Im Rahmen eines Webseminares zum Thema Tierwohl und Geflügelpest, dass das Netzwerk Fokus Tierwohl veranstaltete, berichtete Dr. Barbara Grabkowsky vom Verbund Transformationsforschung agrar der Universität Vechta wie wichtig es ist, HPAI-Vorsorge systematisch zu reflektieren und umzusetzen.
Welche wirtschaftlichen Folgen hatten die Geflügelpest-Ausbrüche?
Dr. Grabkowsky fasste zusammen, welche gravierenden Folgen die Infektionen mit Hochpathogener Aviärer Influenza (HPAI) in Niedersachen 2020 bis 2022 hatten. Neben der Tötung von 2,6 Millionen Tieren, mussten 43 Millionen Euro für die Bekämpfung aufgebracht werden und die Versicherungsbeiträge stiegen. Die 11 Millionen Kilogramm Lebensmittel, die entsorgt werden mussten, entsprachen 388 Lebensmittel-Lkw, die hintereinander gestellt 7 Kilometer gemessen hätten. Es wurden Existenzen zerstört, 3.360.000 t Kohlendixid produziert und personelle Ressourcen benötigt, die an anderen Stellen fehlten.
Warum Biosicherheit?
Biosicherheit ist einerseits eine gesetzliche Pflicht, die beispielsweise durch das Tiergesundheitsgesetz und das AHL (Animal Health Law der EU) festgelegt wird, anderseits aber auch unzweifelhaft notwendig ist, um den eigenen Betrieb und letztendlich die gesamte Branche zu schützen. Die Vorsorge vor Krankheitserregern ist gleichzeitig auch angewandter Tierschutz.
Welche Faktoren bestimmen das Eintragsrisiko?
Es konnten drei Faktoren-Kategorien bestimmt werden, die das betriebliche AI-Eintragsrisiko bestimmen. Erstens die Einhaltung gesetzlicher und Qualitätsanforderungen, zweitens die bauliche und betriebliche Realität, also der bauliche Zustand, die täglichen Arbeitsabläufe sowie die Betriebsphilosophie und drittens AI-spezifische Risikofaktoren wie die Lage in Risikogebieten oder Kontakte zu Personen aus Risikogebieten.
AI-Eintragswege in den Geflügelbetrieb
Verschiedene Wege ermöglichen den Weg der Vogelgrippe in den Betrieb: Dr. Grabkowsky zählte diese auf, um Denkanstöße zu geben, wo Hygienelücken bestehen könnten. Arbeiten im Stall, wie die Tierpflege, Kontrollgänge oder die Datenerhebung erfordern ein Betreten. Weitere Tierhaltung kann Übertragungen verursachen. Durch falsche Mistlagerung oder Abwasser können sich Viren verbreiten und ein zu sorgloser Umgang mit Falltieren kann böse Konsequenzen haben. Verschiedene Menschen betreten das Betriebsgelände, beispielsweise Handwerker, tiermedizinisches Personal, Berater und Auditoren - zur Durchführung von Beratungen oder aus behördlichen Gründen. Auch die Kundschaft des Hofladens oder die Anlieferung von Futter und Einstreu kann ein Eintragsrisiko darstellen. Nicht zu vergessen ist der Zukauf von Tieren. Zusammenfassend muss allerdings betont werden, dass der Hauptvektor für AI der Mensch ist.
Eintragsrisiken vermindern
Beim Nutzgeflügel bestehen die Herausforderungen darin, ein professionelles, konsequentes Vorsorge-Management in allen Haltungsformen zu etablieren. Dieses umfasst konsequentes Monitoring sowie vom gesamten Team 24/7 „gelebte“ und von Schnittstellen zum Betrieb eingeforderte Biosicherheit. Des Weiteren ist ein betriebsindividuelles, systematisch durchdachtes Konzept vonnöten, da Tierhaltende verstärkt in der Verantwortung sind und sich als Unternehmer verstehen müssen.
Checklisten, Beratung und die AI-Risikoampel können helfen, die AI-Eintragsrisiken zu vermindern.
HPAI hat sich über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg ausgebreitet, womit ein ganzjähriges Eintrags- und Verbreitungsrisiko in Geflügelhaltungen verbunden ist. Durch das Fehlen von Saisonalität ist eine kontinuierliche Tierseuchenvorsorge alternativlos. Das Biosicherheitsniveau ist abhängig von der Betriebsleitung, den Kontrollen, dem Seuchendruck und der finanziellen Situation des Betriebs. Dr. Grabkowsky plädiert darauf, Biosicherheit als betriebsindividuelle, gesellschaftliche und gemeinschaftliche Verantwortung aller Akteure in der Wertschöpfungskette zu verstehen.
Reagieren
Geflügelnews lädt Sie ein, auf Artikel zu reagieren und schätzt Reaktionen mit Inhalt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, beleidigende oder kommerziell motivierte Reaktionen ohne Angabe von Gründen zu entfernen.