Praxisversuche zu Lichtansprüchen von Hühnern und Puten

15 April 2023
Stallmanagement
Huhn im Wald

Wer über die Lichtansprüche von Hühnern und Puten in ihren ursprünglichen Habitaten Bescheid weiß, kann sein Wissen nutzen, um den Stall richtig auszuleuchten. Anna Louisa Reimers von der Hochschule Osnabrück beschrieb in ihrem Vortrag „Das passende Licht zur optimalen Sicht - so sieht Geflügel” beim Netzwerk Fokus Tierwohl aktuelle Versuche zu Lichtansprüchen von Hühnern und Puten.

Dschungelbewohner Huhn

Das natürliche Habitat von Hühnern sind die subtropischen Wälder Südostasiens, erläuterte die Wissenschaftlerin. Um das Lichtspektrum dieses Habitats zu erfassen, wurden in Wald und Gebüsch Tageslichtmessungen durchgeführt. Um den Lauf der Sonne realistisch abzubilden, wurden an zwei Tagen in den Sommermonaten von 6 bis 22 Uhr Messungen im 2-Stunden-Takt durchgeführt. Der gemessene UV-A-Anteil betrug durchschnittlich 2,5 % (minimal 0,0 %, maximal 5,2 %).

Steppenbewohner Pute

Puten sind in südmexikanischen Steppen, an Waldrändern und in lichten Wäldern beheimatet. Die Tageslichtmessungen wurden deshalb im Wald, am Waldrand und unter freiem Himmel durchgeführt, und zwar ganzjährig an zwei Tagen im Monat von 6 bis 22 Uhr im 2-Stunden-Takt. Der UV-A-Anteil bei diesen Messungen betrug im Durchschnitt 5,8 % (minimal 0,0 %, maximal 14,0 %).

UV-A-Licht zuschalten und alles wird gut?

Die Daten dieser Tageslichtmessungen wurden verwendet, um einen Praxisversuch zu konzipieren. Dazu wurden 18400 Hennen in zwei Gruppen aufgeteilt, bei einer Gruppe wurden zusätzlich zur normalen Beleuchtung UV-A-Licht (Schwarzlichtröhren) eingeschaltet. Erwartet wurden weniger Gefiederschäden durch Zugabe von UV-A-Licht. Tatsächlich traten in der Gruppe der Hennen mit UV-A-Licht mehr Gefiederschäden auf – eine Senkung der Schäden auf das Niveau der Hennen ohne UV-A-Licht konnte erst durch Abschalten der Schwarzlichtröhren erzielt werden. Anna Louisa Reimers merkte an, dass dadurch, dass die Schwarzlichtröhren zusätzlich aufgehängt wurden, keine Vermischung des Lichts stattfand. Ein realistisches Lichtspektrum lässt sich aber nur erzielen, wenn alle Farben gemischt werden.

Farbtemperatur für die Lichtbewertung ungeeignet

Der häufig in der Praxis verwendete Parameter Farbtemperatur wird in Kelvin [K] angegeben und beschreibt die Lichtfarbe einer Lampe. Die Unterschiede in der Farbtemperatur verlaufen nicht linear und unterschiedliche Lichtspektren können die gleiche Farbtemperatur ergeben. Kelvin sind dementsprechend für die Lichtbewertung ungeeignet.

Welche Lampen für Stallbeleuchtung?

Der Sehsinn des Vogels arbeitet anders und ist deutlich besser entwickelt, weshalb die eigene Wahrnehmung bezogen auf Licht, Farbe und Flackern von Leuchtmitteln auf Geflügel nicht übertragbar ist. Frau Reimers empfiehlt aus aktueller Sicht LED-Leuchten, flackerfreie Leuchten und möglichst viele Wellenlängen / Farben im Spektrum (inkl. UV-A) und merkt an, dass die Ansprüche an Licht abhängig von Geflügelart und Alter sind. Eine ständige Kontrolle dieser LEDs mit vielen Wellenlängen ist unabdingbar, da die UV-A-Chips einerseits schneller altern als die anderen Chips und andererseits Fliegen anziehen, so dass die Leuchtmittel verunreinigt werden. Zur Überprüfung der Funktion von Lampen oder Lichtprogramm können Anzahl leuchtender LED-Chips bei gleicher Lichteinstellung gezählt und die Lampen in der Dimmphase genau betrachtet werden. Um das Lichtprogramm zu kontrollieren, gibt es sogenannte Lichtlogger, die aufzeichnen, wann das Licht an und aus war.

Magdalena Esterer
Bild: Pixabay

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