Das passende Licht zur optimalen Sicht

11 April 2023
Stallmanagement
Geflügelauge

Was ist Licht? Und wie ist der Sehsinn des Huhnes aufgebaut? „Licht lässt sich nicht nur als Sinnesreiz, sondern auch physikalisch als elektromagnetische Strahlung beschreiben, bei der definierte Wellenlängenbereiche eine Farbe darstellen“, sagt Anna Louisa Reimers von der Hochschule Osnabrück. Auf einer Fokus-Tierwohl-Veranstaltung zum Thema „Das passende Licht zur optimalen Sicht“ erläuterte sie, wie Geflügel sieht.

Der Augenaufbau ist entscheidend für die Farbwahrnehmung, da nur ein kleiner Teil des Lichtspektrums sichtbar ist. Grundsätzlich sind kurze Wellen energiereicher als lange Wellen.

Was lässt sich steuern?

Mit Lichtmanagement lässt sich die Legetätigkeit beeinflussen, die abhängig von Tageslänge und Lichtintensität ist, sagte Reimers. Auch das Tier-, Aktivitäts- und Ruheverhalten lassen sich durch verschiedene Lichtprogramme steuern, Funktionsbereiche können so geschaffen werden. Nach tiermedizinischer Indikation kann Lichtreduktion (mehr als acht Stunden pro Tag) zur Verminderung von Federpicken und Kannibalismus eingesetzt werden.

Sehsinn bei Geflügel

Um Lichtprogramme sinnvoll einsetzen zu können, ist ein grundlegendes Verständnis des Sehsinnes von Geflügel erforderlich. Durch die seitliche Anordnung der Augen verfügen Vögel über ein großes Gesichtsfeld, das zum größten Teil monokular - also nur von einem Auge abgedeckt - wird. Der binokulare Bereich beträgt bei den meisten Vögeln unter 25° und die Augäpfel sind wenig beweglich, was in einer schlechteren Tiefenwahrnehmung resultiert. Um einen Ausgleich zu schaffen, besitzen Hühner einen langen Hals, eine sehr gute Beweglichkeit des oberen Kopfgelenks und führen schnelle Kopfbewegungen aus.

Physiologische Unterschiede zwischen dem Auge des Menschen und dem des Huhns

Zwischen dem Auge des Menschen und dem des Huhnes gibt es einige physiologische Unterschiede. So beträgt das Stäbchen-Zapfen-Verhältnis beim Menschen etwa 20:1, während dieses Verhältnis bei Hühnern etwa mit 1:6 angegeben wird. Stäbchen sind bei geringer Lichtintensität aktiv, für das Schwarz/Weiß-Sehen zuständig und ermöglichen lediglich unschärferes Sehen. Zapfen sind bei hoher Lichtintensität aktiv und erlauben sowohl Farbsehen als auch scharfes Sehen.

Das bedeutet, dass Hühner Farben besser sehen können als Menschen. Das bessere Farbsehen bei Hühnern wird aber nicht nur durch die höhere Anzahl an Zapfen verursacht, sondern auch dadurch, dass Vögel mehr Zapfentypen aufweisen: der Mensch besitzt drei Zapfentypen (rot, grün, blau) und Vögel einen zusätzlichen, der UV-Licht erkennt. Außerdem verfügen Vögel im Gegensatz zum Menschen über farbige und farblose Öleinschlüsse in den Zapfenzellen, die eine Filterfunktion realisieren und somit mehr Farben unterscheidbar machen. Diese Öltropfen beinhalten karotinoide Verbindungen, deren Konzentration von der Nahrung abhängig ist. Bei Mangel ist eine Beeinträchtigung des Farbensehens möglich.

Die Netzhaut des Vogels weist im Gegensatz zu der des Menschen Doppelzapfen auf, die für das Erkennen von Bewegungen und das Sichten von Feinden oder Beute zuständig sind. Außerdem enthalten diese ein Protein, das an der Wahrnehmung des Erdmagnetfelds beteiligt ist und zur Orientierung genutzt werden kann.

Magdalena Esterer
Bild: Pixabay

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