Das richtige Licht im Geflügelstall, Neues zur Impfung gegen die Geflügelpest, eine ganz andere Methode zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe oder die Nische Zweinutzungshuhn – das waren einige Themen des diesjährigen NRW-Geflügeltages auf Haus Düsse.
Nach den Corona-Jahren mit einer Pause ist der traditionelle NRW-Geflügeltag wieder zum Treffpunkt der Branche über das Bundesland Nordrhein-Westfalen hinaus geworden. Heinrich Bußmann, Geschäftsführer des Geflügelwirtschaftsverbandes Nordrhein-Westfalen, konnte 110 Teilnehmende auf dem Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer, Haus Düsse, begrüßen. Landwirtschaftskammer und Geflügelwirtschaftsverband sind gemeinsam Ausrichter des Geflügeltages. Für Heinrich Bußmann ist die große Resonanz Beleg für den hohen Stellenwert von persönlichem Austausch und Diskussion mit den Berufskollegen.
Die ganztägige Veranstaltung wartete mit einer weiten Bandbreite der Themen auf. Es ging um ganz praktische Dinge wie die „richtige“ Beleuchtung im Geflügelstall oder die Bekämpfung der Roten Vogelmilbe. Aber auch Anforderungen von politischer und gesellschaftlicher Seite wurden thematisiert, Stichworte Nachhaltigkeit, TA Luft oder Impfung gegen die Geflügelpest.
Geflügel sieht bekanntlich anders als der Mensch. Die Beleuchtung im Geflügelstall soll dies berücksichtigen – auch gesetzliche Anforderungen wie mindestens 20 Lux in Tierhöhe oder Flackerfreiheit sind zu erfüllen. Dr. Daniel Werner von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, gab Tipps, wie Geflügelhalter mit diesen Vorgaben umgehen können.
Licht im eigenen Stall überprüfen
Er empfahl zur Überprüfung der Beleuchtungsstärke im Stall den Einsatz eines einfachen Luxmeters. Bei üblichen Stallgrößen sollte an fünf bis zehn Stellen im Stall in Bodennähe gemessen werden, nicht direkt an der Wand oder in den Ecken. „20 Lux im Mittel heißt nicht überall 20 Lux, sondern es können auch 10 Lux in der Ecke und 30 Lux im mittigen Stallbereich sein“, so der Fachmann. Seine Empfehlung war, ein einfaches Messprotokoll (Wo, wann gemessen? Welche Stalltemperatur?) abzulegen, auch für den Fall einer Kontrolle. LEDs sind zum Beispiel temperaturabhängig, bei niedrigen Temperaturen ist es heller als bei hohen Temperaturen.
Mit einem einfachen „Trick“ lässt sich die Flimmerfreiheit einer Beleuchtung im Stall prüfen: Handy-Videos nehmen mehr Bilder/Sekunde auf, als das menschliche Auge sieht. Filmt man die Lichtquellen per Handy und flackern sie, ist eine Überprüfung angesagt. Laut Dr. Daniel Werner ist man als Geflügelhalter auf der sicheren Seite, wenn man mit entsprechenden Fachfirmen arbeite, von denen es eine Handvoll auf dem Markt gebe.
Tränken-Monitoring zur Impf-Überwachung
Derzeit wird viel über eine Impfung gegen die Geflügelpest diskutiert – als zusätzlichen Baustein in der Bekämpfung. Auch wenn es hierzulande im vergangenen Winter sehr ruhig bezüglich Ausbrüchen war, sah es etwa in Polen deutlich anders aus. Wenn gegen die Geflügelpest (AI) geimpft werden dürfte, wäre auf jeden Fall ein Monitoring geimpfter Bestände nötig. Nur so kann sichergestellt werden, dass sich unter einer Impfdecke kein Feldvirus verbreitet. Geeignet für ein Impf-Monitoring wäre eine Tränkwasserbeprobung.
Eine solche Tränkwasserbeprobung war im Winter 2021/22 in der geflügeldichten Region Cloppenburg (Niedersachsen) von Seiten der Wirtschaft in Putenbetrieben mit räumlicher Nähe zu AI-Ausbrüchen etabliert worden. Hintergrund war dort, mögliche Sekundärausbrüche sehr schnell zu erkennen und so eine Weiterverbreitung der Viren einzudämmen. Daniel Diephaus von der Putenbrüterei Kartzfehn stellte das Tränkemonitoring auf dem Geflügeltag vor –und betonte die einfache Handhabung, die große statistische Sicherheit und die hohe Treffsicherheit. Derzeit wird geprüft, ob entsprechende PCR-Tests über Sockenproben auch für Masthähnchen- und Legehennenbestände eine Möglichkeit der AI-Kontrolle wären. Der Tierarzt äußerte die Hoffnung, dass bei sichergestellter Überwachung von Impfbeständen die Impfung etabliert werden könnte, ohne dass es Handelsrestriktionen gibt.
Lila Leuchten gegen Rote Vogelmilben
Vorgestellt wurde auf Haus Düsse auch ein innovativer Ansatz zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe. Die neue „Wunderwaffe“ kommt ganz ohne Chemie aus, es gibt also keine Gefahr von Resistenzen. Dr. Thomas Bartels vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI) Celle informierte über das sogenannte Kalte Atmosphärendruckplasma. Plasma ist der vierte Aggregatzustand von Materie – neben fest, flüssig und gasförmig. Es entsteht, indem man ionisiertem Gas elektrische Energie zuführt. Charakteristisch ist ein violettes Leuchten bei diesem Vorgang, der keimtötende Wirkung hat.
Entwickelt wurde das Verfahren, das in der Medizin breite Anwendung findet, in einem Projekt unter Mitwirkung des FLI und dem Stalleinrichter MIK International. Die Wirkung des Kalten Plasmas war sehr überzeugend: Alle Stadien der Roten Vogelmilbe vom Ei bis zum erwachsenen Weibchen waren zuverlässig nach spätestens zwölf Stunden abgestorben. Für die Anwendung im Stall wird derzeit ein praxistaugliches Gerät entwickelt.
Kleiner Vorgeschmack auf die EuroTier
Somit lieferte der NRW-Geflügeltag auch einen kleinen „Vorgeschmack“ auf die im November stattfindende EuroTier: Die innovative Technik zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe wird derzeit zur Serienreife gebracht und laut Hersteller auf der EuroTier in Hannover erstmals präsentiert werden.
Ebenfalls gezeigt auf Haus Düsse wurde eine neu entwickelte Nottötungsbox für Geflügel, die mit CO2 arbeitet – zunächst zur Betäubung der Tiere, dann zur tierschutzgerechten Tötung. Damit werden alle rechtlichen Anforderungen erfüllt. Die neue Box wird ebenfalls auf der EuroTier in den Geflügelhallen vorgestellt werden.
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