Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für Wildtiere?

24 Februar 2024
Biosicherheit
Pinguin

Prof. Timm Harder vom Friedrich-Löffler-Institut erläuterte in einem Webseminar zum Thema Tierwohl und Geflügelpest am vergangenen Montag (19.2.), welche Auswirkungen die Vogelgrippe auf Wildtiere hat und wie gefährdet der Mensch ist.

Vogelgrippe: Weltweite Ausbreitung

Prof. Harder beschrie anhand einer Weltkarte, wie sich die Hochpathogene Aviäre Influenza (HPAI) seit 2005, als sie in Südchina erstmals festgestellt wurde, durch Zugvögel in Mittelasien verbreitete, ihren Weg nach Europa und Afrika fand und seit 2021 über Neufundland den gesamten amerikanischen Kontinent befiehl.

Vogelgrippe gefährdet Biodiversität von Wildvögeln

Neben dem wirtschaftlichen Schaden, den die Vogelgrippe verursacht, bedroht die Infektion auch die Existenz von Wildvögeln, die in Kolonien brüten. Im Jahr 2022 waren Seeschwalben und Tölpel betroffen, im Jahr 2023 Alkenvögel und Möwen. Bei diesen Ausbrüchen verendeten bis zu 50 % der Adulten und 90 % der Küken einer Kolonie. Hieraus ergeben sich Langzeiteffekte infolge geringer Reproduktionsraten – viele dieser Vögel ziehen nur ein Junges pro Jahr groß. Virusexpositionen sind auch entlang der Zugrouten von Zugvögeln feststellbar. Das Virus dringt mittlerweile in das antarktische Ökosystem vor, wovon beispielsweise Pinguine und Albatrosse betroffen sind. Tauben (Brieftauben, Stadttauben) sind bislang kaum empfänglich für Infektionen mit der Vogelgrippe, da sie über die falschen Rezeptoren verfügen.

HPAI war bei Wildvögeln niemals weiter verbreitet, hat den Status einer Panzootie (Ausbreitung einer Krankheit über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg) erreicht und bietet deshalb ein ganzjähriges Eintrags- und Verbreitungsrisiko in Geflügelhaltungen.

Wie kann die Vogelgrippe von Vogel zu Vogel übertragen werden?

In Thailand werden beispielsweise Enten eingesetzt, um Schädlinge aus Reisfeldern zu fressen, die dort auch mit Wildvögeln in Kontakt kommen. In manchen Regionen werden die Kadaver verendeten Geflügels auf offenen Deponien entsorgt, wo sich Aasfresser infizieren können. In Afrika findet Hühnermist mitunter Verwendung in Teichen und wird als Fisch-Dünger genutzt.

Die Virusausscheidung mit dem Kot ist als Hauptübertragungsweg zu sehen, da alle kotbehafteten Objekte Virusüberträger sein können – verschmutze Reifen stellen ebenso ein Risiko dar wie Möwen, die Stalldächer verunreinigen und deren Kot mit dem nächsten Regen auf den Betrieb gespült wird.

Ansteckung durch lebensmittelbedingte Infektionen

Beunruhigender Weise wurden vermehrt Fälle von HPAIV 2.3.4.4b bei Säugetieren festgestellt; über 100 Fleischfresserarten waren weltweit betroffen. Diese alimentären Infektionen (lebensmittelbedingte Infektionen) fanden statt, weil beispielsweise Füchse, Robben, Marder oder Nerze infiziertes Wildgeflügel erbeuteten und sich durch den hohen Virusdruck ansteckten. Neben diesen Vogel-zu-Säuger-Übertragungen gibt es Verdachtsfälle von Säuger-zu-Säuger-Übertragungen bei südamerikanischen Robbenpopulationen.

Grundsätzlich können sich Influenza-Viren gut an neue Wirtstiere anpassen und Säugetiere sind biologisch betrachtet näher am Menschen. Die Anzahl humaner Infektionen (mit HPAIV H5N1 2.3.4.4b) seit 2018 ist glücklicherweise sehr gering und es gab keine Fälle in Europa.

Magdalena Esterer
Bild: Adobe_Stock_sam

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