in Deutschland aktuell als „hoch“ ein. Vom 11. Oktober 2023 bis zum 11. Januar 2024 gab es insgesamt 26 Fälle (zum Vergleich: 65 Fälle vom 11. Januar 2023 bis 11. Januar 2024). Betroffen im Dreimonatszeitraum waren in den 26 Betrieben 344.000 Tiere.

Impfung vom Praxiseinsatz noch weit entfernt

Auf der Osnabrücker Veranstaltung befassten sich zwei Vorträge mit der Impfung gegen die Vogelgrippe. Betriebe machen sich Hoffnungen auf die vorbeugende Impfung. Leider kann sie nach jetzigem Stand bestenfalls ein zusätzliches Instrument zur AI-Bekämpfung/-Vorsorge sein. Von einer tatsächlichen Anwendung in der Praxis ist man ohnehin noch weit entfernt. Die Hürden dafür sind sehr hoch.

Prof. Dr. Timm Harder vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) berichtete in Osnabrück zum aktuellen Stand bei der Vogelgrippe-Impfung. Entsprechende Impfstoffe werden in verschiedenen Ländern der Welt außerhalb der EU seit längerem mit gutem Erfolg eingesetzt. In der EU ist bislang nur ein Impfstoff zugelassen, der allerdings schon älter ist. Geflügelpest-Viren sind sehr variabel, sie verändern sich laufend. Deshalb sollten Impfstoffe idealerweise sehr eng an die gerade zirkulierenden Virentypen angepasst sein.

Laut Prof. Harder befinden sich mehrere Impfstoffe in der EU-Zulassung. Von der Zulassungsbehörde gibt es jedoch keine Information zu den laufenden Verfahren.  

Steht ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung, müsse man sich darüber im Klaren sein, dass die Impfung hohe Kosten bedeutet. Die EU verlangt nämlich eine sehr engmaschige Überwachung geimpfter Bestände. So soll sichergestellt werden, dass sich bei geimpften Tieren kein Feldvirus weiterverbreitet.

Beispielrechnung zu den Kosten Impf-Überwachung

Dr. Christiane Soltau vom Bundeslandwirtschaftsministerium stellte in Osnabrück eine Beispielrechnung hierfür vor. Für eine Geflügelhaltung mit 5.000 bis 10.000 Tieren müsste nach einer AI-Impfung der Bestand alle vier Wochen untersucht werden, 60 Tiere seien jeweils zu beproben, ebenso alle verendeten Tiere im Bestand. Das alles zusammen schlug in der Beispielrechnung mit rund 1.000 Euro zu Buche.
Derzeit diskutiert wird hierzulande, ob alternativ eine Überwachung geimpfter Bestände über das Tränkewasser, über Einstreumaterial, Staub oder die Stallluft möglich wäre, um Kosten zu sparen.

Impfung könnte im immune Virus-Varianten begünstigen

Dr. Christiane Soltau nannte als Risiko einer Impfung, dass der dadurch entstehende Selektionsdruck auf das Vogelgrippe-Virus das Entstehen sogenannter Escape-Varianten begünstigen könnte. Bei solchen Escape-Varianten könnte die Impfung unwirksam sein. Das wäre natürlich kontraproduktiv, es würde eine Verbreitung der Vogelgrippe eher begünstigen als eindämmen.  

Ein großes Hindernis im Zusammenhang mit der Impfung wäre das Verbringungsverbot für Impf-Betriebe. Betreffen würde dies Tiere, Eier, Küken etc. Gegebenenfalls kann es Ausnahmegenehmigungen geben. Das Problem der Handelsrestriktionen beim Export von Fleisch geimpfter Tiere bleibe zudem, so die BMEL-Mitarbeiterin.

Auf eine andere Hürde bei der Umsetzung einer Impfung wies ein Kreisveterinär im Publikum hin: Ungeklärt sei, wer die personalintensiven Überwachungen geimpfter Bestände übernehmen solle. Je nach Geflügeldichte in einer Region sei das von den Amtsveterinären personell nicht leistbar.

Luisa Raederscheidt

Noch Optimierungspotenzial Biosicherheit

Deutlich wurde bei den Vorträgen zur Impfung, dass das Thema Biosicherheit für alle Betriebe weiter den höchsten Stellenwert haben muss in der Vogelgrippe-Prävention. Der Symposiums-Vortrag von Luisa Raederscheidt, Hochschule Osnabrück, zeigte, dass es diesbezüglich immer noch Optimierungspotenzial gibt.

Luisa Raederscheidt stellte ein von der Tierseuchenkasse Nordrhein-Westfalen gefördertes Projekt vor. Besucht und interviewt wurden 16 Praxisbetriebe (Legehennen, Masthähnchen, Puten), in denen der Status Quo hinsichtlich der Biosicherheit erfasst wurde und eventuelle Schwachstellen identifiziert werden sollten. Häufiger erwies sich das Kadavermanagement als Schwachstelle, Verbesserungspotenzial gab es zum Beispiel auch noch bei den Hygienemaßnahmen. 

 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Hochschule Osnabrück / Jörg Hunold

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